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Trotz Pannen stets gelungen

Das Stadtfest in Waldheim schrieb über die Jahre so einige Geschichten. Kaum einer kennt so viele, wie Biggi.

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© Dietmar Thomas

Von Marcus Möller

Waldheim. „Ich muss mich konzentrieren. Das Nächste klappt ganz selten, aber wenn es klappt, ist es schön.“ Während ein charmanter Jongleur am Nachmittag mit den ersten Gästen seine Späßchen treibt, ist Gert Baier gerade so gar nicht zu Späßen aufgelegt. Dem von allen nur Biggi genannten Tontechniker des Stadtfestes in Waldheim ist an diesem Festsonnabend ein Reifen seines Autos kaputt gefahren worden. Doch so richtig gestresst ist Biggi durch den Vorfall auch nicht. Dazu ist er einfach zu erfahren, nachdem er das Stadtfest in Waldheim 26  Jahre miterlebt und mitorganisiert hat. Die Komplikationen, die Pannen, die Kuriositäten: Biggi bringt so schnell nichts aus der Ruhe.

Der gelernte Schlosser gründete vor 40  Jahren die Disco Boutique 76 und tourt seitdem mit einem breitgefächerten Programm umher. Vergangene Woche zum Beispiel auf dem Dorffest in Mockritz. Früher sei man gar bis Thüringen gefahren, aber bis an die Ostsee habe er es nie geschafft, sagt Biggi.

Heutzutage haben Biggi und sein Team noch etwa zehn größere Veranstaltungen im Jahr – ansonsten werden Hochzeiten, Familienfeiern und Geburtstage bedient. 40 Jahre herumtouren auf Festen und dabei möglichst viel im Blick haben. Ohne eine gewisse Gelassenheit ist das nicht zu schaffen. Biggi hat diese Gelassenheit.

Und so hat er auch das Autopannenproblem in kurzer Zeit gelöst, um sich dann weiter an seine Arbeit auf dem Oberwerder zu machen. Pillepalle nennt er den kaputten Autoreifen verglichen mit dem, was er hier alles schon erlebt hat. Früher war der 64-Jährige unter anderem im Kulturamt der Stadt tätig – und organisierte bereits den Vorläufer des Stadtfestes Waldheim, das Eichbergfest, mit: „Das wurde irgendwann alles immer größer. Mehr Parkplätze wurden benötigt. Wir brauchten ein größeres Gelände.“ 1990 entschied man sich dann für den Oberwerder in Waldheim. Allerdings ist dies ein schwieriges Gelände für die vielen Fahrgeschäfte und Buden. „Am Anfang war nur ein Karussell erlaubt – im Stadtrat war man nicht sehr begeistert, als dann plötzlich so viele Wagen dort standen.“, sagt Biggi.

Tatsächlich war bei regnerischem Wetter der weiche Boden oft ein Problem. Aber irgendwie auch kein Problem. Dann kamen die Leute eben in Gummistiefeln. „Das ist wirklich das Schöne. Für viele ehemalige Waldheimer ist das Stadtfest eine Art traditioneller Familientreff geworden“, sagt Biggi. Mitverantwortlich für den Erfolg sei aber sicherlich auch die schöne, parkähnliche Atmosphäre des Geländes. Und nicht zuletzt wohl auch das umfangreiche Programm: Auf der Bühne, für deren Tontechnik Biggi verantwortlich ist, spielten schon einige Berühmtheiten. Von lokalen Bekanntheiten wie Stern Meißen über Frank Schöbel bis hin zu Karat – damals noch in Originalbesetzung.

Das in so vielen Jahren, bei so viel Programm und so vielen Künstlern einiges zu erleben war, kann man sich vorstellen. Und Biggi könnte wohl unendlich viele Geschichten erzählen. Da wäre zum Beispiel der zweifache Stromausfall beim Konzert von Ute Freudenberg: „So etwas ist natürlich auch für den Künstler furchtbar“, sagt Biggi. Als dann die Notstromaggregate der Fahrgeschäfte wieder Strom herstellten, überredete man die Sängerin, noch einmal auf die Bühne zu kommen. Doch kurze Zeit später: der nächste Stromausfall. Aber wie so oft endete es versöhnlich und es gab ein schönes Konzert.

Man müsse bei soetwas sehr spontan und flexibel reagieren können, obwohl alles geplant ist. Aber manchmal braucht man auch Glück. Eine der ernstesten Geschichten von Biggi ist die vom umfallenden Baum. Kurz, nachdem eine Kindergruppe die Bühne verlassen hatte, stürzte ein hoher Baum um und fiel mitten auf das Festgelände. Der einzige Grund, dass außer kleineren Verletzungen nichts passierte, war, dass der Eismann die Kinder gerade zu sich gerufen hatte. Ein Zufall, der womöglich Leben rettete.

„Ich muss mich konzentrieren. Das Nächste klappt ganz selten, aber wenn es klappt, ist es schön.“ Dieser Spruch des Jongleurs war natürlich ein Scherz – er wiederholte ihn vor jedem Trick. Irgendwie passt dieser Spruch auch zu Biggi und dem Stadtfest – denn am Ende klappt es doch immer.