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Versicherung lässt Flutopfer zappeln

Ein Handwerker kommt in finanzielle Schwierigkeiten, weil seine Kunden Rechnungen nicht bezahlen können.

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Von Peggy Zill

Das Hochwasser im Juni hat bei den meisten Handwerkern die Auftragsbücher gefüllt. Das Problem: Manche Kunden können die Rechnungen nicht bezahlen. Entweder, weil die Sächsische Aufbaubank (SAB) noch kein Geld überwiesen hat oder, weil die Versicherungen sich damit viel Zeit lassen.

So geht es zurzeit Rainer Künstler. Der Hausmeister und Fliesenleger aus Leisnig hat Außenstände von rund 9 000 Euro. „Für mich als kleine Firma ist das hart“, so der Leisniger. Schließlich muss er seinen vier Mitarbeitern diese Woche wieder Lohn zahlen. Eine Baustelle bereitet ihm besonders Sorgen. Dort hat er die Räume gefliest und den Trockenbau übernommen. Die Kundin versuche nun schon, aus eigenen Mitteln und mit Ratenzahlungen die Rechnungen abzustottern, weil die Versicherung zu lange braucht. „Das kann es doch auch nicht sein. Das Geld muss endlich fließen“, so Künstler. Die Handwerker hätten schließlich mit viel Fleiß und Mühe versucht, den Flutopfern zu helfen.

Jede Rechnung einzeln einreichen

Die Kundin Künstlers, die lieber anonym bleiben will, hat zwar eine Versicherung gegen Hochwasserschäden. Allerdings muss sie jede Handwerkerrechnung einzeln einreichen. Von Döbeln geht die dann nach Dresden und in die Konzernzentrale. Ein Bausachverständiger prüft diese dann. „Das dauert Wochen“, erzählt die Frau. Sie kenne Leute, die hätten Kostenvoranschläge eingereicht und dann die komplette Summe erhalten. Über ihre Versicherung will sie sich nicht beklagen, aber über das Vorgehen des Sachverständigen. Zwei Tage lang stand die Mulde fast anderthalb Meter hoch in ihrem Haus. „Die Fenster durfte ich nicht austauschen, aber die Treppe wurde ersetzt. Obwohl mir ein Tischler gesagt hat, dass man die hätte aufarbeiten können“, erklärt sie. Als das Wasser weg war, hätten zudem viele Freunde geholfen, den Schlamm wegzuräumen und den Putz abzuhacken. „Die Arbeitsleistung müsste die Versicherung eigentlich auch zahlen. Hat sie bis heute aber nicht.“

Aufgrund der langen Verzögerungen wird die Frau wohl auch Weihnachten auf einer Baustelle verbringen müssen. „Dass man so um das Geld betteln muss, nervt“, sagt sie. Zum Glück halten die Handwerker zu ihr. Keiner habe bisher verweigert, bei ihr zu arbeiten.

Sie sei froh, dass sie überhaupt eine Versicherung habe und sich nicht durch die Anträge der SAB kämpfen muss. Dort hatte sie angefragt, ob sie finanzielle Unterstützung für Spundwände erhalten würde, bekam jedoch eine Absage. Und auch die Edelstahltürrahmen, die das nächste Hochwasser unbeschadet überleben werden, bezahlen weder die Aufbaubank noch die Versicherung.