Von Kathrin Krüger-Mlaouhia
Ebersbach. Als Gottfried Claus seinen Kleintraktor startet, kommt der Motor erst ganz langsam auf Touren. Doch dann tuckert der Cunewalder Verdampfer recht laut über den Hof. „Für einen Eigenbau-Traktor hat er’s immer noch drauf“, sagt der ehemalige Traktorist stolz. Und er zählt auf, aus welchen Teilen das reichlich 40 Jahre alte Modell besteht: Die Achse und das Getriebe sind von einem Dumper, die Vorderräder, Kupplung und Lichtmaschine vom Trabant, die Hinterräder von einem rumänischen Udos-Allradtraktor, die Felgen vom Famulus, der Anlasser vom Wartburg. Und eine Hydraulikpumpe hat er auch.
![Das Foto zeigt den findigen Schlosser Willi Bartsch.](https://image.saechsische.de/784x441/c/n/cnzwrauyf60dud9yng8up235xk84k5gt.jpg)
Welche Teile verwendet wurden, war dem Zufall überlassen. „Denn alles war damals ausrangiert, wir haben eingebaut, was gerade da war“, erzählt Gottfried Claus. Er arbeitete in der Ebersbacher LPG Pflanzenproduktion, Willi Bartsch war damals dort Schlosser. Gemeinsam bauten sie 1983 über den Winter dieses Fahrzeug für den Eigenbedarf. Immer nach Feierabend. Und legten damit den Grundstein für eine ganze Serie von Kleintraktoren, von denen alle zehn blau und ungefähr baugleich sind.
„Der hier hat 6,5 PS und fährt gemächliche zwölf Kilometer pro Stunde“, meint Gottfried Claus. Würden ihm sogar nur sechs km/h reichen, brauchte der Ebersbacher das Fahrzeug nicht mal anmelden. So aber hat der Trecker eine grüne Nummer und muss aller zwei Jahre zum Tüv. „Weil ich aber Landwirtschaft im Nebenerwerb betreibe, brauche ich für das Kennzeichen nichts zu bezahlen“, sagt Gottfried Claus.
Zweites Traktortreffen
Früher sei er mit dem Kleintraktor aufs Feld gefahren, habe hinten zum Beispiel die Egge drangehängt. Der Rentner nutzt sein Fahrzeug aber hauptsächlich, um mit einem Anhänger Holz aus dem Privatwald zu holen. Vor zwei Jahren baute der Ebersbacher seinen Traktor noch mal um und hat nun zwei Sitze. „Da kann auch meine Frau mitfahren“, sagt der Rentner stolz. Sind Ersatzteile ein Problem? Nein, meint Claus. Aber sein Traktor wird auch gut gepflegt. Und der Ebersbacher weiß, wo die anderen Kleintraktoren stehen, die Willi Bartsch zusammengebastelt hat – die meisten in Ebersbach selbst. „Es gab aber auch Nachahmer.“ Raimund Schönfelder hatte zum Beispiel auch einen gebaut. Und Andreas Cranz, der heute in Schönfeld wohnt. Letzterer organisierte schon voriges Jahr das erste Traktorentreffen in Ebersbach mit den Eigenbau-Traktoren. Dieses Jahr erhielt Willi Bartsch als Urvater eine persönliche Einladung – eine von 60 Stück.
Dass sie mit Exoten unterwegs sind, das wissen die Kleintraktoren-Besitzer. Egal, ob Ein-Zylinder-Dieselmotor oder luftgekühlter Zwei-Zylinder-Motor aus dem Multicar: Die Ebersbacher stellen sie gern zur Schau.