Dresden
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Tanzen mit den Dresdner Partyprofs 

Revolutionär werben jetzt drei Dresdner Wissenschaftler für ihr Fachgebiet. Wie hip das sein kann, bewiesen sie am Donnerstag vor 400 Leuten.

Von Jana Mundus
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Im Partybus mal eben Werbung fürs Fach Elektrotechnik machen? Geht bei den Dresdner Partyprofs ganz einfach. Dafür wurde aus Andres Seidel ein musikalischer Che-Verschnitt.
Im Partybus mal eben Werbung fürs Fach Elektrotechnik machen? Geht bei den Dresdner Partyprofs ganz einfach. Dafür wurde aus Andres Seidel ein musikalischer Che-Verschnitt. © Partyprofs

Der große Revolutionär Che Guevara setzt sich die Datenbrille auf und lässt sich von Wissenschaftlern die Möglichkeiten einer superschnellen Internetverbindung erklären. 

Nächste Szene: Ein Strand, Che stapft durch den Sand, mit Fahne in der Hand. Nur dass er das nicht in Kuba tut, wo er einst den Guerillakrieg unterstützte. Seine moderne Kopie heißt auch nicht Che, sondern Andres Seidel. Aber auch er will eine Revolution anzetteln: eine im Geist der Elektrotechnik. Für die machen die Musiker um Seidel als Partyprofs musikalisch ordentlich Werbung: Viva La Electronica!

Das sind die Partyprofs – Prof. Frank Ellinger (r.) und die wissenschaftlichen Mitarbeiter Felix Schwarze (l.) und Andres Seidel (M.).
Das sind die Partyprofs – Prof. Frank Ellinger (r.) und die wissenschaftlichen Mitarbeiter Felix Schwarze (l.) und Andres Seidel (M.). © Partyprofs

Feierstimmung im Heinz-Schönfeld-Hörsaal der TU Dresden am Donnerstagabend. Knapp 400 Gäste sind gekommen, um bei der Premiere des neuen Hits der musizierenden Wissenschaftler dabei zu sein. Frank Ellinger ist eigentlich Professor für Schaltungstechnik und Netzwerktheorie. Andres Seidel und Felix Schwarze sind wissenschaftliche Mitarbeiter an der Professur. Vor drei Jahren machten die Partyprofs schon einmal von sich reden. Damals veröffentlichten sie das Video zu ihrem „Circuit Song“ – die drei grundlegenden Arten einer elektrischen Schaltung wurden dort mit gereimten Texten musikalisch erklärt. „Es ist schon vorgekommen, dass mir die Studenten das Lied vorgesungen haben“, sagt Ellinger. Sie hätten sich eine schwierige Materie so ganz einfach merken können. Der Plan ging auf.

Das neue Projekt hat ein ebenso großes Ziel: Der Song soll die Zuhörer für das Fach Elektrotechnik begeistern. Dresden sei neben Grenoble in Frankreich ein wichtiger Standort der Mikroelektronik in Europa. „Aber es gibt viel zu wenig Studenten in dem Fach“, erklärt der Professor das Dilemma. Das Bild von Elektrotechnikern sei in der Öffentlichkeit vollkommen falsch. „In Filmen ist es meist der Nerd, der am Computer sitzt und Kabel zieht, um ihn herum stapelweise leere Pizzakartons.“ Vollkommener Quatsch sei das. Drahtlose Kommunikation, selbstfahrende Autos, Smartphones oder Exoskelette, die gehbehinderte Menschen wieder laufen lassen, das alles ginge nur mit Hilfe der Elektrotechnik.

„We make revolution with electrical solution“ tönt es aus den Lautsprechern im großen Hörsaal. Wir starten die Revolution durch elektrische Lösungen. Der Refrain des neuen Songs ist eingängig, das dazugehörige Video mehr als unterhaltsam. 

Schon vor zwei Jahren textete Ellinger die Zeilen für den Song, in Deutsch und Englisch. Ein spanischer Kollege war für die Parts in seiner Landessprache zuständig. Schließlich sollen auch potenzielle Studenten aus anderen Länder die Botschaft verstehen. Dann setzte sich Andres Seidel in ein Flugzeug und flog in die kolumbianische Hauptstadt Bogotá. Eigentlich um dort an einer Konferenz teilzunehmen. Doch er hatte auch sein Aufnahmegerät und allerlei Technik dabei. 

Die Melodie zum geplanten Lied stand bereits. Kolumbianische Kollegen stellten den Kontakt zu einheimischen Musikern her. Bei „Viva La Electronica!“ sind deshalb auch Trommler, ein Bassist, ein Sänger und ein Schifferklavier-Spieler aus Kolumbien zu hören. „Klingt ein bisschen wie beim Buena Vista Social Club“, sagt Ellinger lachend.

Nach der Rückkehr feilten die Partyprofs am Schnitt des Liedes. Natürlich sollte es auch ein Video geben. Passenderweise gab es 2018 wieder eine Konferenz in Kolumbien, diesmal in Cartagena, einer Hafenstadt an der Karibikküste Kolumbiens. Ellinger engagierte ein dortiges Kamerateam und am Rande der Konferenz konnten die Dresdner einige Teilnehmer zum Mitmachen im Video begeistern. Am Ende sind es sogar 50 Leute von mehr als 17 Universitäten aus neun Ländern, die im Video dabei sind. Ob bei den Szenen am Stand, im Partybus oder in der Altstadt von Cartagena. Der Spaß, den alle hatten, ist deutlich zu sehen.

Gefilmt wurde auch in Dresdner Laboren, in die sich der Che-Verschnitt Seidel im Video verirrt. In Sachen Elektrotechnik sei die sächsische Landeshauptstadt nun mal der „Place to be“, sagt Ellinger. Der Ort, an dem man sein sollte.