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Viele Beschwerden zur Buslinie 308

Der Vorfall in Großdittmannsdorf hat Folgen. Die Eltern wollen sich an Landrat und Ministerpräsident wenden.

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© Thorsten Eckert

Von Nadine Steinmann

Radeberg. Die Probleme mit der völlig überfüllten Buslinie 308, die zwischen Radeberg und Radeburg verkehrt, haben einen neuen Höhepunkt erreicht. Allerdings im negativen Sinne. Denn nachdem der Busfahrer am Donnerstagmorgen in Großdittmannsdorf zwei Grundschüler stehenlassen musste – der Bus war völlig überfüllt – hagelt es nur so Beschwerden. „Den Busfahrer trifft keine Schuld. Er muss schließlich auch die Sicherheit der Mitfahrenden gewähren“, erklärt Jens Purschwitz, einer der Ortschaftsräte aus Medingen, die seit Jahren darum kämpfen, dass sich an der Situation endlich etwas ändert. Die Verantwortlichen sitzen dagegen an anderen Stellen. So sind nach dem neuesten Vorfall zahlreiche und sicherlich erzürnte Anrufe bei Michael Tomeit eingegangen. Er ist im Landratsamt Meißen neben der Planung des öffentlichen Personennahverkehrs auch für die Schülerbeförderung zuständig. „Die Beschwerden der Eltern liegen jetzt bei ihm auf dem Tisch“, erklärt Jens Purschwitz.

Eltern schließen sich zusammen

Doch nur bei Beschwerden soll es nicht mehr bleiben. Die Eltern haben die Nase voll. Und nachdem am Donnerstag die beiden Grundschüler in Großdittmannsdorf stehengelassen wurden, haben sich immer mehr Eltern aus dem Radeburger Ortsteil bei Jens Purschwitz gemeldet, um künftig gemeinsam zu agieren. Um eine Lösung zu erzwingen. „Wir wollen uns demnächst zusammensetzen und ein Schreiben sowie eine Einladung aufsetzen.“ Zwei Exemplare sollen dabei verschickt werden. Eins an den Bautzener Landrat Michael Harig und eins an den sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich.

Das Ziel ist, beiden Politikern die Situation direkt vor Ort zu zeigen. Sprich: Zeigen, wie sich jeden Morgen Dutzende Kinder in den Schulbus quetschen, um irgendwie zur Schule zu gelangen. Dass dies nicht immer klappt, hat der Donnerstag gezeigt. Die beiden Kinder aus Großdittmannsdorf mussten dann mit dem Fahrrad zur Grundschule fahren. „So kann es nicht bleiben und wir als Eltern warten keine drei Jahre mehr auf eine Lösung“, zeigt sich Jens Purschwitz verärgert. „Und wenn ich mich in den Landtag oder den Kreistag setze“, so der Ortschaftsrat.

SZ-Leser sind empört

Doch genauso lange sollen die Eltern und die Schüler des Rödertals noch warten. Die Verantwortlichen im Bautzener Landratsamt haben mittlerweile gemeinsam mit dem Verkehrsverbund Oberelbe eine Studie in Auftrag gegeben, die die Busprobleme untersuchen soll. Die Ergebnisse werden bis Mitte 2017 erwartet. Doch die Verträge für die Buslinien im Landkreis Bautzen laufen noch bis Ende 2018, im Vorfeld muss eine Neuausschreibung erfolgen. Frühestens ab 2019 könnte sich somit nach aktuellen Planungen die Situation im Rödertal verbessern. Auch im Internet zeigen sich nach Veröffentlichung des aktuellen Vorfalls viele SZ-Leser empört.

So schreibt eine Facebook-Nutzerin folgendes: „Ich kann es echt nicht glauben, dass es hier keine Lösung geben soll. Die Probleme sind seit Jahren bekannt und es passiert vonseiten der Busbetreiber nix. Muss erst etwas Schlimmes passieren? Die Kosten für die Fahrkarte werden ja auch immer teurer. Es sind die Kinder, die die Unfähigkeit der Erwachsenen ausbaden müssen! Eine Lösung muss her und nicht erst in drei Jahren.“ Eine andere Leserin schreibt wiederum: „Ich habe schon oft früh in Lotzdorf und in Radeberg gegenüber der AOK hinter dem Bus an der Haltestelle gestanden und mich gefragt, wie so viele Kinder überhaupt in dem Bus Platz haben! Da steigen manchmal bestimmt 40 Kinder aus. Was ist, wenn der Busfahrer mal bremsen muss, an einen Unfall will ich gar nicht denken... Hier sollten in den Stoßzeiten zwei Busse eingesetzt werden, zur Sicherheit der Kinder!“

Fest steht: Die Eltern der betroffenen Kinder werden nun auf keinen Fall mehr lockerlassen. Schließlich schwelt die Debatte um den Wirrwarr auf der Buslinie schon lang genug. Ihren letzten Höhepunkt hatte sie vor knapp zwei Jahren erreicht, nachdem Schüler in der Ottendorfer Ortschaft Medingen angesichts voller Busse auf ihrem Weg zur Oberschule nach Radeburg einfach an den Haltestellen stehengelassen wurden. Und nun hat sich der Vorfall wiederholt. Nur dass diesmal Kinder in Großdittmannsdorf betroffen waren. Das berühmte Fass ist damit endgültig übergelaufen.