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Villa Sanssouci ist verkauft

Eine Gesellschaft aus dem Berliner Raum hat das Löbauer Haus für 286 000 Euro ersteigert. Nun sind viele Fragen offen.

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© Matthias Weber

Von Anja Beutler

Löbau. Verkauft! Löbaus Villa Sanssouci hat seit vergangenen Donnerstag einen neuen Besitzer. Das bestätigte Katja Müller-Pflugbeil vom Vorstand der Sächsischen Grundstücksauktionen AG. Das Unternehmen hatte am 23. November zur großen Auktion am Jahresende aufgerufen und die geschichtsträchtige Löbauer Villa im Angebotskatalog geführt – und das besondere Objekt auch mit einer zweiseitigen Vorstellung gewürdigt. Der Mindestpreis lag bei 250 000 Euro.

Den hat der neue Besitzer gezahlt – und noch eine Schippe draufgelegt. „Bei 286 000 Euro ist der Zuschlag erteilt worden“, bestätigt Frau Müller-Pflugbeil. An wen genau, das darf sie aus Datenschutzgründen nicht sagen. Nach SZ-Informationen ist das Haus aber an keine Einzelperson, sondern eine Gesellschaft aus dem Berliner Raum gegangen. Was genau diese mit der Villa vorhat, ist noch nicht öffentlich bekannt.

Dass dieses Schmuckstück trotz des für Löbauer Verhältnisse doch ordentlichen Preises sofort weggegangen ist, überrascht Katja Müller-Pflugbeil indes nicht. Und dafür gibt es zwei Gründe: Zum einen, weil es eben ein besonderes Objekt in gutem Zustand sei. Und zum anderen, weil es derzeit generell eine gute Nachfrage auf dem Immobilienmarkt gebe. Und das treffe nicht nur auf die Großstadtregionen zu, sondern zeige sich inzwischen auch deutlich in strukturschwächeren Regionen wie Ostsachsen und in den grenznahen Regionen. Nahezu 90 Prozent der Angebote aus den Auktionskatalogen können derzeit an den Mann gebracht werden. Dieser Trend spiegele sich auch in den Preisen wider, denn auch hier könne man eine Entwicklung erkennen.

Die Villa

Zahlreiche originale Details sind erhalten. Dazu gehören Wandmalereien, Holzvertäfelungen und Stuck.

640 Quadratmeter hat das Haus, knapp 2 500 Quadratmeter umfasst das Grundstück an der Hartmannstraße/Ecke August-Bebel-Straße im Zentrum Löbaus.

Nach dem Zweiten Weltkrieg zog die sowjetische Militärkommandatur hier ein, später die Stasi. Nach der Wende hatte das Standesamt hier seinen Sitz, als das Rathaus saniert wurde. Viele Paare schwärmen noch heute von der herrlichen Kulisse mit Freitreppe und der großen Magnolie davor.

Ein Privatmann hatte das Haus lange in Besitz, er hoffte, dass sich seine Kinder dafür interessierten, doch dies zerschlug sich. Im Sommer 2015 war das Haus in der Sendung „Mieten, kaufen, wohnen“ zu bewundern.

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Mit dem erzielten Preis für die Villa Sanssouci könne man ihrer Einschätzung nach sehr zufrieden sein. Denn man müsse ja auch immer im Blick behalten, dass für eine neuerliche Nutzung so einiges in das Haus investiert werden müsse. Zwar sei der Gesamtzustand noch ordentlich, allerdings seien die Ansprüche an eine Sanierung ja auch durch den Denkmalschutz noch einmal höher. Errichtet worden ist das Haus 1889 vom Kaufmann Eduard Rönsch, der persönliche Eindrücke von Orientreisen in den Entwurf und den Bau einfließen ließ. Der schmiedeeiserne Zaun, der das Grundstück umgibt, ist sogar dem berühmten Schloss Versailles nachempfunden.

Was genau nun aus dem Haus werden wird, wissen nur die neuen Besitzer. Katja Müller-Pflugbeil von der Sächsischen Grundstücksauktionen AG ist allerdings zuversichtlich, dass wieder neues Leben einziehen wird. Natürlich könne man bei der Auktion nicht im Vorfeld wissen, ob Spekulationen hinter dem Interesse stehen, betont sie. Aber in diesem Fall sei sie doch zuversichtlich. Außerdem, betont die Expertin, gehen viele Immobilien bei den Versteigerungen inzwischen an Investoren aus der Region. „Etwa die Hälfte der Immobilien geht an Käufer im unmittelbaren Umfeld“, erklärt sie. Und das hofft sie auch für Löbaus Villa Sanssouci. Denn die sei – nicht nur wegen ihrer wechselvollen Geschichte – vor allem auch architektonisch ein wunderbares Haus. Am besten wäre es also, wenn der Beiname „Sanssouci“ Programm werden würde und die Zukunft des Hauses ohne Sorgen voranginge.