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„Toi toi“ bei der Toilettensuche

Auf den ersten Blick gibt es ausreichend stille Örtchen in der Altstadt. Viele sind aber nicht wirklich für die Öffentlichkeit.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Meißen. Schön ist anders. Beim Blick auf das Areal zwischen der Südseite der Frauenkirche und der Telefonzelle sind Besucher der Altstadt wenig begeistert. Zwar stinkt es hier, wo sich bis vor 15 Jahren eine öffentliche Toilette befand, nicht mehr zum Himmel. Aber auch sonst tut sich wenig. Während der Platz direkt hinter der Frauenkirche demnächst mit Holzpodest und Wasserspiel mit Ausgleichsbeiträgen aus dem Sanierungsgebiet Altstadt aufgehübscht werden soll, scheint der Platz darunter vergessen. „Der Kontrast könnte dann nicht größer sein“, findet der Meißner Steffen Köhler. Stadt und Kirchgemeinde St. Afra sollten doch zusammen tätig werden, um auch hier etwas vorzuweisen, sich die Kosten eventuell zu teilen.

„Oder man bringt wieder eine öffentliche Toilette ins Spiel. Das würde den Touristen, die über den Markt schlendern, sehr helfen. Denn das Angebot ist nicht üppig“, sagt der Ruheständler. Die einzig wirklich öffentliche Toilette befindet sich an der Marktgasse 7. Diese sei auch ausgeschildert. Sonstige Möglichkeiten wie der Toilettengang im Rathaus, bei der Tourist-Info oder bedarfsweise bei der Stadtverwaltung am Markt 3 seien höchstens den Meißnern bekannt. Touristen könnten das nicht wissen. Derzeit gibt es aber keine Chance, dass am Platz neben der Frauenkirche wieder ein öffentliches WC installiert wird.

Im Auftrag von St.-Afra-Pfarrer Uwe Haubold erklärt die für die Öffentlichkeitsarbeit zuständige Ina Heß: „Die Toilettenanlage an der Frauenkirche musste damals geschlossen werden, weil der Zustand nicht haltbar war. Die Stadt Meißen, die wohl die Toilette unterhielt, hat den Raum folglich an die Kirchgemeinde zurückgegeben. Inzwischen ist eine Umnutzung des Raumes erfolgt. Als Toilettenstandort kann dieser somit nicht mehr nutzbar gemacht werden.“

„Aber hat nicht auch die Kirche eine Verantwortung für die Gemeinschaft?“, fragt Steffen Köhler. Er findet zum einen, dass sich die Toilettensituation vor Jahren wesentlich besser darstellte, als es noch an der Fährmannstraße sowie an der Frauenkirche WCs gegeben hatte. Zum anderen könnte doch auch die Kirche in den schmuddeligen Platz investieren. Immerhin flossen in das neue Gemeindezentrum am Markt 10 stattliche Fördergelder von knapp einer Million Euro, gab es Ende 2012 Geld der Stadt für eine neue Heizung.

Handlungsbedarf im Bezug auf die Toiletten in der Innenstadt sieht man verwaltungsintern derzeit nicht. Hier gebe es keine Probleme, da „die Mehrzahl der Besucher Orte mit öffentlich zugänglichen Toiletten wie Museen, die Albrechtsburg oder die Manufaktur aufsucht.

Ganztagsbesucher nutzen zudem die Sanitäranlagen der Meißner Gastronomiebetriebe“, so Michael Eckardt von der Pressestelle. Derzeit werde mit dem Betreiber der Beach-Bar verhandelt, die dortigen Toiletten als öffentlich auszuweisen und entsprechend zu beschildern, um die Toilettensituation rechts der Elbe Meißen zu verbessern. In der Altstadt genüge die öffentliche Toilettenanlage an der Marktgasse 7. Diese wird von der Städtischen Dienste Meißen GmbH (SDM) betrieben. „Ganz allgemein lässt sich sagen, dass die Stadt diese Toilette als Service für Gäste und Besucher bezuschusst“, so Eckardt.

Über den ehemaligen Toilettenstandort neben der Frauenkirche werde derzeit nicht mehr diskutiert. Was allerdings die Verbesserung der Aufenthaltsqualität dort anbetrifft, sei auch ein Einsatz von Ausgleichsbeiträgen theoretisch denkbar. „Wenn der Stadtrat entsprechende Beschlüsse fasst, können die Ablösebeiträge auch für andere Vorhaben eingesetzt werden als bisher beabsichtigt.“