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Vereint für die schönste Dorfkirche Sachsens

Mit Hilfe der Sparkassenstiftung wurde der Altarraum der Kirche Blochwitz restauriert. Diese ist nicht nur schön, sondern birgt gleich mehrere Geheimnisse.

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© Andreas Weihs

Von Jörg Richter

Blochwitz. Bauernbarock – so wird die Bemalung in der Dorfkirche Blochwitz genannt. „Das klingt sehr naiv“, sagt Restauratorin Beate Rieß. Aber das sei es in keinster Weise, auch wenn hier nie das Geld für große Kunstwerke vorhanden war. Die Altvorderen haben ihre Kirche mit den Mitteln gestaltet, die gerade da waren. Bestes Beispiel ist die rote Farbe, die hier überall zu sehen ist. Die früheren Maler rührten sie unter anderem mit Eigelb an. „Diese Ei-Tempera-Farbe vergilbt nicht und hält sehr lange“, sagt Beate Rieß. Auch auf der Kanzel, der unteren Chorloge und dem Taufstein, die alle in den letzten zwei Jahren mit Geld der Meißner Sparkassenstiftung restauriert wurden, ist diese Farbe drauf. Etwas Gold ist hinzugekommen, so dass der Altarraum nun auch einen glänzenden Schimmer hat.

Pfarrerin Annette Waffenschmidt ist dankbar für die finanzielle Unterstützung durch die Sparkassenstiftung. „Denn die Kirchgemeinde Blochwitz könnte die Restaurierung nicht allein stemmen“, sagt sie. „Das bekommen wir mit eigenen Mitteln nicht hin.“

Nicht nur für die Pfarrerin ist die Blochwitzer Kirche eine der schönsten Dorfkirchen Sachsens. Auf einem Faltblatt wird mit diesem Titel sogar offen geworben. Auch die Restauratorin weiß um die kulturgeschichtliche Bedeutung dieses Gebäudes. „Das Ungewöhnliche an dieser Kirche ist, dass sie nie zerstört wurde“, sagt Beate Rieß. Das Gotteshaus, das 1220 zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde, hat seitdem alle Kriege, Revolutionen und Umbrüche unbeschadet überstanden. Das sei ziemlich selten, betont die Restauratorin.

Hier gibt es deutliche Hinweise auf die Zeitepochen Romanik, Gotik und Barock. Und selbst die Slawen, die vor den Christen hier waren und ihre eigenen Götter hatten, sind in der Blochwitzer Dorfkirche präsent. Ein Findlingsstein schräg unterhalb der Kanzel birgt eines der größten Geheimnisse des Ortes. Archäologen vermuten darunter eine Quelle. Für Beate Rieß ist es ein versiegeltes Quellheiligtum der Slawen. Das macht Sinn, denn als die Deutschen das Land vor etwa Tausend Jahren einnahmen und christianisierten, bauten sie gern ihre Kirchen auf heidnischen Plätzen, um die Slawen ihrer Kultstätten zu berauben. Wenn es tatsächlich diese Wasserquelle unterhalb der Kirche gibt, könnte sie Schuld daran sein, dass die Außenwände der Kirche stets feucht sind. – Ist das die Rache der Slawen?

Pfarrerin Annette Waffenschmidt hält natürlich wenig von dem heidnischen Spuk. Allerdings spüre auch sie eine gewisse Aura, die von dem Findlingsstein ausgeht. „Ich predige gern hier“, sagt sie. „Diese Kirche hat irgendwas Besonderes an sich. Und auch die Blochwitzer lieben ihre Kirche.“

Letzteres kann Beate Rieß nur bestätigen. Seit 1992 restauriert sie von Zeit zu Zeit, immer so, wie die Kirchgemeinde gerade Geld hat oder Spender wie die Meißner Sparkassenstiftung den Erhalt der Blochwitzer Dorfkirche möglich machen. Wie wichtig das ist, weiß jeder, der diesen Ort betritt und von seiner Ausstrahlung und seinen Rätseln fasziniert ist. Denn davon gibt es hier noch mehr.