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US-Experten: Nordkorea fährt offenbar Atomreaktor hoch

Weißer Rauch über einem Nuklearzentrum in Nordkorea alarmiert US-Experten. Fährt das kommunistische Land einen abgeschalteten Reaktor wieder hoch? Droht dem Verhältnis der beiden Koreas ein neuer Rückschlag? Eben noch zeichnete sich eine vorsichtige Annäherung ab.

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© dpa

Washington/Seoul. Nordkorea nimmt nach Angaben von US-Experten offenbar seinen abgeschalteten Atomreaktor im Nuklearzentrum Yongbyon wieder in Betrieb. Darauf wiesen Satellitenbilder hin, die den Reaktor am 31. August zeigten, hieß es am Mittwochabend (Ortszeit) auf der Internetseite „38 North“ des US-Korea-Instituts an der amerikanischen Johns-Hopkins-Universität. Sie zeigten, dass weißer Rauch von einem Gebäude in der Nähe der Reaktorhalle aufsteige, in dem die Dampfturbinen und die elektrischen Generatoren stünden. „Nordkorea scheint jetzt den Reaktor in Betrieb genommen zu haben“, hieß es auf der Seite.

Die Internationalen Atomenergiebehörde IAEA bestätigte die Berichte zunächst nicht. Die Behörde habe keine Inspekteure in Nordkorea, sagte IAEA-Chef Yukiya Amano in Wien. „Da wir keine klaren Einblicke haben, können wir uns nicht äußern.“ Ein Sprecher sagte, die IAEA überwache Nordkoreas Atomprogramme über Satellitenbilder.

Ein Mitarbeiter des russischen Außenministeriums äußerte sich nach Angaben der Agentur Interfax besorgt: „Das Problem ist, dass sich dieser Reaktor aus den 1950er Jahren heute möglicherweise in einem schrecklichen Zustand befindet. Ein Unfall hätte furchtbare Folgen für die ganze koreanische Halbinsel.“ Über konkrete Anhaltspunkte, dass der Reaktor wieder in Betrieb sei, verfüge Russland aber nicht.

Chinas Sonderbeauftragter für Nordkorea, Wu Dawei, forderte größere Anstrengungen für eine nuklearwaffenfreie koreanische Halbinsel. Durch Konsultationen sollten Voraussetzungen für eine Wiederaufnahme der seit 2009 eingefrorenen Verhandlungen über ein Ende des Atomwaffenprogramms Nordkoreas geschaffen werden, sagte Wu Dawei bei einem Treffen mit dem US-Unterhändler Glyn Davis in Peking. Offen blieb, ob beide Spitzendiplomaten auch über den Atomreaktor in Yongbyon gesprochen haben.

Die Spannungen in der Region hatten sich im Februar nach einem dritten nordkoreanischen Atomtest deutlich verschärft. Das Regime in Pjöngjang stieß nach einer Ausweitung der UN-Sanktionen mehrfach Kriegsdrohungen gegen die USA und Südkorea aus und kündigte einen Ausbau seines Atomwaffenarsenals an. Aus dem gemeinsam betriebenen Industriepark in Kaesong zog Pjöngjang alle 53.000 Nordkoreaner ab, die dort in südkoreanischen Fabriken arbeiteten.

Erst in dieser Woche hatten sich Süd- und Nordkorea auf eine Wiedereröffnung des seit fünf Monaten geschlossenen Industrieparks geeinigt. Der Komplex galt bis zur Schließung als wichtiger Devisenbringer für den verarmten, aber hochgerüsteten Norden. Südkoreanische Betriebe wiederum profitierten von den billigen Arbeitskräften des Nordens. Das einzige größere bilaterale Wirtschaftsprojekt wurde 2004 in Betrieb genommen und galt als Vorstoß in den Beziehungen der ansonsten verfeindeten Staaten. (dpa)