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Die ganz besonderen Kängurus im Děčíner Zoo

Schau mal, wer da guckt: Die australischen Beuteltiere sorgen gerade für einen ungewöhnlichen Blickfang und staunende Besucher.

Von Steffen Neumann
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Zwei Köpfchen, ein Beutel, aber keine Geschwister.
Zwei Köpfchen, ein Beutel, aber keine Geschwister. © Zoo Decin

Hier scheint was nicht zu stimmen. Das Albino-Känguru im Zoo von Děčín (Tetschen) hat doch nur ein Junges. Wer in diesen Tagen aber den Zoo besucht, dem kann passieren, dass aus dem Beutel des Muttertiers zwei Jungtiere gucken. Das eine ist wie die Mutter ein Albino-Tier, das zweite hat die typische braune Farbe eines Rotnackenwallabys, wie die Känguru-Art in Děčín korrekt heißt. Aber es sind keine Geschwister.

Die zwei Muttertiere der Wallabys brachten dieses Jahr jeweils ein Junges zur Welt. Dem braunen Jungtier scheint es aber im Beutel der „Tante“ besonders gut zu gefallen. Regelmäßig kuschelt es mit dem anderen Jungtier. Das geht sogar so weit, dass es auch an den Zitzen der fremden Mutter nuckelt.

Doch es geht auch andersrum, wie Zoo-Sprecherin Alena Houšková beobachtet hat. „Seit dem Wochenende hält sich das weiße Känguru auch regelmäßig im Beutel der braunen Mama auf“, sagt sie. Vielleicht hänge es damit zusammen, dass die Albino-Mama am Beutel leicht verletzt ist. Die Mütter würden sich so gegenseitig bei der Kinderversorgung helfen. Eine von beiden hätte dann regelmäßig „kindfrei“.

Wie Alena Houšková sagt, ist ein solches Verhalten im Zoo Děčín bisher noch nie beobachtet worden. Moderne Mütter eben.

Mit den gegenseitigen Besuchen der Jungtiere hat der Zoo nun noch einen Hingucker mehr. Das Albino-Weibchen gehört ohnehin zu den Stars des Zoos. Erst recht, seit die mehrfache Mama in diesem Jahr erstmals ein Albino-Junges zur Welt gebracht hat.

Viele Deutsche unter den Besuchern

Das Interesse schlägt sich auch in den Besucherzahlen nieder. „Seit dem Ende der Covid-Einschränkungen halten uns die Besucher ganz besonders die Treue“, zeigt sich Sprecherin Houšková zufrieden. Unter den Besuchern sind auch immer wieder Deutsche. „Wir merken immer, wenn in Sachsen Ferien sind. Dann kommen besonders viele“, sagt Houšková.

Trotz Corona steigen die Besucherzahlen in den letzten Jahren kontinuierlich. Nach dem Rekord von über 130.000 im Vor-Corona-Jahr 2019, konnte auch in den Corona-Jahren immer die magische Grenze von 100.000 Besuchern geknackt werden. Letztes Jahr waren es trotz Corona-Schließzeiten sogar knapp 125.000 Besucher, der zweitbeste Wert in der 70-jährigen Geschichte des Zoos.

Parkproblem bleibt

„Wir tragen den gestiegenen Zahlen Rechnung“, sagt Alena Houšková und verweist auf die neuen Toiletten im Zoo. Jetzt gibt es drei verschiedene Toiletten-Standorte im Zoo. Ungelöst bleibt aber das Parkproblem. An guten Tagen ist der kleine Parkplatz schnell gefüllt. „Die Stadt hat den Parkplatz kürzlich zurück an den Zoo übertragen. Aber eine echte Lösung ist noch nicht in Sicht“, sagt Houšková mit Verweis auf die engen Platzverhältnisse in der Umgebung des Zoos. Der befindet sich auf dem Schäferfelsen und ist nur durch eine enge steile Straße zu erreichen. Wer nicht gut zu Fuß ist, hat also ein Problem. Ab Mai fährt immerhin wieder der saisonale Bus, mit dem man den Zoo vom Hauptbahnhof erreichen kann.

Neues aus dem Zoo Ústí nad Labem

Auch der deutlich größere Zoo im benachbarten Ústí nad Labem (Aussig) erfreut sich großer Beliebtheit. Dabei muss der Zoo mit einigen schmerzlichen Abgängen zurechtkommen. Letzte Woche verließ das Orang-Utan-Weibchen Cantik den Zoo Richtung Rostock. Auch ihre Mutter Dwang wird den Zoo bald verlassen. Grund sind unzumutbare Haltungsbedingungen. Die Mängel sind seit einigen Jahren bekannt und der Zoo arbeitet intensiv an ihrer Beseitigung. Bis dahin müssen aber die beiden beliebten Tierarten in andere Zoos ausweichen. Der Zoo plant den Umbau des bisherigen Elefanten-Hauses in ein größeres Asien-Haus, wo künftig auch wieder Orang-Utans untergebracht werden.