Strehla. Die richtigen Töne und das richtige Tempo wollen erst mal getroffen sein, zumal bei dieser Kälte. Ein wenig holpert es am Anfang, aber dann kommt die Runde immer besser hinein ins Lied. Oh Tannenbaum. Ein Klassiker zum Auftakt.

Es ist kurz nach 18 Uhr an einem Mittwoch in Strehla. Die Stadt liegt im Abenddunkel, die Kirchglocke hat eben zu schlagen aufgehört. Mehr als 20 Männer und Frauen sind es, die im Gartenhaus von Familie Lehmann zwischen Kirchgasse und Friedhof dicht an dicht sitzen und singen. Das ist aber keine Chorprobe bei schummrigem Licht, sondern eine Ausgabe des Lebendigen Adventskalenders. Eine Aktion, die es im Advent in vielen Gegenden Deutschland gibt, seit 2015 auch in Strehla.

Sybille Lehmann und ihre Familie sind im vierten Jahr das dritte Mal als Gastgeber dabei. Sie haben für den Abend eine Handvoll bekannter Weihnachtslieder herausgesucht und drei Texte. Die Lieder werden mit den Gästen und zur Gitarrenbegleitung gesungen. In den Pausen dazwischen sind es Sybille Lehmann und ihre Schwiegertochter, die die humorigen bis nachdenklichen Texte vortragen. 

Nach zwanzig Minuten ist das Programm vorbei. „Jetzt gehen wir zum gemütlichen Teil über“, sagt die Hausherrin, die mit Sohn, Schwiegertochter und Enkel jetzt Kekse und Glühwein an die Besucher verteilt. Statt Musik liegt jetzt Stimmengewirr in der Luft.

Unter den Gästen ist auch Asta Tehnzen-Heinrich. Die Strehlaerin gehört dem Kirchvorstand der evangelischen Kirche an und hat das Format des Lebendigen Adventskalenders vor vier Jahren in die Stadt gebracht. „Ich wollte einfach schauen, ob das auch in Strehla funktioniert.“ Das tat es. Aus vier Familien, die bei der Premiere mitmachten, wurden immer mehr.

Dieses Jahr laden 13 Familien zu sich ein, womit bis auf zwei Abende alle Termine vergeben sind. Anders als bei anderen Adventskalendern gebe es nicht jeden Tag bis 24. Dezember ein Türchen, so Asta Tehnzen-Heinrich. „An den Wochenenden finden keine Termine statt, da gibt es ja oft schon Konzerte oder Gottesdienste.“

Organisiert wird der lebendige Strehlaer Adventskalender meist ab dem Sommer über die Strehlaer Kirchgemeinde. Als „Missionsbewegung“ will Asta Tehnzen-Heinrich das Ganze aber explizit nicht verstanden wissen. Es gehe darum, in der hektischen Adventszeit zur Ruhe zu kommen und Gemeinschaft zu erleben. Willkommen sei jeder. Egal ob evangelisch, katholisch oder nicht kirchlich.

Wie und wo die Gastgeber das Programm gestalten, bleibt ihnen überlassen. Bisher wird sich in Wohnstuben, auf Hinterhöfen oder unter Carports getroffen. Denkbar sei aber auch, Abende auf dem Markt oder an der Elbe zu gestalten, so Asta-Tehnzen Heinrich. Das wäre eine Variante, würden die Besucherzahlen stark steigen. Bisher liegen sie je nach Örtlichkeit und Wetter bei fünf bis 35 Leuten.

Für viele Ältere sind die Adventskalender-Termine ein Anlass, vor die Tür zu gehen und andere zu treffen. Zumal sich die Runde nach dem meist etwa viertelstündigen Programm nicht gleich zerstreut. Oft wird nämlich noch eine Stunde beisammengeblieben, um zu plaudern.

So ist es auch im Gartenhaus bei Familie Lehmann in der Kirchgasse. Ein Thema, das manchen Besucher bewegt: Was noch zu tun ist bis zu dem Tag, an dem das eigene Zuhause sich für den Lebendigen Adventskalender öffnet. „Hoffentlich schafft mein Mann bis dahin, die Garage auszuräumen“, sagt eine junge Frau und lacht. Eine knappe Woche hat er dafür noch Zeit.

Die noch ausstehenden Termine des Lebendigen Adventskalenders in Strehla sind am Kirchenschaufenster, Markt 13, in Strehla nachzulesen.