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Tierische Zugbegleiter

Während der Fahrt mit dem Wilden Robert steigen zwei Alpakas zu und es gibt süße Überraschungen.

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© Dietmar Thomas

Von Claudia Erbert

Oschatz/Mügeln/Glossen. Die Geräusche und Gerüche sind einzigartig. Schon von Weitem ist der Wilde Robert zu hören, zu sehen und je nach Windrichtung auch zu riechen. Hunderte Besucher drängen sich am Bahnhof Oschatz und wollen mit dem schnaufenden Zug mitfahren. Nicht alle bekommen einen Sitzplatz, aber die meisten wollen sowieso am Fenster oder auf der Plattform vor und hinter jedem Waggon stehen, um die Fahrt wirklich hautnah zu erleben.

Zahlreiche Mitstreiter vom Verein Wilder Robert helfen beim Abfertigen mit, verkaufen die Fahrkarten, tragen Kinderwagen in den Zug und beantworten Fragen. Mit ein paar Minuten Verspätung beginnt dann in Oschatz eine besondere Fahrt – außergewöhnliche Fahrgäste werden noch erwartet.

Der Piff ertönt, die Lok ruft „Tuuuuut“ und schon geht es los, schnaufend setzt sich die „Sächsische IV K 99 574“ in Bewegung und hüllt alles ringsumher in dicken Rauch. Überall an der Strecke stehen Schaulustige und winken, noch mehr Dampflokliebhaber haben aber ihre Kameras aufgebaut, liegen teilweise an den Bahnhöfen auf dem Bauch, um die bestmögliche Perspektive zu finden.

Viele Kinder fahren nicht nur zum ersten Mal Dampflok, sondern überhaupt Zug und sind begeistert: „Das ist viel schöner als Autofahren, weil ich hier rumlaufen kann und das so schön stinkt“, strahlt Linus, der extra aus Leipzig mit seinen Eltern nach Oschatz gekommen ist. „Wir haben uns das schon so oft vorgenommen und jetzt haben endlich Wetter und Zeit zusammengepasst“, freuen sich Mark und Katharina Beckert mit ihrem Fünfjährigen.

Erwachsene vergessen die Kinder

Und es wird noch besser: An der Station Altoschatz-Rosenthal hält der Zug und alle Kinder springen mit ihren Eltern auf die Wiese und durchwühlen die Hecke auf beiden Seiten – der Osterhase hat hier große Schokohasen und viele kleine Süßigkeiten versteckt. Leider denken nicht alle auch an die anderen und so platzen manche Rucksäcke fast vor Fundstücken, wogegen andere Kinder ganz leer ausgehen. Vielleicht hätten die Mitarbeiter vom Verein wie Grundschullehrer an die Vernunft der Erwachsenen appellieren sollen. Auch Linus geht leer aus, lässt sich aber schnell von einem mitgebrachten Riegel und der Aussicht auf den nächsten Halt ablenken.

In Thalheim stürzen wieder alle aus dem Zug, die Erwachsenen sind fast aufgeregter als die Kinder. Lothar Linhart von den Kreischa Alpakas Thalheim steht mit Robby und Sandow auf der Wiese und wartet auf die Kinder. Beide Alpakas tragen ein Geschirr, an dem eine Leine befestigt ist. Sie sind Menschen gewöhnt, Robby ist sogar das Patentier einer Schule in Oschatz. Dennoch sind sie in dem Trubel etwas aufgeregt und treten mehrmals aus, wenn sie zu sehr von hinten bedrängt werden. Mit Hilfe einer Rampe steigen beide nach einer ausgiebigen Streichelrunde mit in den Zug und scheinen die Fahrt sogar zu genießen, immer mal wieder erscheint ein brauner oder weißer Kopf am Fenster des Güterwaggons und die Locken wehen im Wind.

Bis nach Mügeln fahren beide mit und lassen sich wieder geduldig streicheln. „Unser Bestand ist jetzt ungefähr noch halb so groß wie zu Höchstzeiten, wir hatten zwei Jahre keinen Nachwuchs, jetzt soll es mal wieder welchen geben“, erklärt Lothar Linhart auf Nachfrage. Auch zum Fell haben die Mitfahrer Fragen: „Sieben bis acht Zentimeter Wolle haben die beiden jetzt drauf, geschoren werden sie nur einmal im Jahr.“

„Ich habe eine Jacke aus Alpakawolle für Linus gestrickt, die ist weich wie Watte und superwarm“, erzählt Katharina Beckert und streichelt gleich nochmal. Dann bekommen beide Tiere eine Auszeit und gehen spazieren. Da sie auch als Wanderbegleiter eingesetzt werden, sind sie das Gehen an der Leine gewohnt und freuen sich über den Auslauf.