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Traumjob im zweiten Anlauf

Matty Schroth wird Papiertechnologe. Das kommt bei Mädels nicht so gut an. Trotzdem will er nichts anderes.

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© Norbert Millauer

Von Heike Sabel

Heidenau. Papier ist das, was jeder braucht. Einer muss das ja auch herstellen, sagte sich Matty Schroth am Anfang. Vorstellen konnte er sich das nicht. Aber er schaute es sich mal an. Als er die „richtig große Papiermaschine“ in der Heidenauer Papierfabrik sah, „war ich hin und weg“. Inzwischen ist er einer von derzeit vier Lehrlingen, die in der Fabrik das Herstellen von Papier für Tapeten lernen.

Er hat sein letztes Ausbildungsjahr begonnen, ein junger Mann fängt gerade an. Im nächsten Jahr sollen wieder drei Azubis eingestellt werden. Obwohl es dafür im Schnitt 15 Bewerber gibt, ist die Papierfabrik auf der Heidenauer Ausbildungsbörse am Freitag vertreten. Und Matty ist dabei. An seinem freien Tag. „Das sind nur drei Stunden, das kann man schon mal machen.“

Er selbst hat mit solchen Börsen keine guten Erfahrungen. Er ist immer nur auf Druck seiner Mutter da hingegangen. Weitergeholfen habe es ihm nicht, weil er einfach keine Vorstellung hatte. „Es war, wie wenn du in die Videothek gehst und nicht weißt, was du willst.“ So war es mit seiner ersten Ausbildung als Gestalter. Damit man sich einen Eindruck verschaffen kann, bietet die Papierfabrik Praktika an, sagt Personalmanagerin Isabelle Schmidt.

Ein kleiner Haken

In zehn Jahren, da will Matty immer noch in Heidenau arbeiten. Er will dann drei, vier Arbeitsplätze an der Maschine fehlerfrei beherrschen. Das sei nämlich das Abwechslungsreiche an seinem Beruf, was keiner vermutet. Man steht da nicht immer an der gleichen Stelle und macht die gleichen Handgriffe. Mal muss man den großen Mixer bedienen, in dem der Zellstoff in viel Wasser aufgelöst wird, mal hat man die chemischen Zusätze im Blick, dann wieder die Mühlen oder die Presse. Man steht am Sieb oder in der Maschinenwarte. „Naja, ein bisschen technikbegeistert muss man schon sein. Matty hat es so schon zum zweiten Gehilfen gebracht.

Begonnen hat er seine Lehre in Glashütte. Weil ihm das dort zu speziell war, wechselte er nach einem Jahr nach Heidenau. Und hier will er nicht wieder weg. „Wenn ich nicht rausgeworfen werde“, sagt er. Aber danach sieht es nicht aus. „Es ist das Beste, was mir passieren konnte.“ Der Arbeitsweg –  der 25-Jährige wohnt in Dresden-Niedersedlitz, die Bezahlung – auch durch die Schichtzuschläge –  die Kollegen, das Drumherum. „Es passt einfach alles.“

Nur einen kleinen Haken hat der Beruf. Bei Mädels kommt er nicht so gut an, sagt Matty. „Die denken, das ist langweilig.“ Vonwegen. „Das musst du erleben, wie du neben der Maschine stehst und der Boden vibriert.“ So wird er den Beruf am Freitag auch den Schülern zur Ausbildungsbörse erklären. Ein bisschen ist Matty aufgeregt. Genau wie vor dem Interview für die Zeitung. „Ich bin nicht der Beste im Freireden“, sagt er. Aber das kann er gut überspielen. Und Reden ist beim Papiermachen wirklich nicht das Wichtigste.