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Täuschend echt

Im Liberecer Wissenszentrum iQLandia kann man sich in die Irre führen lassen.

Von Irmela Hennig
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Im sogenannten Ames-Raum im Liberecer iQLandia wirken zwei gleich große Personen unterschiedlich groß.
Im sogenannten Ames-Raum im Liberecer iQLandia wirken zwei gleich große Personen unterschiedlich groß. © Foto: iQLandia

Heute ist es kaum zu glauben, doch im 19. Jahrhundert galten Naturwissenschaften als „brotlose Kunst“. Der gebürtige Potsdamer Hermann Ludwig Ferdinand Helmholtz (1821 bis 1894) zeigte trotzdem schon als 17-Jähriger großes Interesse an der Physik. Vorsichtshalber studierte er dennoch erst einmal das vielversprechendere Fach Medizin, arbeitete als Arzt, hatte schließlich Professuren für Physiologie inne. Trotzdem widmete er sich physikalischen Forschungen, brachte es schließlich auch zum Professor auf diesem Gebiet. Schuf wichtige Beiträge zur Optik, Akustik, Elektro-, Thermo- und Hydrodynamik. Galt als Universalgelehrter und wurde „Reichskanzler der Physik“ genannt.

Heute werben Universitäten, Politiker, Schulen und die Wirtschaft um Nachwuchs in den Naturwissenschaften. Und das Wissenschaftserlebniszentrum iQLandia im böhmischen Liberec (Reichenberg) unterstützt die Bemühungen mit einer modernen Ausstellung zum Anfassen. Und in der spielt seit Kurzem auch Hermann Ludwig Ferdinand von Helmholtz (er wurde spät geadelt) eine Rolle.

Denn die Einrichtung hat seine Idee des sogenannten Ames-Raumes aufgegriffen und umgesetzt. Das Ganze ist ein Zimmer, dessen Wände und Texturen verzerrt sind, um optische Täuschungen zu verursachen. Erstmals wurden die Überlegungen von Helmholtz 1946 umgesetzt durch den US-amerikanischen Augenarzt und Psychologen Adelbert Ames (1880 bis 1955).

Von einem bestimmten Punkt aus wirkt ein Ames-Raum wie ein gewöhnliches Zimmer. Wände, Boden und Decke scheinen zueinander im rechten Winkel zu stehen – alles ganz normal also, wie fast überall daheim. Doch eigentlich ist das Zimmer trapezförmig verzerrt. Das sorgt für Folgendes: Stellen sich zwei gleich große Personen in die Trapez-Ecken, glaubt man, die weiter entfernte Person ist kleiner als die andere. Bewegt man sich im Ames-Raum von der hinteren zur näher am Betrachter gelegenen Ecke, wirkt es, als wächst man.

Das können die Besucher mit dem Ames-Raum ausprobieren. Unterhaltsam, spielerisch – wie Lenka Gecková vom iQLandia wissen lässt. Ob das Hermann Ludwig Ferdinand Helmholtz gefallen hätte? Das lässt sich schwer sagen. Der Wissenschaftler soll immerhin gesagt haben: „Was dem Menschen leicht wird, pflegt er gern zu tun.“ Und die Liberecer Einrichtung bemüht sich, Physik, Medizin, Mathematik, Biologie und Chemie einfach, verständlich und mit Spaß rüberzubringen. Allerdings stammt von Helmholtz auch der Ausspruch: „Der eigentliche Entdecker ist der, der den neuen Gedanken gehabt hat.“ Und die Umsetzung sei dann zwar auch nötig, das Vordenken aber wichtiger. Doch vielleicht werden künftige Generationen durch die Erlebniswelt selbst zum Forschen und Entwickeln angeregt.

Das iQLandia wirbt aktuell mit mehreren Neuheiten. „Die Besucher erfahren hier jetzt, wie das Unendliche aussieht, und zwar dank des Exponats Unendlicher Raum, oder sie können sich mit einem Stethoskop an einer Spezialpuppe die verschiedensten Geräusche des Körpers anhören, zum Beispiel den Herzschlag des Menschen“, sagt Martina Kutíková, Marketingspezialistin des Centers.

Sie hofft, dass die kommenden Herbstferien den einen oder anderen deutschen Gast ins Nachbarland locken. Und schreibt schon mal, dass es von Görlitz nur 59 Kilometer, von Bautzen 78 Kilometer, von Löbau 52 und von Zittau gar nur 26 Kilometer bis nach Liberec seien. Und am 3. Oktober kommen die Liberecer ins Querxenland nach Seifhennersdorf zum Familientag. Für die Besucher gebe es originelle Stationen. Sie können einen Fakirsitz ausprobieren oder das Geschicklichkeitsspiel Jakkolo testen. Auch Experimente mit Flüssigstickstoff sind geplant.

Infos im Internet

Hermann von Helmholtz
Wissenschaftler: "Der eigentliche Entdecker ist der, der den neuen Gedanken gehabt hat. Experimente sind zwar auch nötig, doch ist es leichter, diese anzustellen als den Gedanken zu finden, und Experimente kann auch ein anderer anste
Hermann von Helmholtz Wissenschaftler: "Der eigentliche Entdecker ist der, der den neuen Gedanken gehabt hat. Experimente sind zwar auch nötig, doch ist es leichter, diese anzustellen als den Gedanken zu finden, und Experimente kann auch ein anderer anste © Foto: Wikipedia