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Tschechien: Auf ein Bier mit Jan Kuzma

Krupka hat nach langer Zeit einen neuen Bürgermeister. Der macht gleich ein charmantes Angebot.

Von Steffen Neumann
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Jan Kuzma hat es im dritten Anlauf geschafft. Seit Herbst leitet er als neuer Bürgermeister von Krupka die Geschichte der Bergbaustadt.
Jan Kuzma hat es im dritten Anlauf geschafft. Seit Herbst leitet er als neuer Bürgermeister von Krupka die Geschichte der Bergbaustadt. © Steffen Neumann

Der Mann hat Ausdauer. Zweimal trat Jan Kuzma bei Kommunalwahlen an. Einmal wurde er als Abgeordneter ins Stadtparlament gewählt. Doch richtig erfolgreich war er erst beim dritten Mal im letzten Herbst, als er zum neuen Bürgermeister von Krupka (Graupen) gewählt wurde.

Die Bergstadt wurde zwölf Jahre von Zdeněk Matouš geführt. In der Zeit wurde ein Feuerwehrmuseum eröffnet, die Burg saniert und die Stadt als ein Standort der Montanregion Erzgebirge in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Doch von vielen wurde die Zeit als Stillstand gefunden. Immer wieder war auch von dubiosen Grundstücksverkäufen an Begünstigte der Stadtverwaltung die Rede. Wer das kritisierte oder gar als Alternative gegen Matouš antrat, wurde ausgebootet. So erging es auch der Liste „Zdravá Krupka“ (Gesundes Graupen), die vor zwölf Jahren antrat, um gegen Umweltverschmutzung zu kämpfen und immer stabil um 15 Prozent der Wählerstimmen holte, aber nie eine Chance hatte, die Stadt mitzugestalten. Gemeinsam mit Kuzmas Partei ANO bildet sie nun die Stadtführung.

Der Junge vom Dorf

Doch Jan Kuzma schaut nach vorn. Jetzt trägt er die Verantwortung, weshalb er weiß: „Es ist einfach zu kritisieren, aber schwieriger, die Kritik auch in die Tat umzusetzen“, sagt der 57-jährige. Doch letztendlich war die Kritik auch der Antrieb, warum er für das Bürgermeisteramt kandidierte. Er, der fast sein ganzes Leben in Krupka lebt, nennt sich selbst einen „Jungen vom Dorf“. Denn er lebt im Ortsteil Soběchleby (Sobochleben). „Da bekamen wir das Gefühl, dass uns die Stadt vergessen hat. Das wollte ich ändern“, erklärt er seine Motivation, für das Stadtparlament zu kandidieren.

Zu den größten Sehenswürdigkeiten von Krupka gehört die Wallfahrtskirche der Schmerzhaften Mutter Gottes im Stadtteil Bohosudov (Mariaschein).
Zu den größten Sehenswürdigkeiten von Krupka gehört die Wallfahrtskirche der Schmerzhaften Mutter Gottes im Stadtteil Bohosudov (Mariaschein). © Steffen Neumann

Kuzma findet, dass Krupka so einiges zu bieten hat. An erster Stelle nennt er den längsten Sessellift Tschechiens. Der Martinsstollen ist ein Publikumsrenner. Seine spezielle Empfehlung ist die Burgruine Kyšperk. „Dorthin kann man auch gut mit dem Rad fahren“, weiß er. Für Sport hat Kuzma eine Schwäche. Egal ob mit Rad oder zu Fuß – Bewegung steht für ihn an erster Stelle. Einige Jahre spielte er sogar in Deutschland als Halbprofi Fußball, bevor er in die Heimat zurückkehrte und in seinem Beruf als Elektrotechniker zu arbeiten begann.

Doch Kuzma sieht auch, was in der Stadt lange vernachlässigt wurde. Fußwege müssen erneuert und die Stadtbeleuchtung komplett ausgetauscht werden.

Sessellift und Eisenbahn

Vor allem liegen ihm Spielplätze für Kinder am Herzen. Die gibt es nämlich viel zu wenig, findet er. „Wenn es gelingt, in den vier Jahren meiner Amtszeit in jedes Stadtviertel einen Spielplatz zu bekommen, wäre ich schon zufrieden“, sagt er. Der erste ist bereits im Bau. Aus dem ehemaligen Freibad wird ein Naherholungspark mit Spielplatz.

Vor allem sieht er beim Tourismus Nachholbedarf. Er drängt auf eine Wiederinbetriebnahme der Eisenbahnstrecke von Děčín (Tetschen) nach Teplice (Teplitz). Bis Telnice fahren dort seit letztem Jahr wieder Züge. Doch die Strecke in Krupka wartet weiter auf ihre Instandsetzung. Der Schienennetzverwaltung ist die Investition zu hoch, wenn dann nur am Wochenende und in der Saison Züge fahren. „Für uns wäre ein Zugverkehr vor allem aus touristischer Sicht sehr attraktiv“, sagt Kuzma. Gemeinsam mit dem Sessellift ergäben sich interessante Kombinationen, gerade auch für deutsche Touristen, wie Kuzma sagt. Viele nutzen zudem schon heute die Möglichkeit, das Rad mit dem Sessellift zu transportieren. Ein regelmäßiger Zugverkehr würde das Angebot noch erweitern.

Kuzma weiß, dass der UNESCO-Titel ein Argument für die Bahnstrecke ist. Ein noch besseres Argument wären mehr Touristen. Doch der Welterbe-Boom ist bislang ausgeblieben. Allerdings hätte die Stadt dann auch ein Problem. Denn so viele Gaststätten und Hotels gibt es gar nicht für die Gäste. Und auch die Verkehrsinfrastruktur ist nicht dafür ausgelegt. Hier schließt sich ein Kreis zur Bahnstrecke.

Mehr Einfluss hat Kuzma auf den Zusammenhalt in der Stadt. So wünscht er sich mehr Feste. Eine zarte Pflanze ist der Faschingsumzug, der in diesem Jahr zum zweiten Mal stattfand. Höhepunkt ist im September das Stadtfest. Kuzma würde es aber gefallen, wenn es künftig ein Fest des Bergbaus gäbe, wie sich das für eine Bergstadt gehört.

Mehr Austausch mit Altenberg

„Vielleicht finden wir bei unseren sächsischen Nachbarn Inspiration“, hofft Kuzma. Mit Geising verbindet Krupka schon eine jahrzehntelange Partnerschaft. Die besteht auch zwischen den Feuerwehren. Doch Kuzma würde den Austausch gerne intensivieren. Wie er seinen Amtskollegen in Altenberg davon überzeugen möchte, weiß er schon: „Bei einem guten Bier lässt sich das am besten besprechen“, lädt er ihn gleich mal nach Krupka ein.