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Tod nach der Disko

Die 19-jährige Jasmin kommt morgens nicht nach Hause. Später wird ihre Leiche gefunden. Jetzt sitzt ein Freund in Haft.

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© LVZ/Volkmar Heinz

Von Sven Heitkamp, SZ-Korrespondent in Leipzig

Sie fuhr am Freitagabend mit Freunden zum Tanzen, im „Blue“ in Frauendorf wurde mit einer großer Party der Disco-Strand eröffnet. Noch in derselben Nacht starb Jasmin K., ein 19 Jahre altes Mädchen aus Elbisbach bei Frohburg, das in Leipzig eine Ausbildung zur Augenheilkundlerin machte. Nachdem Eltern, Freunde und Polizei das ganze Pfingstwochenende verzweifelt nach ihr suchten, fanden Passanten am Mittag des Pfingstmontags den kleinen silbergrauen Skoda mit ihrer Leiche an einem Waldstück, keine drei Kilometer vom Elternhaus entfernt. Jasmin hatte sich das Auto von ihrer Mutter für den Freitagabend geliehen.

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Wenn die Geschichte stimmt, ist Jasmins mutmaßlicher Mörder ein Freund, ein 23-jähriger junger Mann, den sie frühmorgens gegen 4 Uhr im Nachbarort Hopfgarten noch nach Hause brachte. Die Polizei durchsuchte seine Wohnung, nahm ihn am Montagabend fest. Der Haftrichter erließ gestern wegen des dringenden Verdachts des Mordes Haftbefehl. Nun sitzt der junge Mann in Untersuchungshaft. Die Ermittler geben wenige Details preis, aber sie bestätigen: Es handele sich um einen von Jasmins Bekannten, mit denen sie in jener Nacht vor Pfingsten die Diskothek besucht hatte. Die Obduktion der jungen Frau habe ihre Identität bestätigt – und sie wurde Opfer eines Gewaltverbrechens.

Ein Geständnis haben die Ermittler nach SZ-Informationen bislang allerdings nicht erhalten, auch vor dem Haftrichter hat sich der Beschuldigte nicht weiter geäußert. Bisher gehen die Ermittler davon aus, dass er allein handelte.

Was geschah nach 3.30 Uhr?

In jener Nacht war noch ein anderer junger Mann aus Otterwisch im Auto mitgefahren. Ihn hatte Jasmin zuerst nach Hause gebracht. So hatten sie das im Freundes- und Bekanntenkreis öfter gemacht: Einer fuhr, die anderen konnten mit. In dieser Nacht brachen sie gegen 3.30 Uhr am „Blue“ auf, um nach Hause zu fahren. Sie kannten sich schon von der „Werner-Seelenbinder“-Mittelschule im nahen Bad Lausick, auch wenn sie ein paar Jahre auseinander waren. Was genau in der Nacht geschah, darüber schweigen sich die Behörden noch aus, um die Ermittlungen nicht zu gefährden und den Täter eindeutig zu überführen. Außerdem sollen Details nicht in der Öffentlichkeit ausgebreitet werden.

Dennoch harrten gestern Medienvertreter so hartnäckig vor dem Elternhaus aus, dass die Polizei sie eindringlich bittet, „das Wohnhaus der Getöteten und damit den Wohnsitz der Eltern nicht weiter aufzusuchen oder gar zu belagern“. Denn klar ist: Die Eltern und Jasmins jüngerer Bruder machen jetzt die Hölle durch, sie brauchen Schutz. „Sie bekommen dabei große Unterstützung von Freunden und Verwandten“, sagte Opferanwältin Ina Alexandra Tust, die die Familie nun betreut.

Noch am Wochenende hatten sich die Eltern, die verzweifelt nach ihrer Tochter fahndeten, mit Lokalreportern unterhalten. Sie zeichneten das Bild einer äußerst zuverlässigen jungen Frau. „Sie würde nie einfach wegbleiben“, sagte ihre Mutter. Ihre Tochter habe sich immer an Absprachen gehalten und im Zweifel SMS-Nachrichten geschrieben. Deshalb beschleicht die Eltern gleich am Samstagmorgen ein mulmiges Gefühl. Wenige Stunden später geht eine Suchmeldung der Polizei an die Medien. Jasmin ist ein hübsches Mädchen, schlank, braune Haare, sie trägt eine markante schwarze Brille. Am nächsten Tag wollte sie zu einem Vereinsfest. Stattdessen hingen dort Plakate mit einem Bild von ihr.

Auch die Diskothek „Blue“ reagiert und schreibt auf ihrer Facebook-Seite: „Mit tiefem Mitgefühl und Trauer fühlen wir mit Jasmins Familie, Freunden und Angehörigen und können es noch immer nicht fassen. Wir werden, gemeinsam mit Euch, zum angemessenen Zeitpunkt ihrer gedenken! Euer Blue Team“.