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Über Doppel-Hürde zum Jungsportler des Jahres

Preisträger Jonathan Petzke kämpfte sich trotz gebrochenen Arms ins WM-Halbfinale. Jetzt sprintet er zum Abi.

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© Christian Juppe

Von Sandro Rahrisch

Mit einem Hindernis hatte Jonathan Petzke nicht gerechnet. Kurz vor der Leichtathletik-Jugendweltmeisterschaft in Kolumbien bricht sich der Hürdensprinter im Sommer letzten Jahres den Arm. Den Gips will sein Arzt auch Tage vor dem wichtigen Wettkampf nicht abnehmen. Doch Jonathan besteht darauf. Er läuft sich ins Halbfinale, erreicht auf der 110-Meter-Strecke eine neue persönliche Bestzeit und holt sich zwei Wochen später gleich noch den deutschen Meistertitel in seiner Altersklasse. Sprachlos wirkte der 18-Jährige vom DSC, als er am Sonnabend im Kongresszentrum zum Dresdner Nachwuchssportler des Jahres 2015 ausgezeichnet wird.

„Ich weiß, dass Freunde und Familie für mich gestimmt haben, bin wegen der sportlichen Stärke der anderen Nominierten aber doch sehr überrascht“, sagte er. Mit 1 000 Euro ist der Preis dotiert. Was der junge Sportler mit dem Geld machen wird, weiß er noch nicht. Sportlich wird dieses Jahr für ihn eine Herausforderung. Jonathan Petzke ist auf das Sportgymnasium gewechselt, besucht dort die zehnte Klasse. Das Training und die Vorbereitung auf das Abitur muss er unter den Hut bekommen. Das wird stressig, so der Sportler. Denn nach seinem Geburtstag vergangene Woche ist er in die nächste Altersklasse vorgerückt, die U20. Und in dieser wird schon im Juli die nächste Weltmeisterschaft ausgetragen, diesmal im polnischen Bydgoszcz. Dort steigen die Anforderungen.

Ab August will sich der Athlet etwas mehr Luft verschaffen und die Abizeit von zwei auf drei Jahre strecken. „Für mich fallen da ein paar Unterrichtsstunden im Jahr weg. Zeit, um wieder neunmal die Woche zu trainieren.“ Dass er als Leichtathlet nicht bis zum Rentenalter Geld mit Sport verdienen kann, ist ihm klar. „Ich werde oft gefragt, was ich denn studieren will. Aber ganz ehrlich: Ich weiß es noch nicht. Erst einmal will ich ein gutes Abitur hinlegen.“ In der dritten Klasse hat Jonathan Petzke die Leichtathletik für sich entdeckt. Wie er, haben die meisten der geehrten Sportler ihre Laufbahn bereits im Kindesalter begonnen. So auch die 16-jährige Johanna Holfeld, die als Bergsteigerin den Nachwuchsförderpreis der Stadt erhalten hat. Oder der Kanute Tom Liebscher, der zum Sportler des Jahres gekürt wurde und obendrein den Sportpreis der Landeshauptstadt bekommen hat. Der WM-Vize grüßte die Gäste der Sportgala am Sonnabend per Videobotschaft aus Sevilla, wo er gerade für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro trainiert. „Wie cool ist das denn“, schrieb er kurz danach auf seiner Facebook-Seite. Das Lob ist groß: Er nutze seine Stimme für alle Nachwuchssportler in Dresden, sagte Laudator Ulrike Becker, die Leiterin des Sportgymnasiums.

Eisschnellläuferin Anna Seidel ist zur Sportlerin des Jahres gekürt worden. Die Weltcup-Zweite auf der 500-Meter-Strecke lief gerade ins Viertelfinale der aktuellen Weltmeisterschaft in Seoul, als sie die Auszeichnung erhielt. Auch sie grüßte von der Leinwand. Ihre Mutter nahm den Preis stellvertretend entgegen.

Über den Preis „Mannschaft des Jahres“ durften sich wieder die Volleyballerinnen des Dresdner SC freuen. Sie hatten den Meistertitel verteidigt. Trainer Alexander Waibl bekam dafür gleich noch die Auszeichnung zum Trainer des Jahres. Bester Sportler mit Handicap wurde der Schwimmer Phil Goldberg, der Bowler Marcus Seifert erhielt den Sportpreis der Stadt für herausragende Leistungen im Behindertensport. Bei den Senioren wurde die Schwimmerin Jenny Wachsmuth ausgezeichnet. Den Sonderpreis der Stadt erhielt die Bodenturnerin Marlene Bindig. Für eine kleine Überraschung sorgte der Nachwuchsförderpreis der Ostsächsischen Sparkasse Dresden. Diesen bekamen die Basketballer der Dresden Titans. Insgesamt stimmten mehr als 7 000 Dresdner über die Sportler des Jahres ab.