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Teddy-Klinik heilt Plüschtiere

Krankenhäuser können Kindern Angst machen. In die Teddy-Klinik aber kommen sie mit ihren Kuscheltieren und deren Wehwehchen. Für alle gibt es ein Happy End.

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Von Lisa Neugebauer

Dresden. Sophie hat Zahnschmerzen. Und Bauchschmerzen. Das braune Plüschpferd liegt im Arm von Hannah und wird gestreichelt. Seine weißen Fesseln baumeln herab, als die Fünfjährige am Montag etwas skeptisch ins Behandlungszimmer der Dresdner Teddy-Klinik tritt. „Sophie muss vielleicht ein Zahn gezogen werden“, wagt sie eine Diagnose. Zunächst aber wird das Pferdchen gewogen, vermessen und geimpft.

Zum elften Mal haben Medizinstudenten im Universitätsklinikum ein Krankenhaus für verletzte Plüschtiere eingerichtet.
Zum elften Mal haben Medizinstudenten im Universitätsklinikum ein Krankenhaus für verletzte Plüschtiere eingerichtet. © dpa
Während der drei Tage bekommen KInder auch Röntgenbilder verletzter Plüschtiere zu sehen.
Während der drei Tage bekommen KInder auch Röntgenbilder verletzter Plüschtiere zu sehen. © ZB
Auf spielerische Art soll so Kindern die Angst vor Ärzten und Krankenhäusern genommen werden.
Auf spielerische Art soll so Kindern die Angst vor Ärzten und Krankenhäusern genommen werden. © dpa
Mit Hilfe der Plüschiere lernen die Kinder zudem die Abläufe in einer Klinik kennen.
Mit Hilfe der Plüschiere lernen die Kinder zudem die Abläufe in einer Klinik kennen. © dpa
Die aus den USA stammende Idee wird seit Jahren auch von deutschen Unikliniken genutzt - wie in Leipzig und Dresden.
Die aus den USA stammende Idee wird seit Jahren auch von deutschen Unikliniken genutzt - wie in Leipzig und Dresden. © dpa

Vier Stunden lang schauen sich Medizinstudenten die plüschigen Lieblinge von Kindergartenkindern genauer an, versorgen Verletzungen und erlösen Hündchen, Robben oder Häschen von Schmerzen. Plüsch-Alien Kasimir wird operiert - fachgerecht mit Beatmungsschlauch -, Bärchen Max bekommt einen Verband und ein Vogel hinter einem Paravent einen neuen Flügel angenäht. Ludwig, sein Besitzer, schaut aufmerksam zu, ob die Operation gelingt.

Zum elften Mal haben Medizinstudenten im Universitätsklinikum ein Krankenhaus für verletzte Plüschtiere eingerichtet - für drei Tage. Es gibt mehrere Stationen, an denen bis Mittwoch insgesamt etwa 1000 Tiere versorgt werden. Damit soll Drei- bis Sechsjährigen spielerisch die Angst vor Spritzen und Ärzten genommen werden. Sie lernen zudem die Abläufe in einer Klinik kennen.

„Sie kommen nicht als Patienten ins Krankenhaus, sondern betreuen ihre kranken Kuscheltiere und helfen bei der Behandlung“, sagt Projektleiter Martin Scharffenberg. Er studiert im achten Semester Medizin und ist seit 2010 dabei. „Wir erklären jeden Schritt und versuchen so zu zeigen, dass ein Krankenhaus nichts Schlimmes ist.“

Die aus den USA stammende Idee wird seit Jahren auch von deutschen Unikliniken genutzt - wie in Leipzig und Dresden. Charlotte Hempel, „Doktorin der Teddykunde“ auf Zeit, muss oft schmunzeln über die ausgedachten Wehwehchen. „Von zu langen Krallen bis hin zu Fieber ist alles dabei.“ Die künftigen Ärzte - sie behandeln honorarfrei - sind für jeden Notfall gerüstet: sie „röntgen“ mit extra gebasteltem Kasten, nähen schwere Wunden mit Nadel und Faden oder ziehen Zähne.

Kindergärtnerin Peggy Schicke ist schon das sechste Mal mit Gruppen im Teddy-Krankenhaus. „Es sind immer Kinder dabei, die vorher Angst haben und nicht in die Klinik wollen“, erzählt sie. „Aber wenn sie merken, dass sie selbst keine Patienten sind, sind sie begeistert dabei.“

Auch Hannah hat beim Zahnziehen geholfen. Nun holt sie sich in der Apotheke auf Rezept ein gesundes Paket mit Apfel und Traubenzucker gegen Sophies Bauschmerzen. Für Teddy-Doc Hempel hat die Behandlung von Kuscheltieren einen klaren Vorteil: „Jeder Patient geht völlig gesund nach Hause.“ (dpa)