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So gut funktionieren elektronische Schlüssel-Finder

Zwei der fünf Anhänger schwächeln bei der Fernsuche. Und wie steht es mit Datenschutz? Ein Praxistest.

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Getestet wurden die Tracker Tile Pro (o.l.), Musegear Finder 2 (u.l.), Apple Airtag (M.) und Samsungs Galaxy Smart Tag-Modelle (r.).
Getestet wurden die Tracker Tile Pro (o.l.), Musegear Finder 2 (u.l.), Apple Airtag (M.) und Samsungs Galaxy Smart Tag-Modelle (r.). © dpa-tmn

Wer kennt es nicht: Erst findet man den Schlüssel nicht, dann das Auto – wo steht es gleich noch? Tracking-Anhänger für den Schlüssel sollen helfen. Wir haben Galaxy SmartTag und SmartTag+ von Samsung, Apple AirTag, Tile Pro und Musegear Finder 2 im Alltag getestet.

Das Einrichten

Die AirTags von Apple und die beiden Varianten des Samsung SmartTags werden nur innerhalb des eigenen Systems unterstützt, man braucht also ein iPhone beziehungsweise ein Samsung Galaxy Smartphone.

Apple zeigt, wie einfach die Einrichtung sein kann: Auspacken, Schutzfolie abziehen, neben das iPhone halten, auf „verbinden“ tippen, fertig. Bei Samsung fällt die Einrichtung dagegen ziemlich mühsam aus: Zunächst mussten zwei Firmware-Updates auf den Trackern vorgenommen und noch ein Plug-in für eine Smartphone-App installiert werden. Bei Tile und dem Musegear Finder 2 war das Einrichten simpler und mit dem Installieren der dazugehörigen App erledigt.

Die Suchfunktion

Den Hauptjob eines Trackers erledigen alle Testkandidaten gleichermaßen gut, nämlich einen verlegten Gegenstand aufzuspüren. Sie weisen die Richtung durch ein akustisches Signal.

Die AirTags von Apple und die Pro-Version der SmartTags von Samsung unterstützen darüber hinaus auf den letzten Metern auch eine Ortung in einer Augmented Reality-Umgebung. Dabei wird auf dem Display mit Pfeilen und Entfernungsangaben angezeigt, in welcher Richtung man suchen muss. Etwa, wenn der Schlüsselbund in einer Sofaritze steckt und man den Suchton kaum hören kann.

Diese Suchvariante setzt eine Funkverbindung via Ultra Wideband (UWB) voraus. Tile Pro und Musegear Finder 2 beherrschen UWB nicht. Auf der Smartphone-Seite ist für die Komfortsuche via UWB bei Apple ein iPhone 11 oder neuer notwendig. Bei Samsung sind es Galaxy Note 20 Ultra, Z Fold 2, S21 Plus oder S21 Ultra.

Während die Augmented Reality-Suche auf den letzten Metern in der eigenen Wohnung oder im Büro eher eine Spielerei ist, macht die UWB-Technik einen großen Unterschied aus, wenn man seinen Schlüsselbund außerhalb der eigenen vier Wände verloren hat. Fernab der Bluetooth-Reichweite geben sich Tile und Musegear geschlagen. Die Tracker von Apple und Samsung dagegen können mit den unzähligen iPhones und Samsung-Galaxy-Geräten anderer Benutzer ihre Position melden.

Bei Apple läuft diese Fernsuche über das „Wo ist“-Netzwerk. Da die meisten neueren iPhones dort angemeldet sind, suchen sie alle anonym nach einem verloren gegangenen Gegenstand, der mit einem AirTag ausgestattet ist. Im Praxistest dauerte es nur wenige Minuten, bis ein AirTag auf der Karte in der „Wo ist“-App aufgetaucht ist. Solange sich der Gegenstand an einem Ort mit Menschen befindet, wird er sehr wahrscheinlich von einem iPhone in der Nähe „gesehen“.

Ähnlich verhält es sich mit dem SmartTag+ von Samsung. Auch hier wurden markierte Gegenstände schnell lokalisiert, wenn sie sich nicht in völlig menschenleeren Umgebungen befunden haben – und zwar anonym durch andere Galaxy-Nutzer.

