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Viel Geduld für Null-Komma-Null-Etwas

Goldschürfen in der Wesenitz ist eine spannende Sache. Aber reich wird davon keiner. Da ist sich Hobbygoldsucher Matthias Köckritz ganz sicher.

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Von Jana Ulbrich

Die Herbstsonne lässt den Grund der Wesenitz glitzern und funkeln. Hier ist Gold! Und hier auch! Matthias Köckritz winkt lachend ab. „Alles nur Täuschung“, ruft er hinüber, „Katzengold ist das, völlig wertlos.“ Richtiges Gold, das liegt nicht so einfach an der Oberfläche.

Bis zu den Waden steht Matthias Köckritz im Wasser der Wesenitz. Der 55-jährige Bischofswerdaer ist inzwischen ein Profi unter den Hobbygoldsuchern der Lausitz. Direkt an seinem Grundstück am Ortsrand von Putzkau fließt das Flüsschen vorbei. Seit Jahrhunderten schon haben die Menschen hier Gold gesucht. Namen wie Goldbach oder Goldgruben künden noch heute davon. „Aber reich ist davon hier bestimmt keiner geworden“, ist Köckritz sich sicher. Und verdient sein Geld dann doch lieber ganz unspektakulär mit einer Trockenbaufirma und einem kleinen Uhren- und Antiquitätengeschäft.

Spannend genug ist die Goldwäscherei allemal. Und entspannend auf jeden Fall. Aber auch ziemlich anstrengend: „Schneller geht's, wenn man schon mal vorsortiert“, erklärt Köckritz und watet mit der Schaufel durchs Wasser. Fürs Vorsortieren hat er sich extra übers Internet eine Profi-Waschrinne aus den USA besorgt. Über 200 Euro hat das schwere Ding gekostet. Er muss die Rinne jetzt so geschickt in die Strömung platzieren, dass das Wasser weder zu schnell, noch zu langsam drüber fließt. Er hat Übung darin, schließlich macht er das ja den ganzen Sommer über.

Höchstens Flitter, fein wie Staub

Als die Rinne endlich richtig steht, beginnt Matthias Köckritz, Sand und Steinchen vom Grunde der Wesenitz hineinzuschaufeln. Schaufel für Schaufel für Schaufel. Dazwischen muss er immer wieder abwarten, bis das Wasser die Sedimente durch die Rinne gespült hat. Gold ist schwer, 18-mal schwerer als Wasser. Die feinen Flitter, die Köckritz zu finden hofft, müssten in den verschiedenen Rillen und Fangelementen am Boden der Waschrinne liegen bleiben. Fünf, zehn, fünfzehn Schaufeln, da müsste doch nun auch was dabei gewesen sein. Bisher, sagt Köckritz voller Stolz, hat er immer Gold gefunden. Aber eben nur winzige Flitter, mikroskopisch klein und fein wie Staub. Weniger als Null-Komma-Etwas. „Mehr ist hier nicht“, sagt er. Aber dafür ist es ja reines Gold.

Und es geht ja sowieso nur ums Vergnügen. „Herrlich ist das, an einem schönen Tag so im Wasser zu arbeiten. Für mich ist das die pure Entspannung“, schwärmt Matthias Köckritz und zündet sich erstmal eine Zigarette an. Ein Goldschürfer braucht vor allem Zeit und Geduld.

Alles, was in der Rinne liegen geblieben ist, muss nun erst einmal penibel in einen großen Plasteeimer gespült werden. Nichts, aber auch gar nichts, darf an dieser Stelle verloren gehen. „Denn wenn Gold dabei war, dann ist es auf jeden Fall in der Rinne geblieben.“

Jetzt erst kann das eigentliche Goldwaschen beginnen. Vorsichtig füllt Matthias Köckritz die Sedimente aus dem Eimer in die schwarze Goldwaschschüssel. Dann hockt er sich ins kalte Wasser und beginnt zu kreiseln. Immer wieder. Schöpfen und kreiseln. Es dauert eine kleine Ewigkeit, in der Köckritz die Welt um ihn herum vergisst. Bis da – endlich – ein winzig kleiner Goldflitter am Rande der Schüssel liegen bleibt. Nur ein geübtes Auge kann ihn unter der Lupe erkennen. Am Ende werden es zwei sein. Keine große Ausbeute für einen Nachmittag im Wasser.

Gold suchen kann jeder

Die Ausbeute eines ganzen Sommers ist auch nur in Null-Komma-Milligramm zu messen. Matthias Köckritz hat sie in einem kleinen Gläschen gesammelt – und freut sich dran. Etwas anders anfangen kann er sowieso nicht damit. Der Preis für eine Unze Feingold liegt zurzeit bei rund 1.200 Euro. Sein Schürferleben würde nicht ausreichen, um die Unze – 31,1 Gramm – jemals mit den Flittern aus der Wesenitz zusammenzubekommen.

Goldschürfen kann in der Oberlausitz theoretisch jeder, bestätigt Karin Bernhardt vom Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. In Sachsen ist das nicht verboten. Und nicht nur in der Wesenitz, die aus einem alten Stollen am Valtenberg kommt, sondern auch in anderen Bächen und Flüssen aus den Bergen würde sich Gold finden lassen. Wer sich die Mühe macht, muss aber ein Enthusiast sein, sagt sie. Einer wie Matthias Köckritz eben.