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Trau Dich!

In Bautzen können sich Sänger an diesem Freitag am offenen Mikrofon ausprobieren. Eine Band hilft dabei.

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© Matthias Bulang

Von Irmela Hennig

Bautzen. Nimm mich jetzt, auch wenn ich stinke. Denn sonst sag ich Winke Winke und Good bye ...“ Mit diesen Zeilen aus dem Song „Mief“ feierten Wigald Boning und Olli Dittrich als Duo Die Doofen einst landauf, landab Erfolge.

Vor einiger Zeit hat der Bautzener Paul Schneider dieses Lied der früheren Band zusammen mit einem Kumpel auf die Bühne gebracht. Und dazu noch den Doofen-Hit „Ich bau dir ein Haus aus Schweinskopfsülze“. Der 26-Jährige nutzte die Offene Bühne im Soziokulturzentrum Steinhaus, um aufzuführen, was er selbst mag. Aber ebenso, „um Quatsch und Spaß zu machen“. Auch dafür sei es da, dieses besondere Format. „Open Mic Night“ heißt die Veranstaltungsreihe, die in loser Folge drei- bis viermal pro Jahr stattfindet. Übersetzen kann man das mit „Nacht des offenen Mikrofons“. Dabei gibt das Steinhaus die Bühne frei für Menschen jeden Alters, die sich mal musikalisch ausprobieren möchten. Sie können eigene oder gecoverte Songs und Stücke aufführen und werden von einer professionellen Band unterstützt.

Am 15. Dezember ist es wieder so weit. Neun Leute haben sich mit 17 Beiträgen angemeldet, weiß Steinhausmitarbeiter Alexander Noack, der für die Organisation zuständig ist. Es wird ein richtig abendfüllendes Programm – mit Musik der US-amerikanischen Rockband Toto, mit Pop und wahrscheinlich sogar Metal. Paul Schneider ist dieses Mal als Musiker beteiligt. Er gehört zur Band, die die Auftrittswilligen unterstützt. Der junge Mann, der in Breitenbrunn im Erzgebirge an der Staatlichen Studienakademie Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit studiert, kennt also zwei Seiten des Projekts und hat zudem viel Einblick in die Vorbereitung. Denn zu seinem Studium gehört ein praktischer Teil, den absolviert der Oberlausitzer im Soziokulturzentrum Steinhaus.

Etwas Vorlauf ist wichtig

Wer auftreten möchte bei der „Open Mic Nigth“, muss sich vorher anmelden und angeben, was er singen oder spielen will. „Das brauchen wir, um die Setliste zu erstellen“, sagt Paul Schneider. Also, um die Reihenfolge der Titel festzulegen. Außerdem ist für die Band etwas Vorlauf wichtig, um die Stücke einzustudieren. Bandleiter Malte Rogacki bringt sie vorher zu Papier. Dann können die Musiker üben. Vor der eigentlichen Veranstaltung gibt es dann einen Soundcheck und eine Probe mit den Sängerinnen und Sängern. Auch, „damit sie die Band kennenlernen“, sagt Paul Schneider. Und eine gewisse Sicherheit gewinnen. Wenn gewünscht, unterstützen Background-Sänger den Auftritt.

Allerdings sind nicht alle Open-Mic-Teilnehmer auf der Bühne Neulinge. Es gebe einige, die vorher schon Musik gemacht haben, in dem Rahmen nun aber mal eigene Stücke aufführen möchten. Auch Paul Schneider war kein Anfänger, als er mit den Doofen-Hits im Steinhaus aufgetreten ist. Er hatte einst auf Drängen der Großeltern mit Keyboard begonnen, dies aber zwischenzeitlich aufgegeben. Dann in einem Coverbandprojekt des Vaters mitgespielt und dort schließlich auch gesungen. Er hat Klavier gelernt und sich in Workshops und Camps des Steinhauses Neues angeeignet. In der Open-Mic-Band spielt er Keyboard und singt.

Von Pop bis Metal

Die Band ist unterschiedlich groß, tritt normalerweise mit Schlagzeug, Keyboard, Gitarre und Bass auf. Manchmal komme Percussion dazu. Oder anders. Pro Abend begleitet die Gruppe im Schnitt zehn Teilnehmer. Die stilistische Bandbreite reiche von jazzigen Stücken über Pop bis Rock und Metal. Manchmal musiziere ein Auftrittswilliger selbst. Die Vielfalt mache den Reiz aus – auch für das Publikum im großen Steinhaus-Saal. Das sei offen, nehme Fehler nicht krumm. „Es gibt viel positives Feedback“, weiß Paul Schneider. Darum haben hinterher alle immer gute Laune.

Verstummt vor Aufregung auf der Bühne sei bislang noch niemand. Vorab könne es aber schon passieren, dass mal jemand abspringt, wenn der Termin näherrückt und die Nervosität steigt. „Wir versuchen dann zwar, denjenigen zu motivieren. Aber wir zwingen natürlich niemanden“, sagt Paul Schneider. Für ihn und die anderen Musiker gibt es vor einer „Open Mic Night“ ordentlich zu tun. Die Stücke müssen schließlich einstudiert werden.

Auf Vorlieben der Bandmitglieder wird dabei übrigens keine Rücksicht genommen. Der Teilnehmer am Mikro ist gewissermaßen König. Wenn es sein muss, begleitet die Band auch Titel, die sie nicht so mag. Für die Oberlausitz ist das Steinhaus-Angebot ziemlich einmalig. Zwar gibt es mehrere Gesangs- sowie Bandwettbewerbe oder auch Ausscheide für DJs, aber kein weiteres regelmäßiges Format, bei dem sich einfach mal ausprobieren kann, wer Mut und Lust hat. Die nächsten offenen Mikrofone stehen erst wieder in Dresden und Cottbus.

Open Mic Night: Steinhaus Bautzen, 15. Dezember, 20 Uhr, Eintritt frei