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Trompete frei für Maria

Sie haben kürzlich das 80. Jubiläum gefeiert – die Bläser der Lutherkirchgemeinde. Damit der Chor noch älter werden kann, braucht er junge Mitstreiter.

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© Arvid Müller

Von Beate Erler

Radebeul. Nach dem Konzert steht Maria Nitzsche zusammen mit den anderen Musikern auf der kleinen Bühne der Radebeuler Lutherkirche. Alle sind fleißig mit dem Sortieren beschäftigt. Notenblätter und Spielhefte werden ordentlich aufeinander gestapelt, damit nichts durcheinander gerät. Gerade hat Maria mit ihren Kollegen ein besonderes Konzert gespielt: Die Posaunisten feiern das 80-jährige Bestehen ihres Chores.

Die junge Radebeulerin ist 15 Jahre und eine von fünf Jungbläsern im Chor. Zusammen mit den drei Anfängern bildet sie den Nachschub an jungen Musikern – sehr wichtig für das Fortbestehen des Chors. Seit 2010 gehört sie mit ihrer Trompete zum Ensemble. Das war kein Zufall. „Mein Großvater spielt hier mit.“ Und das nicht erst seit gestern. „Ich mache seit 55 Jahren Musik, davon 45 Jahre hier im Posaunenchor“, erzählt Opa Johannes Jacob stolz.

Zum Jubiläumsgottesdienst waren viele Besucher gekommen. Einige mussten sogar stehen, so gut gefüllt war die Lutherkirche. Während der Predigt von Pfarrer Christof Heinze setzen die Musiker ihre Instrumente immer wieder an. Die goldenen Trompeten, Waldhörner, Posaunen, Baritonhörner und eine Tuba glänzen dabei um die Wette. Alle 25 Mitglieder des Chores waren beim Konzert dabei, auch die, die nicht mitspielten.

Spielt seit fünf Jahren Trompete

Im Jahr 1935 wurde der Bläserchor gegründet, er gehört zur Posaunenmission Sachsens. Das Bundesland wird auch als das Mutterland der evangelischen Kirchenmusik in Deutschland bezeichnet. Der Urkantor der Radebeuler Lutherkirche hatte einen berühmten Freund: Martin Luther und er sollen die Initiatoren der kirchenmusikalischen Tradition gewesen sein.

Und die wird seither in Ehren gehalten. Neben dem Posaunenchor gibt es unter anderem Kinderchöre, den Jugendchor, Instrumentenensembles und den Kammerchor. Insgesamt 140 Gemeindemitglieder treffen sich hier wöchentlich zum gemeinsamen Musizieren und Singen.

Maria spielt erst seit fünf Jahren Trompete. Bei jedem der rund acht Auftritte im Jahr ist sie dabei. Weil sie vorher schon Flöte gelernt hat, kannte sie bereits die Noten und wusste, wie sie die Luft in das Instrument blasen muss. „Beim Trompete spielen atme ich in den Bauch und muss eine starke Lippenspannung aufbauen“, erklärt Maria. Kriegt sie davon auch schon mal Muskelkater? Das nicht, „aber wenn ich eine Weile gespielt habe, strengt es schon an“, sagt sie.

Dass es schwierig ist, junge Leute für das Musizieren in der Gemeinde zu gewinnen, weiß Kantor Gottfried Trepte. Er leitet den Posaunenchor seit 22 Jahren und ist auch deshalb stolz auf die unterschiedlichen Generationen in seinem Chor. „Das ist schon etwas Besonderes und ich sehe, dass es funktioniert und sich alle wohl fühlen“, sagt er. Schwierig wird es, wenn die jungen Leute die Schule beenden und zum Arbeiten und Studieren wegziehen, sagt Trepte. Einige müssten auch zeitweise pausieren, weil sie beides nicht unter einen Hut kriegen.

Marias Familie ist sehr musikalisch, auch ihr Bruder ist im Chor und die Mutter hat als Kind ein Instrument gelernt. Nun spielt sie gemeinsam mit ihrem Opa in Kirchen, Krankenhäusern und Pflegeheimen. Wie lange sie dafür noch Zeit hat, weiß sie allerdings nicht.