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Visionen für die Aktentasche

Jetzt gibt es ein Leitbild für den Landkreis Mittelsachsen. Das lässt allerdings einige Fragen offen.

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© André Braun

Von Sylvia Jentzsch

Mittelsachsen. Es war ein langer Prozess, bis das Leitbild des Landkreises Mittelsachsen Formen angenommen hat. Jetzt wurde es den Kreisräten in Form einer Broschüre mit sechs Visionen vorgestellt. „Ziel ist es, das Identitätsgefühl der Leute im Landkreis zu stärken und Grundlagen für die weitere strategische Entwicklung für die nächsten zehn Jahre zu schaffen“, sagte der erste Beigeordnete des Landkreises Lothar Beier (CDU).

Einziger Vertreter aus dem Landkreis Döbeln in der Broschüre ist Vermögensberater Michael Schmidt. „Da ich mich in verschiedenen Gremien im Landkreis wie der Industrie- und Handelskammer sowie im Nachfolgenetzwerk der Unternehmer engagiere, wurde ich von der Agentur, die die Broschüre entwickelt hat, gefragt, ob ich zur Verfügung stehe“, so Michael Schmidt. Es wurde jemand gesucht, der von den Protagonisten abweicht, die bis dahin vertreten waren, so der Vermögensberater. Es habe verschiedene Themen gegeben, die für das Zusammenwachsen wichtig sind, eines davon sei das schnelle Internet gewesen. „Wie sehr das benötigt wird, merke ich im Unternehmen. Bis Ende vergangenen Jahres haben wir regelrecht unter der schlechten Anbindung gelitten. Nun stehen uns 50 Megabit zur Verfügung“, sagte Schmidt. Immerhin hat die Vermögensberatung in Döbeln 25 Mitarbeiter. „In der Finanzbranche und auch in vielen anderen Bereichen geht es nicht mehr ohne das schnelle Internet. Deshalb stehe ich in der Landkreisbroschüre dafür“, sagte Michael Schmidt.

Seit zehn Jahren ein Landkreis

Was ist Mittelsachsen? Wer sind wir Mittelsachsen? Die Antworten auf diese Fragen fallen manchem noch schwer. Der Landkreis Mittelsachsen ist ein junger Landkreis – entstanden 2008 durch die Zusammenlegung der Kreise Freiberg, Mittweida und Döbeln. „Mit dem Leitbild für Mittelsachsen wollen wir zeigen, wie es bei uns ist – und gemeinsam Visionen erarbeiten, wo wir uns hin entwickeln“, so Landrat Matthias Damm. Ein Redaktionsteam des Landratsamtes hat es in Zusammenarbeit mit der Dr. Sternkopf Media Group Flöha in Worte gefasst und gestaltet. In dem knapp 50-seitigen Heft kommen Kinder, Frauen und Männer aus Mittelsachsen zu Wort. Sie erzählen, warum sie gern im Kreis leben – und welche Träume und Wünsche sie haben. Sechs Visionen bilden die Grundlage.

Die Visionen

Vision 1: Mittelsachsen ist zusammengewachsen

Vision 2: Unsere Menschen bleiben hier

Vision 3: Jeder findet Arbeit und hat eine berufliche Perspektive

Vision 4: Wir Mittelsachsen lieben Kinder

Vision 5: Wie heben unsere Schätze

Vision 6: Wir Mittelsachsen packen’s an

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„Mittelsachsen ist in sich verschieden, das war vor zehn Jahren so, das ist heute so und wird auch in Zukunft so sein. Aber genau das sind unsere Potenziale und unsere Stärken“, so der Landrat. Die Mentalitäten der Menschen im großen Flächenlandkreis seien traditionell unterschiedlich gewachsen. Diese Unterschiedlichkeiten seien aber „ein unheimliches Pfund“. Regionale Verwurzelung und die Individualität sowie die verschiedene Art und Weise, wie Menschen denken und fühlen, hätten auch ihren Reiz, ergänzt der Landrat.

Diese unterschiedlichen Erwartungen spiegeln sich in dem Leitbild wider. Denn die Einwohner des Landkreises könnten sich aktiv an der Erarbeitung des Leitbildes beteiligen. Dafür war ein Fragebogen erarbeitet worden, dessen Beantwortung online oder über die Gemeinden eingebracht werden konnte. Auch eine öffentliche Debatte zum Leitbild-Workshop hatte es gegeben.

Das Leitbild für die nächsten zehn Jahre kostete rund 8 000 Euro. Hinzu kommen die Druckkosten, „die noch nicht final feststehen“, so ein Kreissprecher. Zunächst sei eine Auflage von 5000 Stück geplant.

Farbgestaltung wird erklärt

Im Mittelpunkt der Broschüre stehen Menschen, wie Kai Floßner, Chef einer Gerüstbaufirma, Dirk Sittner, Inhaber eines Metallbauunternehmens oder die Mutter Isabell Wolf, die für Dinge und persönliche Wünsche stehen. Dr. Sylvia-Michele Sternkopf erklärte den Kreisräten, warum sie eine relativ dunkle Farbgebung bei den Porträtfotos gewählt hat. „Farbige Broschüren gibt es überall, sie sind austauschbar. Mit dem Schwarz-weiß-Format werden die Menschen mit ihren Charakteren besser betont“, so Sternkopf. Das Blau des Landkreises ergänzt das Format.

Als ein Herzensprojekt bezeichnete Elisabeth Schwerin, Kreisrätin Bündnis 90/Grüne, ihre Mitarbeit an der Broschüre. Nun komme es darauf an, was damit gemacht werde. „Es ist ein Leitbild zum Mitnehmen, das jeder Bürgermeister in der Tasche haben kann. Es zeigt, wohin wir wollen“, so Elisabeth Schwerin. Auch der Döbelner Kreisrat Lothar Schmidt (Die Linke) meldete sich zu Wort. „Das Leitbild ist ein Pflasterstein auf einem langen Weg, der sachliche Versuch, Antworten für die Entwicklung des Landkreises zu geben.“ Der Kreisrat schlug vor, alle zwei Jahre Rechenschaft abzulegen, wie das Leitbild inhaltlich umgesetzt wurde.

Das Leitbild soll motivieren, Orientierung bieten und werben und ist zugleich der Handlungsrahmen für die Arbeit des Kreistages und der Verwaltung sein. Im nächsten Schritt werden konkrete Maßnahmen zur kurz-, mittel- und langfristigen Umsetzung der Visionen benannt. Der Katalog soll bis zum Dezember 2018 entstehen. „Überall dort, wo die Organisationsstrukturen auf den Landkreis ausgerichtet sind, wie beispielsweise Industrie- und Handelskammer, Handwerkskammer, Kreissportbund, unser gemeinsames Theater und beim Mittelsächsischen Kultursommer, denken die Menschen schon mittelsächsisch. Beispiele sind die hohe Akzeptanz des mittelsächsischen Landkreislaufes und gemeinsame wirtschaftliche Aktivitäten wie unsere Ausbildungsmessen, die nach einem Konzept an verschiedenen Standorten des Landkreises durchgeführt werden“, erklärt der erste Beigeordnete.