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Weinskandal zieht weitere Kreise

Viel Diskussionsstoff zum Sächsischen Weinbautag: Der Skandal um Pflanzenschutzmittel kratzt am Image der sächsischen Weinbauern. Der Verband warnt vor einem Generalverdacht.

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© Symbolfoto: dpa

Meißen. Im Skandal um mit Pflanzenschutzmitteln belasteten Wein aus Sachsen stehen zwei Personen eines Weinbaubetriebes im Fokus der Ermittlungen. Gegen den Betriebsleiter sowie den mutmaßlichen Anwender wurde ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet, sagte eine Sprecherin des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfulG). Ihnen wird vorgeworfen, gegen das Pflanzenschutzgesetz verstoßen zu haben. Noch laufen die Untersuchungen. Zunächst hatte die Behörde vermutet, dass das Pflanzenschutzmittel Dimethoat von benachbarten Obststräuchern auf die Weinreben geweht wurde. Man müsse nun aber davon ausgehen, dass die Reben direkt gespritzt wurden, hieß es.

Zuvor waren in Weinen der Winzergenossenschaft Meissen und der Weinkellerei Jan Ulrich Rückstände des im Weinbau verbotenen Insektengifts Dimethoat gefunden wurden. Die Trauben stammen von Zulieferern. Gesundheitsgefahren gehen nach Behördenangaben nicht von dem Mittel aus. Im Obstanbau darf Dimethoat verwendet werden.

Der Vorsitzende des Weinbauverbandes, Christoph Reiner, warnte davor, die sächsischen Winzer unter Generalverdacht zu stellen. „Nur weil einige ein Fehlverhalten an den Tag legen, heißt das nicht, dass die 2 400 Winzer ihr Handwerk nicht verstehen.“ Dennoch gibt sich Reiner für die nächsten Monate vorsichtig optimistisch: „Es ist ein herrlicher Jahrgang 2015, den wir im Keller haben.“

Zum Sächsischen Weinbautag an diesem Samstag will der Verband vor allem über biologischen und alternativen Pflanzenschutz diskutieren. „Und darüber, wie er sich in den herkömmlichen Weinbau integrieren lässt“, sagte Reiner. Das Programm und die Vorträge hätten aber bereits seit Monaten auf der Agenda gestanden.

Erst vor wenigen Tagen hatte die Winzergenossenschaft fünf Chargen des 2014er Jahrgangs zurückgenommen. Wie die „Dresdner Neuesten Nachrichten“ berichteten, nahm nun der Discounter Aldi-Nord den 2014er Rivaner der Genossenschaft aus dem Sortiment - obwohl dieser nicht betroffen war. Nach Angaben der Genossenschaft werden derzeit weitere Proben ausgewertet. „Das Hangen und Bangen geht weiter“, so ein Sprecher.

Laut Landratsamt Meißen seien mittlerweile viele namhafte Weinbaubetriebe der Region beprobt worden. Bei einem weiteren Weingut wurden demnach Rückstände von Dimethoat gefunden. Allerdings innerhalb der Toleranzwerte, erklärte eine Sprecherin. Die Landesuntersuchungsanstalt für Gesundheits- und Veterinärwesen (LUA) habe keinen Handlungsbedarf gesehen, hieß es. (dpa)