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Alte Handys und Geräte wären oft noch zu retten

Über eine Million Tonnen alter Elektrogeräte werden jährlich bundesweit entsorgt. Ein Dresdner erklärt, wie es anders geht.

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Hilfe im Repair-Café: Dort lassen sich selbst ältere Handys wieder zum Laufen bringen.
Hilfe im Repair-Café: Dort lassen sich selbst ältere Handys wieder zum Laufen bringen. © Florian Schuh/dpa

Ein Lagerraum in Dresden, unweit der Elbe: viele Regale, wenig Platz. Bis zur Decke stapeln sich hier Kisten mit alten Handys, Radios, Druckern und Fernsehern. Nico Zocher führt während eines Videoanrufs durch die Räumlichkeiten seines Geschäfts Green Technology Project.

Allein 80 Kilogramm alte Smartphones warten hier auf ein neues Leben. „Man glaubt nicht, wie viele Laptops weggeworfen werden, die noch hübsch sind“, sagt IT-Spezialist Zocher. Das Problem seien die Ersatzteile. Denn die kosten bei alten Geräten oft mehr als der ursprüngliche Kaufpreis. Deswegen lagern Zocher und seine Leute jedes Bauteil ein, das sie bekommen.

Über eine Million Tonnen alter Elektrogeräte werden in Deutschland Jahr für Jahr entsorgt, hat das Statistische Bundesamt erhoben. Recycelt werden allerdings weniger als die Hälfte. Viele der verbauten Wertstoffe lassen sich nicht ohne Weiteres zurückgewinnen, sagt Matthias Mayer von „IFixit“, einer weltweiten Bastlergemeinschaft, die im Netz ihr Wissen rund um Reparaturen teilt. Zwar sei alles besser, als Geräte in der Schublade verstauben zu lassen.

Repair-Café spart Geld

Aber: „Die beste Alternative ist die Weiterverwendung“, sagt Mayer. So tauge ein ausrangiertes Smartphone immer noch als Musikplayer, etwa im Auto. Und ein altes Handy sei ein gutes Einstiegsgerät für den Nachwuchs. Auch der in die Jahre gekommene Laptop kann als bessere Schreibmaschine für Schulkinder gute Dienste leisten. Mit alten Digitalkameras lassen sich noch kleine Filme drehen. Auch wenn die Qualität vielleicht besser sein könnte. Der Spaßfaktor ist dafür umso größer.

Wem die Reparatur in Fachgeschäften zu teuer ist, kann in Repair-Cafés oder bei ähnlichen Reparatur-Initiativen sein Glück versuchen. „Jeder kann mitbringen, was er tragen kann“, erklärt Michel Mazylis das Konzept. Entsprechende Angebote gibt es in der ganzen Republik. Alle paar Wochen gibt es einen Termin, manchmal kommen bis zu 80 Leute mit kaputten Kaffeemaschinen, Rasenmähern oder Radios vorbei. Am Empfang wird das Gerät begutachtet, dann helfen Freiwillige bei der Reparatur. Das richtige Werkzeug und Arbeitsplätze gibt es vor Ort, die Erfolgsquote liege bei 50 bis 60 Prozent, sagt Mazylis. Immerhin.

Alte Geräte als Spenden

Auch Nico Zocher macht Hoffnung. „Die Hardware ist meist kein Problem“, sagt er. Vor allem Smartphones werden aber oft ausrangiert, weil das Betriebssystem zu alt ist und viele Apps dann nicht mehr unterstützt werden. Das lasse sich aber beheben – über alternative Betriebssysteme, die frei verfügbar seien, zumindest für Android-Geräte. Die berüchtigte Spider-App, also gesprungenes Glas, lasse sich mit einer Folie stabilisieren. Und sogar ein Wasserschaden ist nicht immer das Ende für Smartphones, Tablets und Co: Selbst hier lägen die Chancen für eine Reparatur etwa bei 50 zu 50, sagt Zocher.

„In den Hausmüll gehören ausrangierten Geräte auf keinen Fall, in diesem Abfallstrom kann kein ausreichendes Recycling stattfinden und im schlechtesten Fall können sich die Lithium-Ionen-Akkus entzünden“, warnt Mayer. Stattdessen kann man PCs oder alte Kameras etwa für Schulen oder soziale Projekte spenden. Ansonsten sind Wertstoff- und Recyclinghöfe die richtigen Anlaufstellen. (dpa)

Reparaturanleitungen: de.ifixit.com

Reparatur-Initiativen: www.reparatur-initiativen.de

Repair-Cafés/Anleitungen: www.repaircafe.org/de

Android-Smartphones mit alternativen Betriebssystemen weiternutzen: www.sz-link.de/upcyclingandroid