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TU Dresden gibt Gummi

In Dresden gibt es jetzt die erste deutsche Professur für Werkstoffe aus Gummi. Dadurch sollen nicht nur Autos besser rollen.

Von Jana Mundus
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© Inga Kjer/dpa (Symbolfoto)

Die TU Dresden hat jetzt deutschlandweit die erste Gummi-Professur eingerichtet. Die gibt es so deutschlandweit nur einmal an einer Universität. Doch Gummi ist nur der umgangssprachliche Begriff. Sven Wießner heißt der neu berufene Professor für Elastomere Werkstoffen. Die Professur wurde gemeinsam mit dem Dresdner Leibniz-Institut für Polymerforschung eingerichtet, wo Wießner den Forschungsbereich Elastomere leitet.

In Europa entstehen etwa 500.000 Tonnen Reifenabrieb pro Jahr, davon nach Schätzungen des Umweltbundesamtes allein rund 110.000 Tonnen in Deutschland – das macht knapp die Hälfte der einheimischen Mikroplastik-Emissionen aus. Einen Schwerpunkt seiner Arbeit sieht der Dresdner Gummi-Experte deshalb in der Abriebminderung von elastomeren Werkstoffen. „Der Ausstoß von Mikroplastik in unsere Umwelt ist dramatisch“, sagt der 43-Jährige. Mit seiner Forschung wolle er die Emissionen, die durch Autoreifen entstehen, eindämmen. Dafür müsse der Werkstoff stabiler werden. „Auch die Entwicklung intelligenter Reifengummis, die selbst als Sensor funktionieren und dem Auto mitteilen, sobald sie ausgetauscht werden müssen, ist ein Lösungsansatz“, erklärt er.

Reifen, Gummibänder, Dichtungsringe, Schläuche und Fördersysteme – neben den bisherigen Einsatzgebieten von Elastomeren erforscht Sven Wießner auch neuartige Gummiwerkstoffe, sogenannte Smart Rubbers. Gemeinsam mit Wissenschaftlern vom Institut für Textilmaschinen und Textile Hochleistungswerkstofftechnik sowie vom Institut für Festkörperelektronik der TU Dresden sucht er zum Beispiel gerade nach einem Garn aus Gummi, das zielgerichtet elektrisch verformbar ist und in textile Strukturen integriert werden kann. „Die Entwicklung eines garnförmigen elektroaktiven Gummiaktors ist derzeit die größte werkstoffliche und technologische Herausforderung, an der wir arbeiten“, erklärt der Ingenieur. „Damit wollen wir eine neue Generation von Robotik-Anwendungen und Orthesen ermöglichen, die leichter, verträglicher und sicherer sind und zudem ganz individuell angepasst werden können.“ 

Sven Wießner hat an der TU Chemnitz studiert und promoviert. Seit 2005 ist er am IPF tätig, wo er zunächst als Wissenschaftler und Gruppenleiter arbeitete und seit 2013 die Abteilung Elastomere leitet. Bereits von 2012 bis 2018 hatte er eine Junior-Professur für Elastomere Werkstoffe an der TU Dresden inne. Seine Forschungsarbeit ist ein Beispiel für die enge Kooperation der TU Dresden mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen im Rahmen des Wissenschaftsverbundes Dresden-Concept. (jam)