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Unterernährte Zwillinge in Zittau misshandelt?

Insgesamt kamen drei Kinder ins Krankenhaus.An den Köpfen der beiden Mädchen wurden blaue Flecke entdeckt.

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Von Matthias Klaus

Zwei völlig unterernährte Zweijährige sind am Wochenende in Zittau gerettet worden. Neben den beiden zweijährigen Mädchen hatte der Notarzt am Sonnabendabend einen sechs Monate alten Säugling im Zittauer Krankenhaus aufnehmen lassen, heißt es aus dem Landratsamt Görlitz. Die 21-jährige Mutter und der 24-jährige Stiefvater riefen demnach den Arzt selbst. Eines der Kinder war ohnmächtig geworden.

Die Zwillinge waren stark unterernährt, wogen nur 5,4 beziehungsweise sechs Kilogramm. Nach Informationen der SZ kamen sie auf die Intensivstation der Universitätsklinik Dresden, konnten diese aber inzwischen verlassen. Der Gesundheitszustand hat sich stabilisiert.

Die Mutter der drei Kinder hatte nach der Geburt der Zwillinge für ein halbes Jahr Hilfestellung vom Jugendamt bekommen, Schwerpunkt gesundheitliche Für- und Vorsorge. Denn zum einen war die Mutter sehr jung, zum anderen waren die Zwillinge Frühgeburten. Der letzte Kontakt zum Jugendamt kam im September 2008 zustande. Damals wurde das Umgangsrecht der Zwillinge mit dem leiblichen Vater geregelt. Gerlind Walter vom Landratsamt Görlitz sagt: „Zu diesem Zeitpunkt waren die Kinder vollkommen unauffällig, aufgeweckt und in dieser Umgebung altersgerecht entwickelt.“ Auch eine ärztliche Kontrolle im Februar habe keine Auffälligkeiten erkennen lassen. Nun müsse aufgeklärt werden, heißt es aus dem Landratsamt, was seither geschah, was zu tun ist.

Laut Staatsanwalt Till Neumann wurden neben einer „hochgradigen Unterernährung“ der Zwillinge „Hämatome an den Köpfen der Kinder festgestellt“. Es werde gegen die Mutter und den Stiefvater ermittelt. Die Staatsanwaltschaft wartet ein schriftliches Gutachten ab. Die Frau und der Mann sind auf freiem Fuß. Staatsanwalt Neumann sagt: „Es gibt keine Haftgründe, es besteht keine Fluchtgefahr.“ Für die Misshandlung von Schutzbefohlenen und gefährliche Körperverletzung drohen bis zu zehn Jahren Haft, für unterlassene Hilfeleistung bis zu einem Jahr oder eine Geldstrafe.

Die Familie wohnt im Zentrum Zittaus. „Ich bin schwer betroffen, dass so etwas in Zittau möglich ist“, sagte Oberbürgermeister Arnd Voigt (Freie Bürger) der SZ. Die Nachbarschaft sei gefordert, derartige Entwicklungen rechtzeitig zu erkennen. „Das hat nichts mit gegenseitigem Anzählen zu tun. Aber wir müssen hinschauen, damit so etwas nicht passiert“, so der OB.