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Überdimensionerter Hochwasserschutz?

Mehrere Maßnahmen sollen in Nostitz verhindern, dass Wasser und Schlamm bei Starkregen von den Feldern ins Dorf fließen. Doch das wird viel teurer als geplant.

Von Kerstin Fiedler
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Der Teich in Nostitz war nach starkem Regen schon öfter verschlammt. Dietrich Bürger weiß, wie schnell Wasser und Erde von den großen Feldern hinterm Dorf abfließen. Das soll sich ändern.
Der Teich in Nostitz war nach starkem Regen schon öfter verschlammt. Dietrich Bürger weiß, wie schnell Wasser und Erde von den großen Feldern hinterm Dorf abfließen. Das soll sich ändern. © SZ/Uwe Soeder

Weißenberg. Wenn Dietrich Bürger am Teich in Nostitz steht, erinnert er sich an einige Male, an denen von den ansteigenden großen Feldern hinter dem Ort Wasser und Schlamm ins Dorf flossen. Deshalb ist er ganz zufrieden, dass dort nun endlich etwas für den Schutz des Ortes getan wird. Doch im Stadtrat wurde das Thema jetzt aus einem anderen Grund diskutiert: Die Kosten haben sich seit 2011 verfünffacht.

Die geplanten Maßnahmen sind Teil von vielen Projekten innerhalb der Teilnehmergemeinschaft zur Flurneuordnung B 178-Kittlitz. Dabei geht es um den Ausgleich von Nachteilen, die Mitglieder dieser Gemeinschaft durch den Bau der neuen Straße haben. In Nostitz geht es mit den Vorhaben vor allem um den Hochwasserschutz, aber auch darum, dass die Erde auf den Feldern bleibt. „Die Maßnahmen sollen verhindern, dass bei Starkregen das wild abfließende Wasser sofort und ungebremst über die landwirtschaftlich intensiv genutzten Flächen in Richtung der Ortslagen Nostitz und Trauschwitz abfließt,“ heißt es aus dem Amt für Vermessung und Flurneuordnung des Landkreises Görlitz, das die Maßnahmen koordiniert. Das war auch 2011 schon so, als eine erste Kostenschätzung auf den Tisch kam. 48 000 Euro sollte eine Graben-Wall- Anlage mit vorgelagertem Grünstreifen kosten. Ein zweites Projekt auf diesem Feld betrifft eine Ausgleichsmaßnahme für den Ortolan, der sich dort wieder ansiedeln könnte. Mitten auf dem Feld wird ein Wall mit zusätzlicher Bepflanzung erschaffen. Das Projekt wird gemeinsam mit dem Landesamt für Straßenbau und Verkehr realisiert. Jedoch haben neue Berechnungen des Niederschlagsabflusses ergeben, dass die bisherige Planung nicht ausreicht. Somit wurde die Maßnahme auch teurer. Doch das Problem der Stadt ist, dass der erhöhte Aufwand in keinem Haushaltsplan steht. „Wir haben damals gesagt, dass wir uns mit 15 Prozent an den Kosten beteiligen“, erklärte Weißenbergs Bürgermeister Jürgen Arlt (parteilos) dem Stadtrat. Allerdings war er damals noch kein Bürgermeister. Auch der Stadtrat hatte dem Vorhaben zugestimmt, was in Summe 7 000 Euro ausmachte. Nun jedoch stehen rund 240 000 Euro in der Kostenschätzung, wobei Weißenberg jetzt 36 000 Euro zahlen müsste.

Noch unklar, woher das Geld kommt

Da die Stadt Weißenberg die Planung nicht verantwortet, hat sie auch keinen Einfluss darauf. Ob alle diese Maßnahmen wirklich so umgesetzt werden müssen, weiß Jürgen Arlt nicht. „Ist das Schadenspotenzial so groß“, fragten auch Stadträte. Sven Tschipke glaubt, dass die Kostenschätzung damals realistisch war, wenn das Projekt auch schnell umgesetzt worden wäre. Letztlich war den meisten Stadträten klar, dass sie wohl um die Kosten nicht herumkämen. Woher das Geld kommt, ist noch unklar. Die Stadt hofft, dass die Ausschreibungen für die Arbeiten, die derzeit laufen, keine höheren Summen bringen. „Man hat uns auch Ratenzahlung angeboten“, sagt Jürgen Arlt.

Stadtrat Jens Sterzel verwies jedoch auch einmal auf das Gesamtvorhaben der Teilnehmergemeinschaft. „Da gab es schon einige Projekte, von denen unsere Bürger auch etwas haben, wir aber nichts bezahlen mussten“, sagte Sterzel.

Und Dietrich Bürger, der auch im Vorstand der Teilnehmergemeinschaft arbeitet, findet es gut, dass die Maßnahmen nun endlich umgesetzt werden. „Sonst ist das Geschrei groß, wenn der Schlamm das nächste Mal das Dorf überflutet“, sagt er.