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Pirnaer Hilfstransport erreicht die Ukraine

Das Architekturbüro „MM+H“ hatte eine große Spendenaktion gestartet, nun ist alles unbeschadet in Perwomajskyj angekommen.

Von Thomas Möckel
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Eingesammelt: Aleksander Shevchuk, Patrick Lindemann, Michael Hamann (v.l.) und weitere Helfer initiierten eine Spendenaktion.
Eingesammelt: Aleksander Shevchuk, Patrick Lindemann, Michael Hamann (v.l.) und weitere Helfer initiierten eine Spendenaktion. © Egbert Kamprath

Die Nachricht kam am Mittag per WhatsApp, da war sie noch ganz frisch und klang zutiefst erfreut. „Unsere Lieferung“, schreibt Michael Hamann, „ist heute Früh in Perwomajskyj angekommen." Dahinter hat er zwei Herzen gesetzt, ein blaues und ein gelbes, sie stehen für die ukrainischen Nationalfarben.

Damit ist ein Unterfangen geglückt, auf das alle Beteiligten gehofft hatten. Ihre gesammelten Hilfsgüter waren unbeschadet am Bestimmungsort eingetroffen, der Transport hatte die Fahrt durchs Kriegsgebiet unversehrt überstanden.

Michael Hamann ist Mitinhaber der Pirnaer Architektengemeinschaft „MM+H“ mit Sitz auf der Oberen Burgstraße. Gemeinsam mit anderen Freiwilligen hatte er eine Spendenaktion initiiert, um den Menschen in der Ukraine zu helfen – jenes Land, dass Russland seit dem 24. Februar mit einem grausamen Krieg überzieht.

Umgeladen: Im westukrainischen Lwiw wandern die Hilfsgüter auf einen großen Lkw.
Umgeladen: Im westukrainischen Lwiw wandern die Hilfsgüter auf einen großen Lkw. © privat

Gesammelt nach Bedarf

Die Idee für das Hilfsprojekt entstand, weil die Architektengemeinschaft seit zwei Jahren ein Büro in der ostukrainischen Stadt Charkiw betreibt. Die Region ist seit Wochen besonders schwer vom Krieg gezeichnet. Seit dem russischen Überfall ist das Büro geschlossen, alle Projekte liegen auf Eis, alle Investitionen sind gestoppt.

Statt Häuser zu sanieren oder zu errichten, bauen die Architekten daher nun eine Hilfsbrücke ins Krisengebiet. Das Ziel der Aktion war schnell gefunden: die Stadt Perwomajskyi, etwa 80 Kilometer südlich von Charkiw gelegen. Der Kontakt dorthin entstand über Aleksander Shevchuk, er ist in Perwomajskyi geboren und aufgewachsen. Seit 1992 lebt er in Deutschland, seit zwei Jahren ist er Bauleiter im Pirnaer Büro von „MM+H“.

Die Hilfsbereiten sammelten nicht aufs Geratewohl, sondern ganz gezielt. Der Bürgermeister von Perwomajskyi hatte Listen mit Dingen übermittelt, die besonders dringend gebraucht wurden. Dazu gehörten beispielsweise Windeln, Kindermilch, Stilltee, Pflegetücher, Seife, Zahnpasta, Taschentücher, Schlafsäcke, Isomatten, Batterien, Akkus. Und das war noch nicht alles.

Angekommen: Im ostukrainischen Perwomajskyj treffen die Hilfsgüter unbeschadet ein.
Angekommen: Im ostukrainischen Perwomajskyj treffen die Hilfsgüter unbeschadet ein. © privat

Medizintechnik für 25.000 Euro

Über die Hilfsorganisation „Apotheker ohne Grenzen“ hatte Hamann noch Medikamente und medizinische Ausrüstung organisiert, all diese Dinge benötigte das Krankenhaus in Perwomajskyi dringend. „Allein der medizinische Part von Apotheker ohne Grenzen an unserer Tour hat einen Gegenwert von 25.000 Euro“, sagt Hamann, „da musste ich erst einmal tief durchatmen."

Der Großteil der Spenden lagerte bis zur Abfahrt bei der Firma „LiLa metallinc“ in Berggießhübel, der Karosseriebaubetrieb von Patrick Lindemann. Er und Hamann sind schon lange befreundet, Lindemann sagte sofort zu, bei der Spendenaktion mitzuhelfen. Insgesamt kamen rund zehn Tonnen Hilfsgüter zusammen.

Verteilt auf mehrere Kleintransporter brachten die Helfer Spenden und Medizintechnik in die westukrainische Stadt Lwiw. Dort wurde alles auf einen großen Lkw umgeladen, in aller Frühe startete von dort aus dann der Weitertransport nach Perwomajskyj. Inzwischen sind alle Güter verteilt, die Medikamente und Ausrüstung wurden ans örtliche Krankenhaus übergeben. „Wir sind alle sehr erleichtert, dass alles geklappt hat“, sagt Hamann.

Nun warten die Initiatoren vorerst ab, wie lange die Hilfsgüter reichen. Sollte erneut Bedarf bestehen, wollen sie eine weitere Spendenaktion starten.