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Was Tharandts Einwohner von der geplanten "Neuen Mitte" halten

Geplant ist, das Areal an der Kreuzung Pienner Straße zu bebauen. Tharandter sind aber uneins, ob es die Mitte braucht.

Von Mathias Herrmann
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An der Kreuzung Dresdner und Pienner Straße soll die Neue Mitte Tharandts entstehen.
An der Kreuzung Dresdner und Pienner Straße soll die Neue Mitte Tharandts entstehen. © Mathias Herrmann

Die Stadtverwaltung Tharandt plant, das Areal an der Kreuzung Pienner und Dresdner Straße zu einer neuen Mitte zu gestalten. Dafür wird aktuell ein Bebauungsplan erarbeitet. Noch sind die Stadträte im Gespräch, welcher Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit sich die Gegend mit möglichen neuen Gebäuden so präsentiert, dass es in Tharandts Stadtbild passt.

Während die Stadträte diskutieren, haben die Einwohner Tharandts unterschiedliche Meinungen zum Projekt, wie eine nicht repräsentative Umfrage der Sächsischen Zeitung unter Passanten in der Stadt ergab. Ein Großteil der Befragten hat bisher noch nichts von den Plänen der Stadtverwaltung gehört. Wenn die Tharandter Kenntnis haben von der "Neuen Mitte", dann sind sie überwiegend gegen das Projekt. Die Begründungen sind unterschiedlich.

Bevor Bagger anrücken können für die "Neue Mitte", muss der Bebauungsplan vom Stadtrat bestätigt werden.
Bevor Bagger anrücken können für die "Neue Mitte", muss der Bebauungsplan vom Stadtrat bestätigt werden. © Mathias Herrmann

"Wir haben doch ausreichend Geschäfte", sagt etwa eine Händlerin. "Alles, was man zum Leben braucht, gibt es in Tharandt. Da brauchen wir keine neuen Läden." Leerstehende Wohnungen gebe es auch ausreichend, die saniert werden könnten. "Es sollten lieber Parkplätze entstehen, damit die Leute in die Stadt kommen und parken können."

Eine andere Händlerin verspricht sich nicht viel von der "Neuen Mitte". "Wo soll das Geld herkommen für die Neubauten?", fragt sie. "Aber es ist ja noch nicht entschieden, was gebaut wird." Lächelnd ergänzt sie: "Vielleicht werden wir positiv überrascht."

Zwei der vier Grundstücke der "Neuen Mitte" gehören der Stadt Tharandt. Die beiden anderen Flächen sind in Privatbesitz.

Vor dem Geschäft schimpft eine ältere Frau über den Namen: "Das ist doch nicht die Stadtmitte! Das ist Nonsens. Wir haben eine Stadtmitte und die ist woanders." Eine Meinung zu dem Vorhaben, einen Bauplan für die Grundstücke links und rechts der Pienner Straße zu erstellen, hat sie nicht.

Eine lange Planungsphase

Ganz anderes empfindet es eine Rentnerin, die noch immer in ihrem Geschäft arbeitet. "Ich begrüße es und würde es schön finden." Es sei vor Jahren schon einmal eine Bebauung geplant gewesen, erzählt sie. Damals hegte sie den Gedanken, mit ihrem Geschäft in die neuen Häuser zu ziehen. "Na ja, wie das so ist. Sie haben zwar das Deutsche Haus abgerissen, aber mehr passierte nicht."

Dass Jahre nichts passierte, bedauert auch Stadtrat Manuel Wächter. "Leider dauert der Prozess schon viel zu lange: 2014 wurde das Deutsche Haus abgerissen - 2019 die Aufstellung eines Bebauungsplanes beschlossen." Jetzt hofft der CDU-Politiker, dass das Verfahren zur Aufstellung des Bauplanes zügig zum Abschluss kommt und erste Baumaßnahmen sichtbar werden. "Denn die Brachen im Eingangsbereich von Tharandt müssten beseitigt werden."

Neuer Wohnraum für die Zukunft Tharandts

Auch für die Zukunft hält Wächter die Bebauung für wichtig. "In der Landeshauptstadt entsteht durch die Ansiedlung von weiteren Mikrochip-Fabriken jede Menge zusätzlicher Arbeitsplätze. Damit wir als lebenswerte Stadt auch in Zukunft für junge Familien interessant sind, benötigen wir ausreichend und vor allem bezahlbaren Wohnraum", so Wächter. Der sei auch in der Universitätsstadt mittlerweile ein knappes Gut. "Immer mehr Menschen zieht es raus aufs Land. Gerade Tharandt profitiert von dieser Entwicklung enorm." Die freien Flächen in der "Neuen Mitte" werden helfen, weiteren Menschen ein Leben in der Forststadt zu ermöglichen, ist sich Manuel Wächter sicher.

Egal wie die Meinungen sind, ein Großteil der Geschäftsleute und Anwohner haben noch nichts von der "Neuen Mitte" gehört. Erst mit dem vom Stadtrat bestätigten Bauplan, können die Grundstückseigentümer mit möglichen Planungen für die Bebauung beginnen. Dann dürfte die "Neue Mitte" stärker in den Fokus der Einwohner Tharandts rücken.