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Trauer um Ehrenbürger

Die seltene Ehrung wurde seit 1990 nur zwei Männern im Raum Bischofswerda zuteil. Jetzt starben sie kurz hintereinander.

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© SZ-Archiv

Putzkau/Burkau. Sie haben in ihren Orten tiefe Spuren hinterlassen und sie werden fehlen. Zuallererst ihren Familien. Aber auch ihren Freunden und Bekannten. Und ebenso in ihren Gemeinden, die sie hoch gewürdigt haben. Gerhard Rodig, im Jahr 2010 zum Ehrenbürger der Gemeinde Schmölln-Putzkau ernannt, starb am 10. Juni im Alter von 95 Jahren. Horst Gersdorf, seit 2013 Ehrenbürger von Burkau, starb am 21. Juni. Er wurde 84 Jahre alt.

Dem Schmöllner Gerhard Rodig haben seine Heimatfreunde schon zu Lebzeiten ein Denkmal gesetzt. Auf dem Oberhofberg, einem der liebsten Plätze von Gerhard Rodig, erzählt ein vom Steinbildhauer Manfred Wagner geschaffener Stein seine Lebensgeschichte. Eine Ranke von Lindenblättern als Zeichen der Herkunft – Gerhard Rodig sprach oft von den „Linden-Rodigs“. Die Kirche als Symbol des Ortes. Die Schule als langjährige Wirkungsstätte des Pädagogen. Dazu ein Bild Gerhard Rodigs und seine Unterschrift, die viele Schmöllner auf ihren Zeugnissen stehen haben.

Gerhard Rodig ist es maßgeblich zu danken, dass Schmölln über eine lückenlose Ortschronik verfügt. Er forschte zur Ortsgeschichte, begeisterte als Lehrer Schüler in der Arbeitsgemeinschaft „Junge Historiker“, sich mit historischen Fragen auseinanderzusetzen. Er engagierte sich im Kulturbund der DDR und hatte großen Anteil daran, dass nach der gesellschaftlichen Wende in der DDR der 1910 gegründete Heimatverein in Schmölln wiederbelebt wurde. Er war viele Jahre dessen Vorsitzender und wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Besonders stolz war er auf das Schmöllner Museum – in der DDR das erste Schulmuseum. Ihm und weiteren Heimatfreunden ist es zu danken, dass dieses Museum im Dorfgemeinschaftszentrum neu eingerichtet werden konnte. Gerhard Rodig veröffentlichte mehrere Hefte zur Schmöllner Ortsgeschichte und er erarbeitete den Inhalt von rund 20 Schautafeln, die in Schmölln, Neuschmölln und Tröbigau sowie am Klosterberg viel Geschichtsstoff vermitteln.

In einem gemeinsamen Nachruf schreiben Bürgermeister Achim Wünsche und der Vorstand der Natur- und Heimatfreunde Schmölln: „Durch sein vielfältiges und immer währendes Wirken bis ins Alter wurde Gerhard Rodig im Jahr 2010 zum ersten Ehrenbürger der Gemeinde ernannt. Aufgrund seines fortgeschrittenen Alters und aus Rücksicht auf seine Gesundheit zog er sich vor einigen Jahren zurück, jedoch hat er die Heimatgeschichte der Oberlausitz und das Vereinsleben im Dorf nie aus den Augen verloren. Es ist uns allen ein Bedürfnis unseren Dank und Anerkennung für sein Lebenswerk auszusprechen.“

Horst Gersdorf wurde anlässlich seines 80. Geburtstages im Jahr 2013 zum Ehrenbürger von Burkau ernannt, dem ersten in der über 700-jährigen Geschichte des Dorfes überhaupt. Obgleich er viele Jahre in Bautzen lebte, so blieb er doch sein ganzes Leben lang im Herzen Burkauer. Er war Ortschronist und Gründungsmitglied des Vereins der Natur- und Heimatfreunde, dem er über 60 Jahre die Treue hielt. Er rief die monatlich erscheinenden „Heimatkundlichen Blätter Burkau“ ins Leben und brachte das Gemeindewappen auf den Weg.

Bis zur 500. Ausgabe der „Heimatkundlichen Blätter“ schrieb er alle Texte allein. Tausende Beiträge kamen zusammen, immer getippt auf der Schreibmaschine. Horst Gersdorf war ein produktiver Schreiber. Er veröffentlichte unter anderem das Buch „Burkau und seine Ortsteile“, Beiträge in der „Chronik“, in der Jahresschrift „Bischofswerdaer Land“, im Oberlausitzer Hausbuch, im „Schiebocker Landstreicher“ und in der Sächsischen Zeitung.

Er schaute immer wieder über den Burkauer Tellerrand, diese Gemeinde aber war und blieb sein Steckenpferd, für das ihn einst der Großvater und der Heimatkundelehrer begeisterten. Was Horst Gersdorf in all den Jahrzehnten geleitstet hat, sei für die Gemeinde „von unschätzbarem Wert“, sagte Bürgermeister Sebastian Hein 2013 zur Verleihung der Ehrenbürgerschaft.

Die Ehrenbürgerschaft ist die höchste Auszeichnung, die eine Stadt oder Gemeinde an einen Einwohner vergeben kann, der sich in herausragender Weise um das Wohl der Menschen oder das Ansehen des Ortes verdient gemacht hat. Seit 1990 waren Gerhard Rodig und Horst Gersdorf die einzigen im Raum Bischofswerda, die zu Ehrenbürgern ernannt worden waren. (SZ/ir)