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Tschechischer Politiker Feri wegen Sexualdelikten zu drei Jahren Haft verurteilt

Dominik Feri gab als tschechischer Jungpolitiker Anlass zu höchsten Erwartungen. Seine Beliebtheit in den sozialen Medien schlug alle Rekorde. Jetzt soll er für drei Jahre ins Gefängnis.

Von Hans-Jörg Schmidt
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Der Politiker Dominik Feri soll für drei Jahre ins Gefängnis. Er soll mehrere Frauen sexuell bedrängt, mit K.-o.-Tropfen fügig gemacht und vergewaltigt haben.
Der Politiker Dominik Feri soll für drei Jahre ins Gefängnis. Er soll mehrere Frauen sexuell bedrängt, mit K.-o.-Tropfen fügig gemacht und vergewaltigt haben. © dpa

Prag. Dominik Feri trat an, sein Land zu verändern. Mit 18 saß er als jüngster Politiker im Stadtrat von Teplice (Teplitz). Drei Jahre später avancierte er zum jüngsten Abgeordneten im tschechischen Unterhaus.

Seine Popularität bezog er aus den sozialen Medien, wo er Zehntausende, vor allem junge Anhänger hatte. Sein für einen Tschechen ungewöhnliches Aussehen war ihm dabei von Vorteil. Seine einstige Rasta-Mähne hatte er, wie seinen Familiennamen, vom Großvater väterlicherseits geerbt, der aus Äthiopien stammt.

Es ging nur aufwärts mit Feri. Bis Recherchen in zwei Zeitungen veröffentlicht wurden, die dem großen konservativen Hoffnungsträger von heute auf morgen den Hals brachen: Mehrere junge Frauen hatten zu Protokoll gegeben, dass Feri sie sexuell bedrängt, teilweise mit K.-o.-Tropfen gefügig gemacht und vergewaltigt habe. Als Jura-Student in seiner Prager Wohnung, aber auch als Abgeordneter in den Räumlichkeiten des Parlaments.

Feri kündigt Berufung an

Die Berichte schlugen ein wie eine Bombe. Anfangs fand Feri, der die schweren Anschuldigungen zurückwies, auch Verteidiger. In Tschechien war über lange Zeit die These bestimmend, dass vergewaltigte Frauen an dem Geschehen niemals unschuldig seien. Auch Gerichte entschieden immer wieder zu Gunsten der Vergewaltiger. Was viele Opfer davon abhielt, die Tat auch nur anzuzeigen.

Feri vertraute auf die Vorurteile der tschechischen Gesellschaft gegenüber Vergewaltigungsopfern und bemühte sich während des erstinstanzlichen Prozesses, die Glaubwürdigkeit der jungen Frauen zu erschüttern. Doch die fanden bei der Richterin Einfühlsamkeit und Gehör. Sie verhängte drei Jahre Haft für Feri, gönnte ihm keinen Promi-Bonus. Der Verurteilte kündigte umgehend Berufung an.

Egal, wie das Urteil letztlich aussieht. Mit dem Fall könnte ein Bann gebrochen sein, glauben Experten. 20 Prozent der tschechischen Frauen haben Erfahrungen mit häuslicher oder sexualisierter Gewalt - und schwiegen meist darüber. Das könnte sich ändern. Auch, weil der Begriff "Vergewaltigung" derzeit juristisch neu und schärfer gefasst wird. Dominik Feri hat damit sein Land tatsächlich verändert. Wenngleich wider Willen.