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Verbotene Rauchzeichen an der Elbe

Gegen wildes Grillen sollen offizielle Brutzelplätze helfen. Doch diese Lösung hat Tücken. Woanders klappt’s besser.

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© André Wirsig

Von Jana Mundus

Schwaden von Bratwurst- und Steakduft wabern in der Luft. Während es sich seine Freunde auf Decken unter einem Baum gemütlich machen, hockt Maschinenbaustudent Philipp konzentriert über seinem Einweggrill. Am Neustädter Elbufer, gleich in der Nähe des Anlegers der Johannstädter Fähre, hat er ihn aufgestellt. „Vorbildlich auf einem Stück Asphalt. Da geht nichts schief“, sagt er und lächelt. Wäre jetzt ein Mitarbeiter des Dresdner Ordnungsamts hier, könnte sich der junge Mann auch damit nicht retten. Wildes Grillen an der Elbe oder in Parks ist in Dresden verboten. Die Strafen können hart ausfallen.

Wer im Sommer abends oder am Wochenende an der Elbe unterwegs ist, sieht sie überall: Menschen am Grill. Wer keinen Garten hat, zieht mit Rost und abgepackter Wurst in Richtung Fluss. Sieben der elf offiziellen Grillplätze der Stadt befinden sich hier zwischen Marienbrücke und Saloppe. Die können die Dresdner kostenlos nutzen. Doch dafür müssen sie flink sein. Den Grillplatz unterhalb des Rosengartens teilen sich an diesem Abend gleich zwei Grillgrüppchen. „Die anderen Plätze in der Nähe waren auch schon belegt“, sagt Katrin Pfeiffer. „Da rücken wir hier ein bisschen zusammen.“ Sie nickt einem jungen Mann aus der anderen Grillgemeinschaft zu, der gerade ein Steak wendet.

Die 26-Jährige ist aus Schaden klug geworden. „Wir haben mit Freunden auch mal direkt am Ufer gesessen und gegrillt, als zwei Kontrolleure der Stadt kamen.“ 20 Euro Bußgeld waren dann fällig. „Das muss ich nicht noch mal haben.“ Mit dieser Summe sind sie noch gut weggekommen. Bis zu 1 000 Euro könnten die Beamten verhängen. Seit dem Vorfall versucht Katrin Pfeiffer, auf den offiziellen Plätzen zu grillen. „Davon gibt es aber echt viel zu wenige“, beschwert sie sich.

Im Vergleich hat Dresden dahingehend durchaus noch Nachholbedarf. Zwar hat beispielsweise Stuttgart nur 75 000 Einwohner mehr als Dresden, dafür aber gleich die doppelte Anzahl von öffentlichen Grillplätzen in den Grünanlagen der Stadt. „Die meisten sind so groß, dass dort mehrere Gruppen gleichzeitig grillen können“, sagt Stadtsprecher Martin Thronberens. Für die eingerichteten Feuerstellen stellt die Stadt im Sommer sogar das Brennholz zur Verfügung. Auch Parkanlagen in Besitz des Landes Baden-Württemberg gibt es in Stuttgart. Dort ist das Grillen nicht verboten. „Frei aufgestellte Grillgeräte werden toleriert, Bodengrills dagegen nicht“, ergänzt Thronberens. Letztere wären eine Gefahr für den empfindlichen Rasen.

Ein Paradies für Grillfans ist die niedersächsische Stadt Braunschweig. Schon seit Jahren ist das Grillen in den dortigen Parks erlaubt. Davon gibt es reichlich. Viele wurden bereits im 19. Jahrhundert angelegt. Im Sommer transportieren die Braunschweiger kleine Kugelgrills ins Grün. Überall ist dann Barbecue angesagt. „Entscheidend ist, dass der Rasen nicht beschädigt wird, Bäume oder Sträucher nicht Feuer fangen und dass alle Materialien, auch der Müll und die Asche, hinterher entsorgt werden,“ erklärt Rathaussprecher Adrian Foitzik. Die gewährte Freiheit wirkt sich positiv aus. Zwar hat das Ordnungsamt einen Blick darauf, dass sich die Griller korrekt benehmen. „Ordnungswidrigkeiten sind aber selten.“

Indessen muss die Stadt Dresden immer wieder darauf hinweisen, dass nach einem Grillabend keine Müllberge hinterlassen werden. „Nutzen Sie bei ihrem Picknick wiederverwendbares Kunststoffgeschirr und -besteck sowie Plastikdosen und Mehrwegflaschen“, rät Dagmar Kuklinski vom Amt für Stadtgrün. Achtlos weggeworfene Picknickreste müssten mühevoll und zeitaufwendig aufgesammelt werden. Die Entsorgung des Mülls rund um die insgesamt 16 Grill- und Lagerfeuerplätze kostet die Stadt Dresden fast 10 000 Euro im Jahr.

Doch auch vorschriftsmäßig weggeworfener Müll macht am Ende noch Probleme. Türme aus Einweggrills, Müllbeuteln und Plasteflaschen zieren an Sommerabenden so manchen Papierkorb am Elbufer. „Eklig“, findet das auch Katrin Pfeiffer. „Aber wenn ich mit der Bahn nach Hause fahre, kann ich schlecht den verkohlten Einweggrill mitnehmen.“