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Talsperre in Grün

Der Stausee in Kriebstein ist von Algen bevölkert. Der Abwasserzweckverband hat Proben entnommen.

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© Falk Bernhardt

Von Falk Bernhardt

Kriebstein. Das Wasser in der Talsperre Kriebstein zeigt sich grün gefärbt. Eine Auswirkung der hohen Temperaturen. Selbst die Teilnehmer des Symposiums „Kunst am Wasser“, das kürzlich in Höfchen stattfand, waren verunsichert. „Wir sind in den Vorjahren oft zur Abkühlung baden gegangen“, erklärte der Mittweidaer Enrico Kletke, seit vielen Jahren künstlerischer Leiter der Holzgestaltung. „Diesmal war es aber allen zu heikel, hier ins Wasser zu gehen. Man weiß ja nicht, ob es Grünalgen oder vielleicht die gefährlichen Blaualgen sind.“

Blaualgen wollte auch Ulrich Pötzsch, Geschäftsleiter des Abwasserzweckverbandes (ZWA) „Mittleres Erzgebirgsvorland“ in Hainichen, nicht ausschließen. Pötzsch bot in Absprache mit dem Talsperrenzweckverband eine Wasseruntersuchung an, um auf Nummer sicher zu gehen. Die zunächst genommene Wasserprobe enthielt nach ersten Analysen im Hainichener Labor keine Blaualgen. Die Untersuchung einer weiteren an der Talsperre Kriebstein entnommenen Wasserprobe hat ergeben, dass es die Netzblaualge in geringer Konzentration gibt. „Momentan gibt es noch keine Schlierenbildung, deshalb besteht keine Gefahr“, erklärte Ulrich Pötzsch.

Wassertemperatur bereitet Sorgen

„Ich selbst war bis zu den Knien drin. Wenn man da noch seine Füße sieht, ist das ein gutes Zeichen. Der Nitratgehalt ist sehr niedrig, es gibt keine Algenblüte.“ Pötzsch rät dazu, nach dem Baden zu duschen. Was dem Wasserfachmann jedoch Sorgen macht, ist die hohe Wassertemperatur: 30 Grad an der Oberfläche und vier Meter tiefer immer noch 25 Grad. Damit könnte bei massenhafter Vermehrung der Algen irgendwann der Sauerstoff im Wasser knapp werden. Dann bestünde auch die Gefahr des vermehrten Auftretens von Blaualgen, so Pötzsch.

Für Thomas Caro, Geschäftsführer des Talsperrenzweckverbandes, ist die Wasserqualität nicht entscheidend: „Wir sind kein Badegewässer, Baden ist nur auf eigene Gefahr möglich. Wir betreiben auch keinen Badestrand.“ Dass das Wasser nun untersucht wurde, erachtet er als wichtig. Schließlich wolle er seine Besucher umfassend informieren. „Es gibt schon gelegentlich Anrufe, bei denen es den Leuten um die Wasserqualität geht“, sagt Caro. Der Mittweidaer Oberbürgermeister Ralf Schreiber (CDU), der zugleich Verbandsvorsitzender ist, kann sich an ähnliche Szenarien erinnern. „Natürlich ist das jetzt kein schönes Erscheinungsbild“, gestand Schreiber ein. „In früheren Jahren hat sich nach einer längeren Hitzewelle die Talsperre auch schon so gezeigt.“

Im Wasser der Talsperre waren in den vergangenen Wochen jedoch an mehreren Orten Badende zu beobachten, auch in Höfchen und am gegenüberliegenden Ufer in Falkenhain nahe der Jugendherberge. Dort sei die Zahl der Badegäste laut Herbergsleitung aber schon zurückgegangen. Die Einrichtung selbst sei hingegen fast komplett ausgelastet. „Das Wasser ist grüner als unsere Liegewiese“, kommentierte Holger Nitzschke die aktuelle Situation in seiner Jugendherberge. „Es gehen schon noch Leute ins Wasser, aber deutlich weniger als sonst. Zum Glück kann man bei uns als Gast auch gleich duschen.“ Ganz früh am Morgen würde die Talsperre besonders schlimm aussehen. „Das ist dann wie ein schwimmender Teppich mit kleinen grünen Plättchen“, beschreibt Nitzschke das Wasser. „Wenn dann durch Wind und die Schiffe ein paar Wellen kommen, verteilt sich alles wieder. Tagsüber geht es schon, schön ist es aber nicht. Wer aus dem Wasser wieder rauskommt, ist nicht komplett grün, aber wenn man sich wieder Sachen anzieht, bleiben die richtig am Körper kleben.“ Deshalb rät er auch unbedingt zur Dusche danach. Vor einigen Wochen habe es schon mal eine Wasseruntersuchung gegeben, die aber ohne Beanstandungen zur Folge hatte. „So wie die Talsperre jetzt aussieht, war es viele Jahre nicht mehr“, erläutert der Falkenhainer. „Es ist aber wohl einfach der Hitze geschuldet, und die ist nun mal auch außergewöhnlich.“ (FP)