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Unbequemer Naturschützer

Thomas Fischer ist Landwirt in Schänitz. Sein Geld verdient er jedoch mit etwas Anderem.

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© Sebastian Schultz

Von Jürgen Müller

Hirschstein. Nur Mais und Raps sucht man beim Biobauern Thomas Fischer aus Bahra (Gemeinde Hirschstein) vergebens auf seinen Feldern. Auch chemische Spritzmittel gibt es bei ihm nicht. Neben der landwirtschaftlichen Bioproduktion hat Fischer den Schwerpunkt Naturschutz auf seine Äcker gelegt. Vor zehn Jahren fing der gelernte Diplom-Ingenieur für Umwelttechnik und Strahlenschutz an, seinen Betrieb in Hirschstein zu etablieren. Inzwischen hat der zertifizierte Biobetrieb mehrere Festangestellte. „Das zeigt mir, dass man mit Naturschutz Arbeitsplätze schaffen kann“, sagt der Mann, der aus Ganzig bei Oschatz stammt.

„Ich mache nichts Außergewöhnliches, halte mich an geltende Programme der Landwirtschaft, die jeder Landnutzer genauso anwenden kann.

„Dabei mache ich nichts anderes als das, was alle anderen auch machen können“, sagt er. Legt Brachen an, pflanzt Hecken und Wald. Fischer gibt zu, unbequem zu sein, sieht sich aber als Realist. „Die moderne intensive Landwirtschaft hat enorme Erträge zu Folge, allerdings zu Lasten der natürlich vorkommenden Pflanzen- und Tierarten“. In den vergangenen 25 Jahren sei in Sachsen ein Artenrückgang in der Feldflur von bis zu 95 Prozent zu verzeichnen. Die EU und der Freistaat Sachsen hätten dies erkannt und versuchten, dem Artenschwund gegenzusteuern mit Förderprogrammen.

Chance für Bodenbrüter

Hauptproblem sei die perfekte Technisierung, Chemisierung und Spezialisierung in der Landwirtschaft, die stets auf das Erzielen immer höherer Erträge ausgerichtet ist. Eine Kombination von Naturschutzinteressen innerhalb der produktiven Flächen hält er für illusorisch. Vielmehr plädiert er für eine gute Flächenausstattung, für Naturschutzmaßnahmen innerhalb eines jeden landwirtschaftlichen Betriebes und die Produktion von diesen Flächen zu nehmen. Somit wären Probleme wie Stickstoffeinträge, Pflanzenschutzmitteleinträge sofort gelöst und die bodenbrütenden Vögel hätten endlich wieder die Chance, eine nennenswerte Population Ihrer Art entstehen zu lassen. „Nest bauen, Eier legen, Kücken durch wieder ausreichend vorhandene Insekten flügge werden lassen, Population gerettet. Ziemlich logisch und einfach klingt das“, sagt Fischer. Darum begrünt er Äcker mit Blühmischungen, pflanzt Wälder auf Äckern, legt Schwarzbrachen an, auf denen nichts angebaut wird, wo Wildkräuter wachsen dürfen. Biodiversität muss nicht nur im Europaparlament eine Wichtung haben, sondern im Bewusstsein der Gesellschaft landen“, sagt er. Dabei kommt den Landnutzern und Landeigentümern eine Schlüsselrolle im Naturschutz zu.

Für seine Projekte nutzt er landwirtschaftliche Förderprogramme.„Ich vertrete den Naturschutz und stehe auch dazu“, sagt er. Umgesetzte Projekte sieht man mittlerweile in der Landschaft sehr deutlich. So konnte in der Gegend um Bahra der Bestand an Rebhühnern gesichert werden durch Anlegen von Brachen und kleinteiliger Bewirtschaftung. „Das ist allerdings ein Verdienst aller hier wirtschaftender Betriebe, die sich neben mir diesem Thema angenommen haben. „Die Rebhühner haben in diesem Jahr zweimal gebrütet. Das zeigt doch, dass wir an dieser Stelle alle zusammen alles richtig gemacht haben“, freut er sich.

Für sein Engagement für den Naturschutz erhielt der Landwirt jetzt vom Sächsischen Umwelt- und Landwirtschaftsministerium einen mit 2 500 Euro dotierten Umweltpreis. Den habe er stellvertretend für diejenigen Landwirtschaftsbetriebe gern entgegengenommen, die am Projekt beteiligt waren. Das Geld ist auch schon wieder verplant für ein Stück Biotopverbund zwischen Bahra und Heyda, welcher mitten durch die Feldflur verlaufen wird. Auch hier wurden die auf den Flächen wirtschaftenden Landwirte mit ins Boot geholt um den Biotopverbund möglich zu machen.

Leere Reden helfen keinem

Thomas Fischer engagiert sich nicht auf parteipolitischer Ebene, das habe für ihn als Praktiker auch wenig Sinn. „Naturschutz ist ein konservatives und bodenständiges Thema, welches leider gern von verschiedenen politischen Lagern für eigene Zwecke benutzt wird und somit den Naturschutz oft in einem einfarbigen Licht erscheinen lässt. Das wird dem Thema „nicht gerecht“, sagt er. Naturschutz in der Feldflur habe für ihn etwas mit Eigentum und Verantwortung zu tun, nichts mit Belehrungen, leeren Reden und unrealistischen Forderungen.

Die Landwirtschaft ist in Bewegung und Bewegung ist meistens gut. Wohin die Bewegung geht, will er nicht einschätzen. „Entweder die Betriebe werden immer größer, mit faszinierender Technik und immer weniger Arbeitskräften, oder es kommt zu einer Landwirtschaft, die wieder kleinteiliger und überschaubarer wird.