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Todesort Fahrstuhlschacht

Zwei Tote, eine Schwerverletzte: Die Fahrstühle eines Leipziger Hochhauses werden zum wiederholten Mal Schauplatz eines tragischen Unglücks.

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Von Sven Heitkamp

Dieses Mal kam der Tod in dem 16-Geschosser an der Stuttgarter Allee 30 auf besonders mysteriöse Weise. Als sich der Aufzug am Montagmorgen nicht rührt, ruft ein Bewohner den Techniker einer Wartungsfirma. Die Fahrkabine hängt im Erdgeschoss fest. Der Monteur und der Hausmeister machen schließlich die grausige Entdeckung: Auf der Kabine liegt ein Toter. An der Tür und auf dem Fußboden klebt Blut. Seither ermittelt die Staatsanwaltschaft in Leipzig.

Nach der Obduktion gestern ist klar: Das Todesopfer ist ein 22-jähriger Leipziger, der nicht an der Adresse gemeldet, der Polizei aber durch kleinere Delikte bekannt war. Er habe sich bei seinem Sturz aus großer Höhe schwerste Kopfverletzungen zugezogen, an denen er letztlich starb, sagt Oberstaatsanwalt Ricardo Schulz. Doch bisher ist völlig unklar, wie der Mann in den Schacht gelangen konnte und was er dort wollte. War es Selbstmord oder ein Unfall? Es gebe bisher keine konkreten Hinweise für eine Straftat, auch eine technische Unglücks-Ursache könne nahezu ausgeschlossen werden, so Schulz. Der Sachverständige habe keine Beanstandungen gefunden. Es gebe weitere Erklärungsmöglichkeiten, zu denen man sich noch nicht äußern wolle.

Manche Mieter des Hochhauses in Leipzig-Grünau erinnern sich noch an die Vorfälle in den vergangenen 14 Jahren, denn der Tote ist bereits das dritte Opfer in dem Haus. Im April 1999 starb ein dreijähriges Mädchen. Sie war mit ihrem großen Bruder Fahrstuhl gefahren, als der Aufzug zwischen zwei Etagen stecken blieb. Beim Versuch, sich zu befreien, stürzte das Mädchen durch einen Spalt ab. Im August 2005 wurde eine Rentnerin eingeklemmt, als der Fahrstuhl plötzlich nach oben schoss. Die 81-Jährige verlor beide Beine. Diese Woche passierte der Unfall nun im gegenüber liegenden Aufzug. „Wir bedauern den schrecklichen Todesfall sehr und stehen vor einem großen Rätsel“, sagt die Sprecherin der LWB, Leipzigs größte Wohnungs- und Baugesellschaft, Samira Sachse. Die 1998 eingebauten Fahrstühle seien engmaschig und akribisch kontrolliert worden. Der TÜV habe die Anlage erst am 30. Mai überprüft, zudem die Wartungsfirma zuletzt am 12. Juli. Zudem seien die Fahrstühle mit zusätzlicher Sicherheitstechnik ausgestattet. „Der Fahrstuhl kommt nicht vom Fleck, wenn die Türen offen stehen.“