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Tierische Diebe

Ulrich Bohr freut sich über die Natur, die sich in den vergangenen Jahren erholt hat. Es gibt aber auch Schattenseiten.

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Von Cathrin Reichelt

Döbeln. Das Wasser der Teiche ist sauber. Ringsherum grünt und blüht es. Ulrich Bohr hat das Biotop im Griff. Er bewirtschaftet in der Region Döbeln Teiche, die heute der Südzucker AG Mannheim gehören. „Früher waren es die Stauteiche für eine Gärtnerei“, sagt Bohr. Die Natur hat sich ihr Revier zurückerobert. Dort gibt es aber nicht nur eine Pflanzenvielfalt, sondern zunehmend mehr Tiere. Die sind nicht immer gern gesehen.

Waschbären bedienen sich gern in den gut mit Fisch besetzten Teichen. Aber der Pächter hat vorgesorgt.
Waschbären bedienen sich gern in den gut mit Fisch besetzten Teichen. Aber der Pächter hat vorgesorgt. © Symbolbild/dpa
Auch der Kormoran ist zurück und schnappt sich einen Leckerbissen aus dem Fischteich.
Auch der Kormoran ist zurück und schnappt sich einen Leckerbissen aus dem Fischteich. © Symbolbild/dpa

Die Fischotter leben bereits seit etwa zehn Jahren wieder in der Region. „Zu DDR-Zeiten wurde ihnen durch die verschmutzten Gewässer die Lebensgrundlage genommen“, so Ulrich Bohr. Sein Verhältnis zu den Tieren ist gespalten. „Es sieht niedlich aus, wenn sie aus dem Wasser rausschauen“, sagt er. Durch die Otter hat er aber auch schon etwa 60 Karpfen – alle vier bis sechs Pfund schwer – auf einmal verloren. Die Fische hatte er aus größeren Teichen in einen sogenannten Hälterteich umgesetzt, kurz bevor er sie verkaufen wollte. Eines Morgens waren sie alle weg. Die Fischotter hatten sich in dem kleinen Teich bedient. „Anfangs haben wir gerätselt und an Schwarzangler gedacht, bis der Otter eines Tages über den Damm gesprungen ist“, meint Bohr. Jetzt schützt er den kleinen Teich.

Dem Otter kann Bohr ganz gut begegnen. Zumal er festgestellt hat, dass die kleinen Tiere sich ähnlich verhalten wie die Wölfe. „Wenn die Jungtiere ein gewisses Alter erreicht haben, müssen sie sich ein neues Revier suchen“, sagt er. Die Zahl der Fischotter in seinen Teichen hält sich in Grenzen. „Viel mehr Sorgen machen uns die Kormorane“, erklärt er. „Die schlachten die Fische ab, fressen aber nur wenige auf. Das macht der Otter nicht. Da bleibt nicht mal die Gräte übrig.“

Kormorankot verätzt die Bäume

Die Kormorane haben in den Wildbächen im Erzgebirge den Äschenbestand ausgelöscht. Dort kann der Vogel auch im Winter fressen. Die Bäche frieren nicht zu, sagt der passionierte Angler. Auch den Pflanzen schadet der Vogel. Sein Kot verätzt die Bäume. „Die treiben nie wieder aus“, so Bohr. Zwar könne er den Jäger beauftragen, den Kormoran zu schießen. Das sei aber nur im Bereich des Gewässers erlaubt.

Ein besonderer Räuber ist der Waschbär. „In einem Jahr habe ich 20 Tiere mit der Falle gefangen. Sie gehören nicht hierher“, sagt Ulrich Bohr. Inzwischen hat er die Tiere mit einem Elektrozaun vertrieben. Insgesamt ist der Angler froh, dass sich die Natur wieder erholt hat. An seinen Teichen gibt es wieder Fasane, Enten und Hasen.

Ulrich Bohr sorgt auch selbst dafür, dass Fauna und Flora wieder zur Normalität zurückfinden. Er hat zahlreiche Pflanzen eingesetzt und kleine Fische. „Nach der Wende musste jeder Teich für die Löschwasserversorgung ausgebaggert werden. Dabei sind die Karauschen, Moderlieschen und Schlammpeitzger mit verschwunden. „Sie wurden ohne nachzudenken ausgerottet.“ Die Fische sind aber nützlich. Die Moderlieschen dämmen zum Beispiel die Algen ein und die Karauschen fressen die Larven der Stechmücken. Deshalb hat Bohr seine Teiche immer wieder mit den Fischen besetzt. Und das mit solchem Erfolg, dass er Tiere an den Anglerverband Leipzig abgeben konnte, in dessen Einzugsbereich es keine mehr gab.