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Totalverriss zurückgewiesen

Der Brief einer Leserin hat bei den Machern des Forstfestheftes in einem Punkt gar Kopfschütteln ausgelöst: Das Familienporträt zeigt korrekten Schärpensitz und gute Tradition.

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Von Frank Oehl

Kamenz. Wahllos, lieblos, oberflächlich – mit diesen starken Attributen der Schwäche hat SZ-Leserin Renate Borrmann aus Häslich das diesjährige Forstfestheft kritisiert (siehe SZ vom 30. Juli, Seite 16). Das hat eine durchaus differenzierte Reaktion ausgelöst, wie auch der Leserbrief von Melinda Szücs in der Dienstag-Ausgabe (Seite 14) zum Ausdruck brachte. Eine Frage steht im Raum: Was hat Frau Borrmann – bei aller womöglich berechtigten Detail-Kritik am Heft – eigentlich gegen die Titelgeschichte, insbesondere das Foto? Die abgebildete deutsch-libanesische Familie habe mit Kamenz nichts zu schaffen, heißt es sinngemäß. „Schon das Titelfoto geht voll daneben“, schrieb Frau Borrmann. „Ein bescheidenes Blumenkörbchen und dazu fünf Mädchen, die wieder wahllos Schärpen umgehängt bekamen.“

Das ist starker Tobak, der allerdings völlig nass geworden ist. Die beiden maßgeblichen Macher des Heftes, Odette Künstler für den Inhalt und Anne Hasselbach für das Layout (beide als Kamenzerinnen mit Herzblut bekannt) versichern, dass die Entscheidung für den Titel selbstverständlich mit der Stadt und dem Festkomitee abgestimmt war und das von Frau Borrmann geforderte „wachsame Auge“ der Herausgeber durchaus schon jetzt Realität ist. Anne Hasselbach: „Die Fotos für die Titelgeschichte entstanden während des letzten Forstfestes. Die Schärpen der Mädchen wurden ihnen keineswegs wahllos umgehängt.“ Außerdem habe es mehrere Familienporträt-Fotos gegeben – auch mit anderen Schmuckelementen. Das Festkomitee habe entschieden, das Porträt mit Kränzen und Eichenlaub auf das offizielle Forstfestplakat und das mit dem „bescheidenen“ Blumenkörbchen auf den Heft-Titel zu nehmen. Damit wird die Fundamentalkritik der Häslicherin (in einem ihr offenbar besonders wichtigen Punkt) deutlich zurückgewiesen. „Und lieblos ist es bestimmt nicht, wenn man sich überlegt, wie viel Mühe wir uns jedes Jahr mit einer neuen Titelgeschichte machen“, meint die City-Managerin, die am Heft aber nicht in dieser Teilzeit-Funktion tätig war, sondern als freie Gestalterin. „Leider kommen bei uns übers Jahr nur sehr wenige Ideen für neue Titelgeschichten an.“ Die Familie Salah mit den fünf Geschwister-Mädchen habe sich nicht nur angeboten, sondern sogar dafür selbst beworben.

Wo sind Adlerschießen und Forstfestturnen?

Am SZ-Lesertelefon hat sich am Dienstag Helga Buhl zu Wort gemeldet. Die ehemalige Kamenzer Lehrerin sieht die Gestaltung des Heftes ebenfalls kritisch. „Badelatschen-Fotos gehören einfach nicht hinein.“ Was ihr (wie ja auch Frau Borrmann) aufstößt, ist die Bilderauswahl. „Es gibt bestimmt schönere Fotos, die auch die Schmucktradition mit Dahlien, Astern und Eichenlaub besser widerspiegeln.“ Warum werde nicht das Forstfestturnen, das Adlerschießen, das Feuerwerk oder auch mal der Einzug am Donnerstagabend gezeigt?, fragt sie? „Wo bleiben im Heft die heiteren Begebenheiten am Rande?“

Mit dieser Frage rennt Frau Buhl bei den Machern offene Türen ein. „Bei uns kommt einfach zu wenig an“, sagt Anne Hasselbach. Anekdoten, Lustiges, vielleicht auch Tragisches, Familiengeschichten, Kleiderordnung, die Mode im Wandel, neue und alte Frisuren – es gebe eine große Vielfalt des Machbaren, aber das kann eben nicht nur Sache der Gestalter sein. „Wir sammeln und bereiten auf – Inhalte und Vorschläge sollten von denen kommen, die das Fest verkörpern.“ Dabei interessiere gerade auch die Meinung der Jüngeren, auch, was das neue Heft betrifft. Themen wie Toleranz und Integration, Tradition und Mut zum Wandel – diese würden die Kamenzer als Ganzes ansprechen. Zur Titelgeschichte steht sie: „Wir geben dem Forstfest mit der Mädchengruppe neue Akzente – mit der Auswahl der Protagonisten und der Geschichten, die sich darum ranken.“