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Tharandt: Frau Müller verkauft jetzt wieder Regionales

Vor fünf Jahren eröffnete "Frau Müller" in Tharandt. Jetzt wurde umgebaut und es hat sich einiges verändert. Eine Schatzkammer gibt es auch.

Von Mathias Herrmann
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Nadja Müller mit Mangold aus der Region. Nach der Renovierung und der Neugestaltung hat der Laden wieder geöffnet.
Nadja Müller mit Mangold aus der Region. Nach der Renovierung und der Neugestaltung hat der Laden wieder geöffnet. © Daniel Schäfer

Dass Nadja Müllers Regional- und Naturkostgeschäft "Frau Müller" wieder geöffnet hat, sprach sich schnell herum in der Forststadt Tharandt. Seit vergangenen Donnerstag klingelt die Türglocke in der Roßmäßlerstraße wieder regelmäßig, wenn Kunden das Geschäft betreten. Neu erfunden hat sich das Geschäft nicht. "Wir haben uns neu sortiert und mehr Platz geschaffen", erklärt Inhaberin Nadja Müller die einwöchige Schließzeit im Februar. Die regionalen Frischprodukte Gurke, Salat und Co. präsentieren sich jetzt gleich am Anfang des Ladens. "Insgesamt liegt der Schwerpunkt jetzt mehr auf saisonalem Gemüse und regionalen Anbietern", so Müller.

Entstanden ist ein moderner Regionalmarkt mit Vollsortiment. "Wir bieten alles für einen kompletten Einkauf an", sagt die 48-jährige Inhaberin. Egal ob Waschmittel, Marmelade, Joghurt oder Getränke - der Wocheneinkauf ist problemlos möglich. "Unser großes Plus gegenüber Discountern ist, dass wir auch kleine Mengen anbieten, wie bei Gemüse", weiß die Chefin. Das würde von älteren Kunden sehr geschätzt.

Erlesener Käse und frische Orangen

Sehr geschätzt ist auch das Angebot der kleinen Schatzkammer. So nennt Nadja Müller das Käseangebot. Vom Camembert bis geräucherten Mozzarella gibt es nicht alltägliche Sorten aus Kuh- oder Ziegenmilch. Müller arrangiert mit Liebe das Angebot und überprüft die Qualität. "Sicher ist ein Käseangebot wie unseres aufwendig und muss ständig gepflegt werden, aber ich liebe es", sagt sie stolz. Gern würde sie die Käsetheke vergrößern, aber die Ladenfläche ist begrenzt.

Neben Käse sind es vor allem die Lebensmittel von regionalen Produzenten, die im Vordergrund stehen. Ob Nudeln, Kekse oder Senf - alles hat einen kurzen Lieferweg. Nur das Obst und Gemüse kommt schon einmal aus anderen Ländern. Dass sie zum Beispiel Bio-Orangen aus Spanien verkauft, findet die gebürtige Brandenburgerin nicht dramatisch. "Einige Gemüse- oder Obstsorten wachsen einfach nicht bei uns", erklärt Müller. Dabei verzichtet sie aber auf Lebensmittel aus Übersee. Auch ein Transport mit dem Flugzeug kommt für sie nicht infrage. Einzige Ausnahme ist der Ingwer. "Er wächst nur in Peru oder China." Die Wurzel bei Frau Müller kommt aus Südamerika.

Bei regionalen Angeboten darf auch der Whisky aus dem Tharandter Wald nicht fehlen. "Ja, der ist jetzt nicht Bio-Zertifiziert, aber er steht für die Region", erklärt die Frau mit dem offenen herzlichen Lachen. Aber sonst seien fast alle Produkte biologisch zertifiziert.

Die Suppe der Woche gibt es zweimal warm im Laden

Seit September 2019 Jahren gibt es das Regional- und Naturkostgeschäft in Tharandt. Eine Stammkundschaft hat sich gebildet. Der Grund für den Umbau ist simpel: "Nach den ersten Jahren wussten wir, was unsere Kunden wünschen, und wir haben uns angepasst." Auch waren die Umsätze im vergangenen Jahr zurückgegangen, was ein Handeln notwendig machte. "Durch Corona sind wir gut gekommen, aber das letzte Jahr war sehr schwierig", resümiert die 48-jährige. "Wir überlegten, was sich ändern muss, um wieder erfolgreich zu sein." Zusammen mit ihrem Mann und einem Berater aus dem Fachhandel kam der Gedanke, das Angebot neu zu ordnen und den Schwerpunkt anders zu definieren. Die Wände wurden gestrichen, die Regale verändert und das Sortiment neu eingeräumt. Seitdem stehen Frischprodukte und Regionales im Mittelpunkt.

Geblieben ist die haugemachte Suppe der Woche. Jeden Dienstag und Donnerstag gibt es eine vegetarische Suppe zum Essen an den kleinen Tischen im oder vor dem Geschäft. "Wer möchte, kann die Suppe auch mitnehmen." Dann füllt Nadja Müller das Tagesangebot frisch in kleine Pfandgläser.

Die Kundschaft hat sich gewandelt

Erfahrung hat Nadja Müller schon lange in der ökologischen Landwirtschaft und dem Verkauf von Bio-Lebensmitteln. Sie arbeite in der Geschäftsführung von Demeter Ostdeutschland und führte eine ökologische Landwirtschaft der Helene-Meyer-Stiftung . Mit Mitte vierzig suchte sie eine neue Herausforderung, auch um nahe der Kinder und des eigenen Hofes in Großopitz zu arbeiten. Als sie mit ihrem Mann nach Tharandt zog, bot sich die Eröffnung eines Regionalmarktes an. "Endlich konnte ich mit dem Allerweltsnamen Müller etwas anfangen", sagt sie ironisch und schmunzelt. Statt eines Tante-Emma-Ladens wurde es ein Frau-Müller-Laden und der eröffnete 2019. Heute beschäftigt sie als Selbstständige drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Teilzeit.

"Die Kundschaft hat sich in den Jahren gewandelt", sagt Nadja Müller. War es vor fünf Jahren noch eine kleine Zielgruppe, die ökologisch erzeugte Lebensmittel einkaufte, kommen heute biobewusste Studenten, Familien mit dem Wochenendeinkauf bis zu Senioren zu Frau Müller und lassen die Türglocke fröhlich klingen.