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Tierschützerin rettet Pferde

Mandy Schöbel bewahrt Fohlen aus Österreich vor der Schlachtbank. Die sind in Italien eine Delikatesse.

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Von Peggy Zill

Laurin, der 20 Jahre alte Noriker-Wallach, steht gelassen auf dem Hof und lässt sich von Mandy Schöbel sein schwarzes Fell bürsten. Dass der Wallach noch lebt, verdankt er der 27-Jährigen. Eigentlich sollte er auf dem Schlachthof landen, wie unzählige andere Pferde jedes Jahr. Im März diesen Jahres hat ihn Mandy Schöbel von Österreich geholt. Seitdem teilt er sich die Wiese in Ziegra mit Stute Tilli.

Die „Fohlenretterin“ fährt seit 2009 mehrmals im Jahr nach Österreich oder Bayern, um vor allem junge Pferde vor der Schlachtbank zu bewahren. Alles begann, als sie sich entschlossen hatte, ein eigenes Pferd zu kaufen. Durch Zufall ist sie auf eine Anzeige aus Österreich gestoßen. „Ich hatte mich sofort in das Norikermädchen Riva verliebt“, erzählt Mandy Schöbel. Doch das Tier starb noch während des Transports. Danach informierte sich die junge Frau weiter über die Noriker-Rasse, fuhr nach Österreich in den Urlaub und erfuhr, dass viele Fohlen in Italien beim Schlachter landen, wo Pferdefleisch eine Delikatesse ist. „Noriker sind eine gefährdete Nutztierrasse, die Züchter bekommen Subventionen“, erklärt Mandy Schöbel. Wenn die Hengstfohlen für die Zucht nicht infrage kommen, werden sie bei Auktionen an die Fleischer verkauft. Den Züchtern macht sie keine Vorwürfe. „Es gibt welche, die interessiert es nicht, was aus den Tieren wird. Andere melden sich jedes Jahr und fragen nach“, so die 27-Jährige. Es ist weniger der Fakt, dass die Tiere geschlachtet werden, der Mandy Schöbel erschreckt. „Der Transport ist das Hauptproblem. Die Fohlen stehen teilweise 32 Stunden ohne Pausen in den Transportern“, erzählt sie. Vorher kannten die Tiere nur Wiesen und Berge. Viele würden schwer verletzt oder gar nicht mehr lebend in Italien ankommen. „Wir haben an der österreichischen Grenze mal einen Transporter räumen lassen. Von zehn Fohlen waren nur noch drei am Leben.“

Die engagierte Ziegraerin ist den österreichischen Züchtern unterdessen bestens bekannt. Jedes Jahr bekommt sie Meldungen, über die Fohlen, die verkauft werden sollen. Auf ihrer Internetseite veröffentlich Mandy Schöbel dann die Fotos der Tiere und bis wann sie verkauft sein müssen. Wenn jemand Interesse hat, vermittelt sie den Kontakt zum Züchter und organisiert auch den Transport. Bis zu 25 Mal pro Jahr fährt sie nach Österreich. Nächste Woche ist mindestens eine Tour geplant. Zwei Pferde haben in Hamburg neue Besitzer gefunden.

Bei all dem arbeitet Mandy Schöbel eng mit Tierschutzorganisationen zusammen. „Zurzeit sind die Vermittlungen in vollem Gange“, sagt sie. Es werden jedes Jahr mehr Züchter, die sich bei ihr melden. „Aber es ist schwer, die Fohlen zu vermitteln, und ich kann mir ja auch nicht alle hier her stellen“, sagt die Ziegraerin, die dieses Jahr eigentlich eine Vermittlungs-Pause einlegen wollte. Doch kamen schon Anfang des Jahres die ersten Fotos von Fohlen.

Dass sie nicht alle Pferde retten kann, weiß Mandy Schöbel. „Aber die wir holen, für die verändert sich die Welt.“ Laurin, das frühere Arbeitspferd, ist dafür das beste Beispiel. Zehn Jahre war der Wallach unterm Sattel, lange musste er Holz rücken. Jetzt genießt er die Ruhe und Mandy Schöbel genießt die Ruhe, die der Wallach ausstrahlt. „Ich beobachte die Pferde manchmal einfach nur gern. Das ist ein guter Ausgleich zur Arbeit“, sagt die Altenpflegerin.Infos und Kontakt zu Mandy Schöbel gibt es unter horsefire.npage.de