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TMS vor dem Ende

Der Dresdner Messeveranstalter hat Insolvenz angemeldet. Das Geschäft geht aber weiter: Aus dem Reisemarkt wird jetzt eine Reisemesse.

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© Robert Michel

Von Bettina Klemm

Geschäftsführerin Anne Frank hat Insolvenz für ihre TMS-Messen-Kongresse-Ausstellungen GmbH angemeldet. Gestern bestimmte das Amtsgericht Dresden Rüdiger Wienberg von der Kanzlei Hermann Wienberg Wilhelm zum vorläufigen Insolvenzverwalter. Zurzeit beschäftigt die TMS, die auch an den Standorten Chemnitz, Leipzig und Mannheim tätig ist, 30 Mitarbeiter. Diese sollen heute in einer Betriebsversammlung informiert werden. Ziel des Insolvenzverfahrens sei die Sanierung des Unternehmens. Auf SZ-Anfrage verspricht Anne Frank seit fast einer Woche zurückzurufen, tut dies aber nicht.

TMS-Chefin Anne Frank:
TMS-Chefin Anne Frank: © Oliver Killig

Als Grund für das Insolvenzverfahren nennt die TMS Auftragseinbußen und den Rückgang der Besucherzahlen, teilte der Insolvenzanwalt Rüdiger Wienberg mit. Er mache sich derzeit gerade ein umfassendes Bild über die Lage und prüfe Sanierungsmöglichkeiten.

Schon seit Langem wird in Branchenkreisen über Zahlungsschwierigkeiten der TMS berichtet. Bei der Messe Dresden hat sie beispielsweise einen hohen fünfstelligen Betrag offen. Der wäre im März fällig gewesen. Dabei handelt es sich vor allem um Auslagen für Nebenkosten wie Strom und Heizung. Dresdens Messechef Ulrich Finger soll auf Zahlung gedrungen, aber auch nach einer Lösung gesucht haben. Mitte Mai seien die Gespräche als gescheitert erklärt worden, bestätigt Finger. Daraufhin hat die Messe Dresden dem Mitbewerber Ortec angeboten, künftig anstelle der TMS eine Reisemesse zu veranstalten.

Seit gestern wirbt die Ortec, ein Unternehmen des Dresdner Druck- und Verlagshauses, zu dem auch die Sächsische Zeitung gehört, für ihre Reisemesse am letzten Januarwochenende. Die TMS hatte am Mittwoch die Werbung für den Reisemarkt von ihrer Internetseite genommen.

Die meisten Aussteller wissen bisher noch nichts von der akuten Krise. „Ich bin sprachlos und über die Hinhaltetaktik sauer. Wir haben mit der TMS immer gut zusammengearbeitet. Als wir aber von Schwierigkeiten hörten, haben wir sofort angerufen, wurden in Sicherheit gewiegt“, sagt Ingo Diesch. Seit über einem Jahrzehnt ist der Geschäftsführer der Firma Alpenjoy Tourismusmarketing Aussteller auf dem TMS-Reisemarkt. Mittlerweile tritt er gemeinsam mit Partnern aus Südtirol, Österreich und Bayern auf. „Der Messestandort Dresden ist so toll. Ich gehe davon aus, auch im nächsten Januar dabei zu sein, egal, wie der Veranstalter heißt“, sagt er. Ortec-Geschäftsführer Roland Zwerenz versichert: „Wir übernehmen gern als Partner der Messe Dresden die Organisation einer der für die Region bedeutendsten Messen.“

Für die Ortec bedeutet die Reisemesse zugleich eine Verlängerung ihres Veranstaltungsmarathons. Mitte Januar lädt sie zur Sachsen-Krad, vom 22. bis 24. Januar zur Karriere-Start und vom 29. bis 31. Januar zur Reisemesse ein. Ende Februar folgt die Haus 2016. Das sind alles Messen, die bei Ausstellern und Publikum gefragt sind.

Bis vor einigen Jahren waren TMS und Ortec noch nahezu gleich starke Veranstalter in der Messe Dresden. Doch die TMS hatte 2007 für fünf Jahre Sonderkonditionen vereinbart. Nach einem Urteil der Kartellbehörde bestand aber Messechef Finger vor gut zwei Jahren darauf, dass auch die TMS die übliche Miete bezahlt. Das führte dazu, dass Anne Frank im städtischen Messegelände nur noch ihren Reisemarkt veranstaltete.

In unmittelbarer Nähe, im Erlwein-Forum, organisierte sie weitere Messen zu Themen wie Hochzeit, Heimtiere und Adventsträume. „Im besten Fall ermöglicht es der Insolvenzverwalter, dass diese Messen weitergeführt werden“, sagt Mirco Meinel, Chef vom Erlwein-Forum. Allerdings habe er aber auch bereits Anfragen anderer Agenturen, die bereit wären, die Themen zu übernehmen. Auch beim Erlwein-Forum hat Anne Frank Außenstände. Meinel will sich dazu jedoch nicht äußern. Ähnlich reagiert die Leipziger Messe. Dort hatte Anne Frank im vergangenen Jahr mit ihrer 25. Messe Touristik & Caravaning einen Einbruch erlitten. Namhafte deutsche Hersteller aus der Caravaning-Branche sagten ihre Teilnahme ab.

Neben großen Anbietern leiden auch kleine unter fehlender Zahlungsmoral. Anne Frank bezweifle im Nachhinein die Qualität von Leistungen, um nur die Hälfte bezahlen zu müssen. „Wir haben uns das nicht gefallen lassen, geklagt und vor Gericht glasklar recht erhalten“, sagt Stephan Trutschler. Seine Agentur Medienkontor hatte für die TMS einen Auftrag in Breslau übernommen. Hauptsächlich durch Reise-, Hotel- und Dolmetscherkosten kamen 1 500 Euro zusammen. Nun hofft Trutschler, das noch ausstehende Geld zu erhalten.