Am Mittwochvormittag war es endlich geschafft. Der Pavillon kehrte auf den Marienfels (Mariina skála) bei Jetřichovice (Dittersbach) zurück. Der Felsen gehört zu den beliebtesten Ausflugszielen in der Böhmischen Schweiz. Jedes Jahr besuchen ihn rund 100.000 Touristen. Doch ohne seinen „Hut“ fehlt dem charakteristischen Felsen etwas. Vor zweieinhalb Jahren musste der Pavillon geschlossen werden. Er erwies sich als so beschädigt, dass eine Reparatur nicht ausreichte. Der alte wurde letzten Sommer abgebaut und ein neuer in Auftrag gegeben. Der wurde nun am Mittwoch mit einem Hubschrauber an seinen Bestimmungsort gebracht. Neben dem eigentlichen Pavillon brachte der Hubschrauber in insgesamt zehn Flügen eine Plattform und weitere Bauteile auf den Gipfel.
Letzte Möglichkeit für Hubschrauber-Transport
Aus der
Rückkehr des Pavillons wäre aber beinahe nichts geworden. „Das war bereits der
vierte Versuch“, sagt Nationalparksprecher Tomáš Salov. Die Aktion musste wegen
schlechter Witterungsbedingungen zuvor mehrfach verschoben werden. „Nächste
Woche wäre ein Transport wegen des Vogelschutzes nicht mehr möglich gewesen“,
beschreibt Salov das Dilemma. Ganz in der Nähe des Marienfelsens befinden sich
nämlich Nistplätze des streng geschützten Wanderfalken. Um größtmögliche Ruhe
bei der Aufzucht des Nachwuchses zu gewährleisten, lässt der Nationalpark jedes
Jahr zwischen März und Ende Juni Teile des Nationalparks sperren.
Doch alles ist noch einmal gut gegangen. Jetzt können die Bauarbeiten direkt auf dem Gipfel fortgesetzt werden. Außerdem wird noch am Aufstieg zum Felsen gearbeitet. Läuft alles nach Plan, kann schon Ostern nicht nur die großartige Aussicht vom Marienfels, sondern auch der Pavillon aus der Nähe bewundert werden, wenn es denn die Coronapandemie zulässt.
Metall, Holz und viel Handarbeit
Dass der Pavillon gelungen ist, darauf einigten sich viele, die den Hubschrauberflug auf Facebook verfolgten. Anders als bei der umstrittenen Plattform auf dem nahen Falkenštejn (Falkenstein), die wegen ihrer wenig sensiblen Metall-Ausführung massiv kritisiert wurde, kommt der Pavillon auf dem Marienfels gut an. Zwar wurde auch hier Metall verwendet, um dem Neubau ein langes Leben zu garantieren. Dabei richtete sich der Nationalpark aber nach der historischen Vorlage, welche Fürst Ferdinand Kinsky 1856 errichten ließ, um seiner frisch vermählten Gemahlin Maria Anna Lichtenstein (daher der Name der Aussicht) die Erkundung seiner Ländereien in der Böhmischen Schweiz schmackhaft zu machen. Das Metallgerüst wurde mit Holzelementen versehen, die bei Bedarf ausgetauscht werden können. Die Holzelemente wurden komplett in Handarbeit gefertigt.
Mit der Holzhütte a la Kinsky hat der Marienfels und damit die gesamte Dittersbacher Schweiz (Jetřichovické skály) ihre historische Kulisse zurück.