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Einer der letzten Zeugen

Hanuš Hron kam als 16-Jähriger ins Getto Theresienstadt. Noch einmal erzählt er dort Schülern seine Geschichte. In Zukunft wird der alte Mann das nicht mehr schaffen.

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Nur wenige Dinge hat Hanuš Hron aus der Zeit seiner Verfolgung aufgehoben: Der Aufnäher mit dem Davidstern, den er tragen musste, gehört dazu.
Nur wenige Dinge hat Hanuš Hron aus der Zeit seiner Verfolgung aufgehoben: Der Aufnäher mit dem Davidstern, den er tragen musste, gehört dazu. © Steffen Neumann

Terezín. Als es an die Tür hämmerte, erstarrte Hanuš Hron. Es war Nacht. Der 17-Jährige hatte wie immer alle zwei Wochen Bereitschaft für die Wasserversorgung im Getto Theresienstadt. „Los, los, aufmachen!“, schrie jemand ...

Fast 80 Jahre später sitzt er nur wenige Hundert Meter vom damaligen Geschehen entfernt im Getto-Museum. Schüler einer neunten Klasse der 56. Oberschule in Dresden, die für einen Tag ins heutige Terezín gekommen sind, hören ihm gebannt zu.

„Ich hatte kurz vor dem Transport noch eine Ausbildung zum Pumpenschlosser begonnen“, erinnert sich Hron. „Als ich die Tür öffnete, wurde mir gesagt, dass im Schlachthof die Hauptpumpe ausgefallen sei. Nach einer halben Stunde lief die Pumpe wieder, alle sind gegangen. Da sagte die Frau des Schlachthofverwalters zu mir: ‚Komm mit!‘ Sie führte mich in den Keller und servierte mir einen vollen Teller mit Brot und Fleisch. Ich aß alles auf.“ Im Ghetto war der Hunger ein dauerndes Gefühl. Brot gehörte zur wertvollsten Währung. „Danach habe ich monatelang gehofft, dass mal wieder eine der Pumpen ausfällt. Aber leider taten sie mir nicht den Gefallen“, erzählt Hron und folgert mit bitterem Humor: „Sie waren wohl Antisemiten.“

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