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Tierschützerin für Kastration

Dana John päppelt verwaiste Katzenkinder auf. Sie ärgert sich, wie herzlos manche Menschen mit den Tieren umgehen.

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© Andreas Weihs

Von Peggy Zill

Coswig. Scheiß auf den Prinzen, ich nehme die Katze“, steht auf ihrem T-Shirt. Der Spruch beschreibt Dana John perfekt. Durch ihre Wohnung toben drei große und vier kleine Stubentiger. Im Wohnzimmer steht ein großer Katzenbaum, auf dem Fensterbrett ist ein gepolstertes Brett befestigt, auf dem die Katzen die Aussicht nach draußen genießen, in der Ecke steht ein Laufstall für den Miezennachwuchs. Besucher müssen aufpassen, wo sie hintreten. Die Kleinen wuseln um die Beine.

Im Auftrag des Großenhainer Tierschutzvereins päppelt Dana John Katzenkinder auf. Vor fünf Wochen sind Marwin, Max, Moritz und Mila zu ihr gekommen. Ein junges Mädchen hatte sich an die Tierrettung Dresden gewandt, weil der Opa die Katzenkinder töten wollte. Wie es eben so ist auf dem Dorf. Ihre Mutter ist vermutlich überfahren worden. Mitten in der Nacht klingelte es bei Dana John und eine Frau brachte die Waisenkinder vorbei. Da waren sie erst wenige Tage alt, hatten noch nicht einmal die Augen geöffnet. Nun brauchen sie genauso viel Aufmerksamkeit und Pflege wie Menschenkinder. „So eine Katzenmutti hat ganz schön zu tun. Das ist ein 24-Stunden-Job. Tagsüber kann man da nicht lange wegbleiben“, sagt die Coswigerin. Die Zeit kann sie nur aufbringen, weil sie eine Rente erhält.

Wickelunterlage, Feuchttücher, Babycreme und Fläschchen gehören neben Katzenklo und Spielzeugmaus zur Grundausstattung. Alle zwei Stunden bekommen die Kleinen eine Flasche mit Aufzuchtmilch, dann muss der Bauch massiert werden, damit sie sich entleeren können. Wenn doch mal etwas daneben gegangen ist, werden sie gebadet. Und zwischendurch verlangen die Katzen nach Streicheleinheiten.

Was Dana John den Babys nicht beibringen kann, übernehmen die drei Alteingesessenen. Die sind auch mit der Hand aufgezogen worden und bringen den Kleinen jetzt das „katzige“ bei. Vor 19 Jahren hat Dana John die erste Katze mit der Flasche aufgezogen. Dann begann sie irgendwann, im Coswiger Katzenhaus zu helfen. Seit einem Jahr ist ihre Wohnung Pflegestelle des Tierschutzvereins.

In Coswig ist das bisher die einzige Aufzuchtstation. „Es wären mehr nötig“, sagt Dana John. Noch immer werden in der Urlaubszeit viele Katzen ausgesetzt. Manche präsentieren den Tierfreunden angebliche Fundtiere, obwohl sie sie einfach nur loswerden wollen. Wobei mit mehr Katzen auch die Kosten für den Verein enorm steigen würden.

Besonders die Tierarztrechnungen schlagen gewaltig zu Buche. „Alle Katzen, die wir auflesen, werden kastriert. Das kostet beim Kater 70 Euro und bei der Katze 120 Euro.“ Hinzu kommen die Behandlungen bei Entzündungen oder Wunden. Immerhin gibt es einige Leute, die regelmäßig Futter spenden. Allerdings sollten mehr Geschäfte erlauben, Boxen dafür aufzustellen, findet Dana John. Sie würde sich außerdem wünschen, dass für freilaufende Katzen eine Kastrationspflicht eingeführt wird, wie es in manchen Städten schon der Fall ist. Die Frage sei dann allerdings, wie das kontrolliert wird. Sie kenne einen Fall, da weigert sich ein Katzenhalter, die Tiere zu kastrieren, tötet den Nachwuchs dann aber jedes Mal. „Man kann es ihm nicht beweisen“, ärgert sie sich.

Dieses Schicksal blieb den vier Katzenkindern zum Glück erspart. Ans Katzenklo haben sie sich schon gewöhnt. Sobald sie alleine fressen können, werden sie weiter vermittelt. „Aber nicht in Einzelhaltung. Das ist Tierquälerei“, sagt Dana John. Seit es für Katzenhaus und Aufzuchtstation eine Facebook-Seite gibt, fällt die Vermittlung der Tiere leichter. Deshalb ist sich die Coswigerin sicher, ein schönes neues Zuhause für die Kleinen zu finden. „Wenn man weiß, dass sie in gute Hände gehen, fällt der Abschied nicht schwer.“