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Uhysts Pfarrer zieht nach Bautzen

Der 65-Jährige geht jetzt in den Ruhestand. Aber er will weiter helfen, wo er gebraucht wird.

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© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Uhyst. Nach dem Urlaub kehrt Pfarrer Michael Müller noch einmal zu seiner Gemeinde nach Uhyst zurück – aber nur zur Verabschiedung am 28. August. Ansonsten hat er sein Leben schon neu geordnet. Die Wohnung im Obergeschoss des Uhyster Pfarrhauses ist leer geräumt, die in Bautzen eingerichtet und bezogen. In der Heimatstadt seiner Frau Christine wird der gebürtige Erzgebirger seinen Lebensmittelpunkt haben. Der Ruhestand gibt ihm Gelegenheit, Dinge ruhiger anzugehen und mehr Zeit mit der Familie und den Freunden zu verbringen. – Ein Rückzug ins Private wird es aber nicht. Er bleibt in Rufweite. Er bleibt ehrenamtlicher Seelsorger.

Mitglied im Posaunenchor

Michael Müller leitet seit Jahren das Team der Notfallseelsorger im Landkreis Bautzen – und bleibt deren Chef auch im Ruhestand. Angedockt bei der Diakonie und vermittelt über die Rettungsleitstelle, geben rund 30 ehrenamtliche Seelsorger Beistand zum Beispiel nach Unfällen, plötzlichen Todesfällen von Kindern, Katastrophen. Betroffenen mit aller Sensibilität zu helfen, ist ihm wichtig. Er spendet Trost, hört zu, schweigt manchmal auch nur, wenn es die Situation erfordert. Enge Bindungen wird der 65-Jährige weiterhin zur Kirchgemeinde Neschwitz unterhalten, in deren Posaunenchor er mitspielt. Außerdem könnte er sonntags gelegentlich auf die Kirchenkanzel zurückkehren, wenn ein Pfarrer fehlt. Ganze Vakanzzeiten als Vertreter zu übernehmen, könne er sich allerdings nicht mehr vorstellen, sagt Michael Müller.

Er kam 2002 als Gemeindepfarrer aus Graupa nach Demitz-Thumitz. Nach der Strukturreform 2004, in der die Kirchgemeinden Demitz und Pohla gesplittet wurden, wechselte er nach Uhyst. In den vergangenen zwölf Jahren betreute er die Gemeinden Burkau, Uhyst und Pohla. In den ersten Jahren eine besondere Herausforderung. Denn es ging darum, die drei Schwesterkirchgemeinden mit insgesamt 1700 Gliedern zusammenzuführen. Trotz örtlichen Befindlichkeiten – Michael Müller blieb bei seinen Entscheidungen gelassen, auch als es mancher nicht verstand, warum er sich bei seinem Wohnsitz fürs kleinere Uhyst statt fürs größere Burkau entschied.

Künftige Vertretungseinsätze in allen drei Kirchgemeinden schließt er aus. Nicht aus Groll, sondern aus Prinzip. „Der Alte soll nicht mehr mitmischen. Der neue Pfarrer soll kommen. Er bringt andere Ideen mit“, sagt Michael Müller. Froh ist er darüber, mit dem Ruhestand die Verwaltungsarbeit abgeben zu können. Sie hat oft viel Zeit gebunden. „Ich danke Gott dafür, dass ich heute so leben darf“, sagt Michael Müller. Er bezieht es auf alle Lebensbereiche. Die Familie mit Frau, drei erwachsenen Kindern und sechs Enkeln. Auf die politischen Verhältnisse in unserem Land. Natürlich auch auf sein großes Hobby, die Musik.