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Unkraut-Ex am Spielplatz

Die Kamenzer Stadtgärtnerei rückt ungeliebtem Grün auch mit Herbiziden zu Leibe. Eltern sehen das nicht so gern.

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© hübschmann

Ina Förster

Kamenz. Weißgekleidete Menschen mit Schutzanzügen laufen rund um den Lessingplatz. Sie fallen durch Mundschutz, Stiefel und Handschuhe auf. Auf dem Rücken tragen sie einen kleinen schwarzen Rucksack und sprühen irgendeine Flüssigkeit auf den Gehwegen aus. Eine besorgte Mutter, die ein paar Meter weiter mit ihren Kindern auf dem Spielplatz weilt, wundert sich lautstark darüber. „Das finde ich verantwortungslos hoch Zehn! Da laufen Personen in kompletter Schutzkleidung herum und sprühen Unkraut-Ex! Und das rund um einen Spielplatz“, schimpfte Daniela Domschke aus Kamenz. „Ist es so viel billiger, Gift zu sprühen und eventuell Gesundheitsschäden bei Kindern und Tieren in Kauf zu nehmen, als Unkraut zu zupfen“, fragte die Fünffachmutter.

„Zunächst einmal kann man die Ängste nachvollziehen, die sich einstellen, wenn Menschen in Schutzanzügen Herbizide, also Unkrautbekämpfungsmittel, versprühen“, heißt es seitens der Stadtverwaltung auf unsere Nachfrage. „.Doch muss man hier bedenken, dass die Mitarbeiter der Stadtgärtnerei zunächst das hoch konzentrierte Substrat verdünnen müssen, dann während der Zeit der Sprühaktion zum einen dem Sprühnebel und zum anderen auch beim notwendigen Nachfüllen der Behälter dem Kontakt mit dem Herbizid ausgesetzt wären, sodass von daher die Schutzbekleidung unabdingbar ist“, so Stadtsprecher Thomas Käppler. Im Nachgang, wenn das Herbizid ausgesprüht ist, sei diesem Gift aber kein Mensch und auch kein Kind mehr ausgesetzt. „Im Übrigen wird nicht auf Teufel komm heraus gesprüht, sondern verantwortungsvoll und damit punktuell, wo es überhaupt nötig ist. Das Ganze passiert auch meistens nur einmal im Jahr!“

Genehmigung sogar vom Umweltamt

Nun zum Herbizid selbst: Hier ist es auch nicht so, dass die Stadt einfach in den Laden geht und irgendein Unkrautbekämpfungsmittel kauft und dann einsetzt. Zunächst müsse ein Antrag beim Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie in Dresden gestellt werden, in dem die zu behandelnden Flächen sowie das verwendete Herbizid steht. Das Landesamt prüft dann den Antrag und erteilt (wenn alles in Ordnung ist) die Genehmigung für den Einsatz bestimmter Herbizide auf den im Antrag aufgeführten Flächen. Dies beinhaltet gegebenenfalls auch eine Nichtgenehmigung. „Es ist also ein regelrechtes Genehmigungsverfahren nötig, ehe ein Herbizid überhaupt zum Einsatz kommt. Und die Genehmigung selbst ist ebenfalls befristet“, so Thomas Käppler. Sie gilt für das Jahr, in dem der Antrag gestellt wurde, maximal bis zum darauffolgenden Jahr.

Warum sind nun Unkrautbekämpfungsmittel manchmal aber unerlässlich. Und warum wird nicht immer abgebrannt? „Auf den ersten Blick mag das Abbrennen moderater erscheinen, aber die Wirkung ist viel geringer, denn die zu bekämpfenden Pflanzen werden nur über der Oberfläche betroffen, das heißt, sie treiben danach bald wieder, begünstigt sogar durch den Vorgang des Abbrennens, der bei den nicht betroffenen Pflanzenteilen im Erdboden das Wachstum eher forciert.“

Abbrennen hilft nur kurzfristig

Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Erneuter personeller und technischer Einsatz des Abbrennens oder man lässt es wachsen, was dann - auch berechtigt - die Kritiker scheinbar verwahrloster Ecken in der Stadt auf den Plan ruft. „Hinzu kommt noch ein anderer Umstand, den man beim Abbrennen kennen sollte: All die kleinen Insekten, Schmetterlinge, Käfer, unter Umständen auch Bienen, werden durch das Feuer vernichtet.“ Dies sei bei den eingesetzten Herbiziden nicht der Fall.

Um es noch einmal zusammenzufassen: Die Stadtgärtnerei benutzt nur genehmigte Herbizide und nur auf den dafür vorgesehenen und genehmigten Flächen. Die Mitarbeiter tuen dies mit der nötigen Vorsicht und Achtsamkeit, somit verantwortungsvoll, wurde nochmals betont.