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Teurer Harnstoff aus dem Kanister

Wer sein Dieselfahrzeug mit dem Zusatzstoff AdBlue betanken will, muss in der Oberlausitz tiefer in die Tasche greifen.

Von Jana Ulbrich
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Die Agip-Tankstelle an der B6 in Löbau ist eine von nur zwei Anbietern von AdBlue aus der Zapfsäule. Der Zapfhahn für Lkw passt aber nicht in alle Pkw-Typen.
Die Agip-Tankstelle an der B6 in Löbau ist eine von nur zwei Anbietern von AdBlue aus der Zapfsäule. Der Zapfhahn für Lkw passt aber nicht in alle Pkw-Typen. © © www.foto-sampedro.de

Es ist im Grunde nichts weiter als verdünnter Harnstoff, aber es kann einen Dieselfahrzeug-Fahrer teuer zu stehen kommen. Nahezu alle neueren Fahrzeugtypen mit Dieselmotor – egal ob Lkw, Bus oder Pkw – müssen dieses AdBlue zusätzlich in den Tank schütten, um den Abgasausstoß zu verringern. Doch in der Oberlausitz ist das leichter gesagt als getan.

Für alle, die den Zusatzstoff benötigen, heißt es hier nämlich vor allem: Kanister schleppen. Denn nur an zwei Tankstellen im gesamten Südkreis Görlitz stehen Zapfsäulen für AdBlue: bei Agip an der B6 in Löbau und bei Aral an der S148 in Ebersbach. Und es sind zudem in erster Linie Zapfsäulen für Lkw und Busse, deren Zapfhähne nicht mal in alle Pkw-Typen passen. Für die Zittauer Reiseunternehmerin Jana Steudtner ist das ein Unding. „Es kann doch nicht sein, dass wir hier größtenteils auf AdBlue aus dem mehr als dreimal so teuren Kanister angewiesen sind“, sagt sie. „Es kommen doch auch viele Touristen und Reiseunternehmen mit Bussen hier her. Warum bewegt sich da nicht mal einer der Tankstellenbetreiber?“

Bewegung scheint in diesem Fall aber nicht ganz einfach zu sein. „Wir können diese Zapfsäulen nur dort installieren, wo genügend Platz und auch genügend Nachfrage ist“, erklärt Aral-Unternehmenssprecher, Detlef Brandenburg. An der Aral-Tankstelle in Zittau beispielsweise wäre eine solche Investition wirtschaftlich nicht vertretbar. Unabhängig von der Platzfrage müssten hohe Umweltschutz-Auflagen erfüllt und die Anlage im Winter beheizt werden, erklärt Brandenburg. Das würde sich, wenn überhaupt, nur bei den großen Tankstellen mit viel Lkw-Verkehr rechnen.

Ähnlich argumentiert auch Verena Gaßmayr, Betreiberin der Sprint-Tankstelle an der B 96 in Oberoderwitz. Es müssten ein Extra-Tank, eine Extra-Tanksäule und eine Extra-Verbindung zur Kasse installiert werden. „Selbst wenn wir das wollten“, sagt sie, „das lässt sich hier auf dem Gelände gar nicht realisieren. Wie alle anderen Tankstellen auch, bietet sie AdBlue in 5- und 10-Liter-Kanistern an – drei- bis viermal so teuer als an der Zapfsäule.

Bei der Kraftverkehrsgesellschaft Dreiländereck ist man dem Problem gleich von Anfang an aus dem Weg gegangen: „Wir haben bei uns auf dem Betriebshof eine eigene Anlage mit zwei 1 000-Liter-Fässern gebaut“, sagt Geschäftsführer Alfons Dienel. Die Investition zahlt sich aus. „Wir können uns den Stoff gleich mit dem Tankwagen anliefern lassen, das ist noch viel preiswerter als von an der Zapfsäule an der Tankstelle“, erklärt Dienel. Die Anlage auf dem KVG-Hof steht aber nur betriebseigenen Fahrzeugen zur Verfügung.

Für alle anderen bleiben auf absehbare Zeit auch weiterhin nur die Lkw-Zapfsäulen in Löbau und Ebersbach – oder der drei- bis viermal so teure Kanister. Preiswerte Kanister als hierzulande gibt es an polnischen Tankstellen. Bei den großen 18-Liter-Behältern liegt der Literpreis annähernd im Niveau dessen aus der Zapfsäule.

Gefragt ist hier eigentlich die Auto-Industrie, findet der Zittauer Aral-Tankstellenbetreiber, Sebastian Herzog. Dass man überhaupt ein Zusatzmittel braucht, um Dieselabgase sauberer zu halten, das könne doch nicht im Sinne des Erfinders sein.

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