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Trauer um gestohlenes Geflügel

Nach dem mutmaßlichen Vergiftungstod seiner Hunde muss Volkmar Hennig einen neuen Schlag verkraften.

Von Eric Weser
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Volkmar Hennig in seinem Gröditzer Garten. Aus dem Stall hinter ihm wurden jetzt etliche Tauben und seltene Enten gestohlen.
Volkmar Hennig in seinem Gröditzer Garten. Aus dem Stall hinter ihm wurden jetzt etliche Tauben und seltene Enten gestohlen. © Eric Weser

Gröditz. Als Volkmar Hennig am Mittwochmorgen in seinen Gröditzer Garten kommt, schwant ihm nichts Böses. Wie jeden Tag will er sein Ziergeflügel aus den Ställen holen, das dort geschützt vor Füchsen und Mardern übernachtet. Alles scheint zunächst normal. Bis der Gröditzer die Stalltür aufmacht und feststellt: Viele seiner Tiere sind verschwunden. Mehrere Mandarin-, Kolben- und Moorenten fehlen, dazu noch Tauben. Insgesamt etwa 20 Exemplare. 

Volkmar Hennig ist überzeugt: Hier waren Kriminelle am Werk. Der Gröditzer ruft die Polizei. Am Telefon habe er gar nicht richtig sprechen können, so habe ihn die Sache mitgenommen, erzählt er zwei Tage später. – Mindestens 700 Euro ist das gestohlene, teils relativ seltene Geflügel wert. Doch für Volkmar Hennig ist der ideelle Wert der Tiere weitaus höher. Seit Mitte der 1980er hält er sich Geflügel. In den letzten Jahren sei er weite Wege gefahren, um Vögel zu besorgen, erzählt der 64-Jährige. „Bis nach Bayern und sonst wo.“ Die Enten halte er sich als Hobby, zur Zierde. „Der Kindergarten manchmal her und schaut die Tiere an“, erzählt der Gröditzer, der seine Lieblinge gern zeigt, statt sie zu verstecken.

Das könnte ihm allerdings zum Verhängnis geworden sein, meint er. Volkmar Hennig ist überzeugt: Die Täter haben seinen Garten ausgespäht und gezielt bei den Enten und Tauben zugeschlagen. So seien die Türen feinsäuberlich angelehnt gewesen, sodass zunächst gar nichts aufgefallen sei. Auch ansonsten fehle nichts. Eine Benzinmotorpumpe zum Beispiel, die sichtbar im Garten stand und eigentlich als beliebtes Diebesgut gelten kann, sei noch da. – Was die Täter mit den Tieren vorhaben? Volkmar Hennig schätzt, dass sie verkauft werden. Zum Verzehr seien die Vögel nicht geeignet. „Da ist doch nichts dran.“

Für den Tierliebhaber ist der Verlust des Ziergeflügels ein erneuter Schicksalsschlag: Erst vor einem Jahr hatte er den Tod zweier Hunde verkraften müssen. Ende 2017 war seine alte Hündin Luna qualvoll gestorben, wenige Monate später auch der junge Rüde Rico. Beide hatten unmittelbar vor ihrem Tod ähnliche Symptome gezeigt, die auf eine Vergiftung hindeuteten. Ob es tatsächlich eine war und wer dafür verantwortlich sein könnte, ist bis heute unklar. Mit seinem neuen Rüden Kiro hat sich Hennig über den schmerzlichen Verlust der anderen Hunde trösten können.

Trauriger Start ins Rentenalter

Nun muss Rico auch helfen, damit Volkmar Hennig den Verlust seiner Enten verkraftet. Der fällt just mit dem Start des Gröditzers ins Rentnerleben zusammen. Denn zum 1. März ist der ehemalige Eisenbahner in den Ruhestand gegangen. Er habe sich den Eintritt in den Ruhestand ein bisschen anders vorgestellt, sagt der Gröditzer, der nun darüber nachdenkt, die Geflügelhaltung in seinem 1 000-Quadratmeter-Garten ganz aufzugeben. Der Diebstahl ist dabei nur ein Auslöser. Der andere: Schon seit Ende vorigen Jahres sei die Trinkwasserleitung in der Gartenanlage kaputt. Damit seine Enten, Tauben, Wellensittiche, Hühner und Hasen frisches Wasser bekommen, müsse er jeden Tag kanisterweise Frischwasser von der heimischen Wohnung in seinen Garten bringen. „Darauf habe ich keine Lust mehr“, sagt Volkmar Hennig. Finde sich für das Trinkwasser auf dem Gelände, das zum Gröditzer Geflügelzüchterverein gehört, nicht bald eine Lösung, werde er sein restliches Geflügel verkaufen und auf der Fläche Rasen säen.

Ob es wirklich so kommt? Auch nach dem Tod von Luna und Rico wollte der Gröditzer eigentlich keinen Hund mehr anschaffen. Sechs Wochen später war Kiro an seiner Seite. Für Hinweise zum Verbleib seiner gestohlenen Vögel beziehungsweise den Tätern hat Volkmar Hennig jedenfalls erst einmal eine Belohnung von 100 Euro ausgesetzt.