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Traditionsreiches Uhrengeschäft in neuen Händen

Monika Hofmann hat fast 50 Jahre lang Zeitmesser in Glashütte verkauft. Jetzt hat sie einen Nachfolger.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Maik Brückner

Glashütte. Ein wenig fachsimpeln kann Walter Kansy schon. Doch für einen richtigen Uhrenverkäufer reicht es noch nicht. „Dazu muss ich noch einiges von Monika Hofmann lernen“, gibt der 43-jährige Betriebswirt zu. Anfang Juli hat der Radebeuler das Glashütter Uhrenfachgeschäft Hofmann übernommen. In Glashütte ist Kansy kein Unbekannter. Sieben Jahre arbeitete er als kaufmännischer Leiter in der Geschäftsführung der Uhrenfirma Mühle mit. In dieser Zeit hat Kansy auch Monika Hofmann kennengelernt. Die Ladeninhaberin war auf der Suche nach einem Nachfolger, der ihr Unternehmen kauft. „Das Geschäft habe ich mir als Altersvorsorge aufgebaut“, begründet sie ihr Vorgehen.

Seit 1967 verkauft Monika Hofmann in Glashütte Uhren. Ende der 1970er-Jahre wurde sie dabei unter anderem von Elke Modrock (li.) unterstützt.
Seit 1967 verkauft Monika Hofmann in Glashütte Uhren. Ende der 1970er-Jahre wurde sie dabei unter anderem von Elke Modrock (li.) unterstützt. © privat

Mit Walter Kansy habe sie einen Unternehmer gefunden, der das Geschäft in ihrem Sinne weiterführen wird. Mehr noch: Kansy behält die erfahrene Inhaberin als Beraterin und ihre Tochter Gitte als Verkäuferin. Monika Hofmann bleibt damit dem Geschäft, das sie 49 Jahre als Schmuck- und Uhrenverkäuferin geleitet hat, verbunden. Es ist ihr „Kind“. „Eigentlich wollte ich Verkäuferin in der Möbelbranche werden“, erzählt Frau Hofmann. Doch 1964 gab es keine Lehrstelle. Die gebürtige Seifersdorferin entschied sich deshalb, bei der staatlichen Handelorganisation HO eine Ausbildung zur Schmuck- und Uhrenverkäuferin zu beginnen. Ein Jahr nach dem Abschluss im Februar 1967 übernahm sie die Leitung des Glashütter Uhrengeschäfts, das sich damals auf der Hauptstraße befand. Die Verkaufsbedingungen waren dort alles andere als ideal.

Der Laden war sehr klein, das Sortiment nicht gerade berauschend. „Ich habe mich dafür eingesetzt, dass ich Direktbezieherin vom Uhrenwerk wurde“, sagt sie. Und das schaffte sie. Fortan konnte sie die unterschiedlichen Uhren „Made in Glashütte“ verkaufen. 1975 verlegte die HO das Uhrengeschäft an seinen heutigen Standort auf die Schillerstraße. Kurz nach der Wende gab die HO auf. Das Uhrengeschäft stand auf der Kippe. Überraschend kam Hilfe von den Glashütter Uhrenbetrieben. Diese übernahmen den Laden als Betriebsverkaufsstelle. Monika Hofmann war froh. Doch die Freude währte nicht lange. 1993 trennten sich die Glashütter Uhrenbetriebe vom Geschäft. „Ich war arbeitslos“, erinnert sich die heute 68-Jährige. Aufgeben wollte sie nicht. Sie kaufte das Gebäude und richtete einen neuen Laden ein. „Dabei unterstützte mich mein Bruder, der Architekt ist.“

Mutig mit eigenem Geschäft

1994 öffnete sie ihr eigenes Geschäft. Aus heutiger Sicht war das mutig. Denn damals wusste niemand, ob es den Glashüttern gelingen wird, ihre Uhrenindustrie am Leben zu halten. Mit fachkundiger und finanzieller Hilfe von außen gelang ihnen das. Immer mehr Firmen siedelten sich im Ort an. Für einige übernahm Monika Hofmann den Verkauf. „Die Firma Mühle gehört von Anfang an dazu“, sagt sie. Feste Partner wurden später die Union-Uhrenfabrik und das Uhrenatelier Söhnle. So unterschiedlich die Ausrichtung dieser drei Marken ist, eines eint sie: Sie stellen vergleichsweise erschwingliche Uhren her, mechanische gibt es zum Beispiel ab 1 000 Euro. Manchmal wechselte hier auch eine sehr teure Uhr den Besitzer. Vor zwei Jahren verkaufte Monika Hofmann eine limitierte Mühle-Uhr für gut 16 000 Euro.

So richtig gut läuft es im Geschäft seit 2008, nachdem in unmittelbarer Nachbarschaft das Uhrenmuseum öffnete. Für Frau Hofmann war es ein Segen. Denn einige Besucher nehmen sich eine Uhr als Andenken mit. Andere kombinieren ihre Glashütte-Besuche mit einem Uhrenkauf und einer Werksbesichtigung. „Beim Organisieren sind wir behilflich“, sagt Frau Hofmann.

Als neuer Inhaber will Walter Kansy nicht nur dieses Angebot fortführen. Auch den Namen des Geschäftes will er nicht ändern, da er inzwischen eine Marke ist, sagt er. Dennoch gibt es Dinge, die Kansy anders machen möchte. Dazu gehört die Innengestaltung. Der Radebeuler wird den Verkaufstresen und den Fußboden auswechseln. Zudem wird es künftig weniger Schmuck, aber dafür mehr Uhren geben. „Vielleicht kommt die ein oder andere Uhrenmarke dazu“, sagt er. Welche das sein wird, möchte er nicht verraten.

Den Rat von Monika Hofmann wird er sich auf jeden Fall anhören. Schließlich weiß sie sehr wohl, was Glashütte-Besucher suchen.