Im Prinzip sollte dieses Verfahren auch mit dem Tile Pro funktionieren, zwar ohne UWB, aber mit Bluetooth. Der Anbieter verspricht, dass eine Crowd-Suche zum Ziel führt. Voraussetzung ist allerdings, dass auf den Smartphones der Menschen in der Umgebung ebenfalls eine Tile-App installiert ist und via Bluetooth funken darf.

Aber selbst auf dem belebten Berliner Savignyplatz blieb der Tile Pro auch nach Stunden unentdeckt, während die Tracker von Apple und Samsung bereits nach wenigen Minuten lokalisiert wurden. Die offenbar viel zu geringe Verbreitung des Systems macht bei Tile den Ansatz des „Crowd-GPS“ zunichte.

Der Datenschutz

Die erstaunliche Dichte des Netzes bei Apple und Samsung lässt natürlich auch Datenschutzbedenken aufkommen: Denkbar ist, dass die Tracker als Werkzeuge für Stalker eingesetzt werden könnten, da sie leicht in der Tasche oder im Auto einer Person versteckt werden können. Innerhalb des jeweiligen Ökosystems haben die beiden Konzerne allerdings bestimmte Sicherheitsmaßnahmen gegen Stalking eingebaut. So können die modernen iPhone- und Galaxy-Modelle erkennen, ob sich in der Nähe ein unbekannter Tracker befindet und dann mit einem Piepston darauf hinweisen. Allerdings können Android-Smartphones die AirTags von Apple nicht erkennen. Und die SmartTags von Samsung wiederum werden nur von den Galaxy-Modellen aufgespürt.

Apple hat auf kritische Berichte über einen möglichen Missbrauch der AirTags als Stalker-Tracker reagiert und beispielsweise die Zeitspanne verkürzt, bevor ein AirTag einen Alarm auslöst. Außerdem arbeiten die Entwickler an einer App, mit der Android-Nutzer unerwünschte AirTags in ihrer Nähe finden können. Ein gewisses Missbrauchspotenzial wird jedoch auch mit mehr Sicherheitsmaßnahmen bleiben.

Wer viel Wert auf Datenschutz legt, wird begrüßen, dass beim Finder 2 nun keine Registrierung mehr nötig ist. Es werden auch keine Ortungsdaten übermittelt.

Der Praxistest

Im Praxistest wurde ein AirTag in einem Elektroauto deponiert, um dessen Position lokalisieren zu können. Das ist beispielsweise dann ungemein praktisch, wenn mehrere Fahrer einer Familie sich ein Auto teilen, aber kein fester Stellplatz zur Verfügung steht. So kann jeder den Parkplatz schnell finden.

Die UWB-tauglichen Tracker von Apple und Samsung zogen dabei die meiste Aufmerksamkeit auf sich: Doch auch die beiden anderen Testkandidaten sind nicht uninteressant, denn sie können sowohl mit einem iPhone, als auch mit einem beliebigen Android-Smartphone verwendet werden. Außerdem beherrschen die beiden Tracker einen Trick, den nicht einmal die AirTags können: Man kann mit ihnen per Knopfdruck sein Smartphone läuten lassen. Das funktioniert auch, wenn das Telefon auf lautlos gestellt ist.

Ein Plus beim Musegear Finder 2: Mit der aktuellen App verfügt der Tracker wieder über eine Fernauslöse-Funktion für die Smartphonekamera, die zwischenzeitlich verschwunden war.

Der Tile Pro überzeugte im Test vor allem mit seiner hohen Bluetooth-Reichweite von über 130 Metern unter Idealbedingungen. Er piepst auch etwas lauter als die Tracker von Apple und Samsung.

Die Preise

Der Tile Pro kostet 29 Euro, der Musegear Finder 2 ist für 25 Euro zu haben. Teurer sind die Geräte von Samsung und Apple: Der Galaxy SmartTag+ kostet 37 Euro, das Modell ohne UWB aber nur 25 Euro. Apple verlangt für seinen AirTag 35 Euro. Dazu benötigt man allerdings noch einen Anhänger, da Apple seinen Tracker nicht mit einer Öse versehen hat. Wem die Anhänger von Apple, die in einer Lederausführung 35 Euro kosten, zu teuer sind, kann auf deutlich billigere Varianten anderer Hersteller ausweichen. (dpa)