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Tierschützer zeigen den Zoo an

Das Einschläfern von drei kleinen Schneeleoparden hat nun auch ein juristisches Nachspiel.

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© Archivbild: Sven Ellger

Dresden. Der Zoo Dresden hat wegen einer unglücklich verlaufenen Zucht von Schneeleoparden eine Anzeige erhalten. Einen entsprechenden Schritt der Tierschutzorganisation Endzoo Deutschland bestätigte die Stadtverwaltung am Mittwoch. Wegen der Augenkrankheit Multiple Okulare Kolobome (MOC) mussten unlängst drei Jungtiere eingeschläfert werden. Ihnen fehlten Teile der Augenlider, weshalb die Hornhaut der Tiere nicht ausreichend geschützt war. Das wiederum kann zu Entzündungen und Infektionen des Auges und letztlich auch zur Erblindung der Tiere führen.

Nach Darstellung des Vereins Endzoo hätte es aus genetischer Sicht mit dem Leopardenpaar keine Zucht geben dürfen. „Eine wissenschaftlich arbeitende Einrichtung hätte bereits beim Blick in die Stammbäume des Katzenpaares erkennen müssen, dass die MOC-Erkrankung schon bei mehreren Vorfahren auftrat und sich über mehrere Generationen weiterverbreitete“, sagte der Chef des Vereins Endzoo, Frank Albrecht am Mittwoch. Jeder Züchter wisse, dass viele Inzest- und Inzuchtverpaarungen ein enormes Risiko für künftige Generationen darstellten.

Der Zoo Dresden ist sich keiner Schuld bewusst. Nach Angaben des Zoologischen Leiters Wolfgang Ludwig hatte man die Eltertiere über das internationale Zuchtbuch erhalten - mit der Maßgabe einer Zucht. Die Auswahl treffe eine Artenkommission. Es sei allerdings noch nicht entschieden, ob eine weitere Zucht mit dem Dresdner Schneeleopardenpärchen Istari und Askin möglich sei. Schneeleoparden gehören zu den am stärksten vom Aussterben bedrohten Großkatzen. Seit 1987 existiert ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm, an dem sich unter anderem die Zoos in Dresden, Krefeld und Magdeburg beteiligen.

Ludwig verteidigte die Zucht von Zootieren. Bei manchen Tierarten sei das schon deshalb erforderlich, um sie vor dem Aussterben zu bewahren. In diesem Sinne gelte es den Genpool erhalten. Außerdem sollten Zootiere nicht mehr aus der freien Wildbahn stammen.

Die Dresdner Leopardenmutter Istari muss derweil mit dem Verlust ihrer Jungen klarkommen. Nach Aussagen von Wolfgang Ludwig verbringt sie nach wie vor viel Zeit in der Aufzuchtkiste. Dieses Verhalten sei normal, weil sie sich immer noch in einer Art Muttermodus befinde. Bei Schneeleoparden bleibe die Aufzucht den Müttern überlassen, weshalb Kater Askin vergleichsweise unbeteiligt wirke. (dpa)